Strukturwandel im Hafen: Passagiere statt Container
Die Kreuzschifffahrt boomt: Hamburg plant statt des geplanten neuen Containerterminals eines für Kreuzfahrtschiffe - inklusive Gondelbahn.
HAMBURG | taz Von der Gondelbahn zum Traumschiff – in Hamburg könnte es bald so weit sein. In der Hansestadt wird ein drittes Kreuzfahrtterminal erwogen, zu dem man von St. Pauli aus mit einer Seilbahn gelangen kann. Vom Millerntor sollen die Gondeln in mehr als 60 Meter Höhe über die Schiffe hinweg zum Musical-Zelt „König der Löwen“ auf die andere Elbseite schweben und von dort in gemäßigter Höhe 1,4 Kilometer weiter zum neuen Terminal. Die Passagiere hätten auf dem Weg „einen spektakulären Blick auf den Hafen“, schwärmt bereits die Handelskammer.
Gondeln statt Container – das ist eine Folge eines Strukturwandels im Hafen. Seit Jahren stagnieren die Umschlagszahlen, der Kreuzfahrttourismus dagegen boomt: Die Fahrgastzahlen steigen seit Jahren, die Handelskammer errechnete für das Jahr 2011 eine Wertschöpfung von 204 Millionen Euro. Deshalb denkt die Hansestadt um.
Im mittleren Hafen war ein neues Central-Terminal Steinwerder geplant, von jetzt etwa neun Millionen Standardcontainern (TEU) sollte die Kapazität bis 2025 auf 25 Millionen TEU nahezu verdreifacht werden. Diese vor drei Jahren von der Hafenwirtschaft noch als „belastbare Prognose“ eingestufte Kaffeesatzleserei wurde inzwischen zur „Potenzialanalyse“ herabgestuft – Container sind auf absehbare Zeit Mangelware.
Gut betuchte Passagiere aus aller Welt hingegen strömen in die Stadt. Und deshalb will Hamburg auf Steinwerder kein Container-Terminal mehr bauen, sondern für 50 Millionen Euro ein drittes Passagier-Terminal nach denen in der Hafencity und in Altona. Straßen- und Schienenanschluss gibt es, und eine Gondelfahrt zu einem vermutlich deutlich zweistelligen Euro-Betrag wird die Traumschiff-Klientel kaum schrecken.
Ein erstes Gipfeltreffen von Senat, Hafenwirtschaft und großen Kreuzfahrt-Reedereien endete kürzlich voller Optimismus. Bis Ende Juni soll über Terminal und Seilbahn entschieden werden.
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