: Streithähne besänftigt
■ Bürgerkriegsflüchtlinge können in acht Wochen nach Hohenschönhausen
Etwa acht Wochen soll es noch dauern, bis die Anlaufstelle für Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien vom Waterloo-Ufer nach Hohenschönhausen umziehen kann. Das sagte eine Sprecherin der Innenverwaltung gestern bei einem klärenden Gespräch mit der Hohenschönhauser Bezirksbürgermeisterin Brunhild Dathe (parteilos) in Hohenschönhausen. Baumaßnahmen verhinderten einen schnelleren Umzug.
Im Dezember hatte es Streit zwischen der Innenverwaltung und dem Bezirk Hohenschönhausen gegeben. In einem Flügel des Gebäudes auf einem ehemaligen Gelände der Staatssicherheit in der Hohenschönhauser Ferdinand- Schulze-Straße arbeiteten bis vor kurzem noch Beschäftigte zweier Bezirksämter. Die Innenverwaltung warf dem Bezirk vor, das Gebäude nicht rechtzeitig geräumt und die Baumaßnahmen verzögert zu haben.
Dagegen erklärte Bezirksbürgermeisterin Dathe, daß ein anderer Flügel des Gebäudes als Anlaufstelle vorgesehen sei. In diesen vier Etagen wären Umbauarbeiten sehr wohl möglich gewesen. Außerdem habe die Innenverwaltung keinen Bauantrag gestellt. Das wiederum bestritt Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) energisch. Für zusätzliche Irritation sorgte ein Artikel in der Welt, in dem behauptet wurde, der Umzug hätte bereits Mitte November abgeschlossen sein müssen.
In dem Gespräch versuchten die Parteien deutlich zu machen, daß sie eigentlich die gleichen Interessen hätten – nämlich möglichst früh menschenwürdige Bedingungen für die Flüchtlinge herzustellen. Dies ist nach den Bauplänen frühestens im März der Fall.
Senatsrat Axel Buschendorf zeigte sich überrascht, daß es zu diesem Gespräch überhaupt kommen mußte. Rein theoretisch fragte er: „Worüber streiten wir eigentlich? So was blockiert doch nur die Arbeit.“
Ismail Hakki Kosan vom Bündnis 90/ Die Grünen vermutet hinter dem Verhalten der Innenverwaltung allerdings eine „Verschleppungstaktik“. Da die Serben und Kroaten bald wieder zurückgeschickt würden, reiche die Kapazität am Waterloo-Ufer wieder aus. „Dann können diese Räumlichkeiten für andere Verwaltungsbereiche genutzt werden“, sagte er zur taz.
Zur Zeit halten sich nach Schätzungen des Roten Kreuzes zwischen 30.000 und 50.000 bosnische Flüchtlinge in Berlin auf. Täglich kämen rund 300 dazu. Martin Hörnle
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