Studie der Verbraucherzentrale: Konsumenten unzufrieden
Die Verbraucherpolitik erhält in einer Studie schlechte Bewertungen. Nicht mal ein Drittel der Befragten sind mit ihrer Situation als Verbraucher zufrieden.
BERLIN taz Verbraucher in Deutschland fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Das ist das Ergebnis einer von der Verbraucherzentrale beauftragten Erhebung. Die Hälfte aller Befragten ist der Meinung, dass sich die Bundesregierung nicht genug für den Verbraucherschutz einsetzt. Ein ebenfalls vorgelegter Index der Bundesländer zeigt: Trotz positiver Trends verdient kein Bundesland die Note "gut".
Weniger als ein Drittel der Befragten der Studie ist mit seiner Situation als Verbraucher zufrieden. Vor allem bei Familien und ärmeren Haushalten ist die Verdrossenheit groß. Die meisten Befragten konnten nicht einen Verbraucherpolitiker beim Namen nennen. Zudem ist Verbraucherschutzminister Horst Seehofer weniger bekannt als seine Vorgängerin Renate Künast. Nach Branchen gefragt, liegen die Gas- und Stromversorger und die deutsche Bahn am unteren Ende einer Zufriedenheits-Skala. Eine Kennzeichnung und Kontrolle von Lebensmitteln sowie die hohen Energiepreise sind nach Ansicht der Befragten zu verbessernde Themen.
Beim Länderranking sind die Ergebnisse mit einem Notenschnitt von 3,6 besser ausgefallen als in den Vorjahren. Hamburg ist mit 77 Prozent der Gesamtpunkte Spitzenreiter. Klarer Verlierer ist Schleswig-Holstein, das als einziges Land die Note "mangelhaft" erhält. Aufsteiger des Jahres ist Mecklenburg-Vorpommern. "Verbraucherschutz ist eben nicht nur eine Frage des Geldes, sondern vor allem des politischen Willens", so Gerd Billen, Vorstand der Verbraucherzentrale.
Besonders bei den Lebensmittelbehörden hätten viele Länder Personal eingespart und weniger Kontrollen durchgeführt, kritisiert Billen. "Was bringt es, wenn die Regierungen Gesetze beschließen, der Vollzug aber unzureichend ist?" Zudem seien die finanziellen Zuwendungen der Länder für die Verbraucherberatung um über zehn Prozent auf 35 Cent pro Einwohner gesunken. "Wie erfolgreich kann eine Beratung für eine vierköpfige Familie sein, wenn sie den Bundesländern nicht den Preis von zwei Kugeln Eis wert ist?", fragt Billen. Resultat seien falsche, oft mit erheblichen Folgekosten verbundene Entscheidungen der Konsumenten.
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