Stromkunden zahlen für Eon-Spekulationen: Eon hat sich verzockt
Der Energiekonzern Eon hat in den vergangenen Jahren riesige Gewinne gemacht - und sie in der Finanzkrise verspielt. Nun erhöhen die Düsseldorfer die Preise.
FREIBURG taz Der Energiekonzern Eon hat durch die Finanzkrise offenbar viel Geld verloren. Im jüngsten Zwischenbericht zur Geschäftsentwicklung heißt es, man habe "höhere Aufwendungen aus derivativen Finanzinstrumenten gehabt". Genauer wird der Konzern nicht. Der Abschreibungsbedarf ist delikat, weil Eon als einziger der vier großen Stromanbieter angekündigt hat, in Kürze die Strompreise zu erhöhen; die Vertriebsgesellschaften werden im Februar 7,4 bis 9,2 Prozent aufschlagen.
"Das verlorene Geld sollte der Konzern besser abschreiben und nicht über ungerechtfertigte Erhöhungen der Strompreise wieder hereinholen", sagt Bärbel Höhn, stellvertretende Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion. Es sei "nicht hinnehmbar", Spekulationsverluste auf die Verbraucher abzuwälzen. Höhn bezieht sich dabei auch auf eine Kurzstudie, die Uwe Leprich, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken, im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen erarbeitet hat. Sie zeigt, dass Eon, RWE, Vattenfall und EnBW ihre Gewinne von zusammen 6,4 Milliarden Euro in 2002 auf 19,5 Milliarden Euro im Jahr 2007 verdreifachen konnten. Insgesamt haben die Unternehmen von 2002 bis 2007 zusammen rund 80 Milliarden Euro Gewinn gemacht, allein Eon erzielte 2007 einen Rekordgewinn von 10,5 Milliarden Euro.
Laut Studie konnte das gelingen, weil es "bei der Stromerzeugung keinen funktionierenden Wettbewerb" gebe. Denn der Anteil der vier Energiekonzerne an den konventionellen Erzeugungskapazitäten liegt weiterhin deutlich über 80 Prozent. Zur "Normalisierung" der Gewinne müsse es "mindestens ein Moratorium für die vier Unternehmen bei der Errichtung neuer Kraftwerke" geben, schreibt Autor Leprich. Grünen-Politikerin Höhn fordert darüber hinaus, dass "insbesondere Eon und RWE entweder in mehrere unabhängige Regionalunternehmen aufgeteilt werden oder Kraftwerke an Stadtwerke verkaufen".
Ziel der Studie war es zudem, die Gewinne der Konzerne nach den jeweiligen Stufen der Wertschöpfungskette aufzusplitten. Doch die Analyse, welche Gewinne etwa im Strom- und Gassektor oder in der Stromerzeugung und im Stromvertrieb gemacht werden, war anhand der verfügbaren Daten nicht möglich. Es würden, so die Autoren, die bestehenden Bilanzierungsvorschriften ausgenutzt und "Bereiche in Tochterunternehmen ausgegliedert, die keinen Einzelabschluss veröffentlichen müssen".
Fazit: Obwohl die Unternehmen auf den ersten Blick erhebliche Mengen an Informationen bereitstellten, sei ihre Informationspolitik bei genauer Analyse recht "zurückhaltend".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel