■ Streit um Wielandparkplatz: Nur Verlierer
Der Schnitt durch den berühmten gordischen Knoten ist oft kaum mehr als das Eingeständnis, daß außer dem finalen Cut nichts mehr geht. Befriedigung kann man dabei nicht empfinden, eher Unbehagen. Die Entscheidung von Bausenator Nagel und seinem Finanzkollegen Pieroth, das Bebauungsplanverfahren für die Geschäfts- und Wohnbauten auf dem Parkplatz zwischen Wieland- und Leibnizstraße dem Bezirk zu entreißen und auf Senatsebene durchzuziehen, bedeutet einen derartigen Befreiungsschlag, der den Namen nicht verdient. Haben doch fast alle am Procedere Beteiligten dabei verloren. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß es nach Bauwettbewerben Streit gibt zwischen allen Parteien und Drohgebärden aufgefahren werden. Die Mitglieder einer von Partikularinteressen geprägten Gesellschaft sind sogar aufgefordert, für ihre Ansprüche in den Ring zu steigen. Im Falle Wielandparkplatz ging es aber nie um Kooperation, sondern um die Bewahrung von Essentials. Der Architekt sowie sein Baustadtrat blieben hart, als es darum ging, einen steinernen Platz und zwei Häuserriegel durchzudrücken. Das sei „städtisch“ – und sie haben recht damit. Daß der Planungsprozeß dabei auf der Strecke und den Anwohnern nur die Rolle von Statisten blieb, ist ein Resultat unzureichender Planungskultur in der Stadt seit 1989. Die Bürgerinitiative selbst hat dazu nicht wenig beigetragen, ging es ihr doch darum, ihr Wohnumfeld ängstlich vor jeder Veränderung zu bewahren. Grün war die Hoffnung. Und nichts war unklüger, als fünf vor zwölf dem Investor einen Alternativentwurf zu präsentieren, der nicht nach Stadt, sondern nach Idylle schreit. Daß der Bausenator nun den Bezirk düpiert und der Finanzsenator den Sachzwang des Geldes anführt, läßt nur Verlierer zurück. Rolf Lautenschläger
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