piwik no script img

Streit um Umzug nach jwd

■ Fachhochschule für Sozialarbeit soll nach Hellersdorf/ Entscheidung des Bausenators brüskiert Bezirk Spandau

Berlin. Die Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (FHSS) soll nach dem Willen von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) nach Hellersdorf umziehen. Die überraschende Entscheidung der Landesregierung hat unter den Professoren und rund tausend Studenten der FHSS nun einen Streit über den neuen Standort ausgelöst. Seit zehn Jahren steht fest, daß die FHSS aus ihrem Gebäude in Schöneberg in ein größeres umziehen muß – benötigt wird eine fünfmal größere Fläche. Fünf Jahre lang plante man auf Initiative der Schule den Umzug. Im Herbst 1991 beschloß der Senat als neuen Standort Spandau. Die Pläne sind ausgearbeitet und könnten sofort realisiert werden.

Ein Mitglied aus dem Kuratorium der FHSS vermutet, die Schule soll dem Senat als Lückenfüller für das geplante Stadtteilzentrum in Hellersdorf dienen. Am 30. September hatte Bausenator Wolfgang Nagel angekündigt, die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege nach Hellersdorf zu verlegen. Zu diesem Zeitpunkt war deren Neubau in Lichtenberg aber längst in Angriff genommen. Die FHSS vermutet, die MEGA Entwicklungs-Gewerbeansiedlungs-AG, die in Hellersdorf das Stadtteilzentrum baut, wolle vom Senat eine Garantie für die Vermietung ihrer Räume.

Der Prorektor der FHSS, Professor Martin Grieser, will am Standort Spandau festhalten. Er befürchtet, der Standort Hellersdorf könnte der Entwicklung der Schule schaden. Hellersdorf liege, so Grieser, am Rande der Stadt „auf der grünen Wiese“ und sei verkehrstechnisch schwer zu erreichen. Der Prorektor befürchtet, daß die Zusammenarbeit mit sozialen Projekten gefährdet, gar zerstört werden könnte. Spandau sei nach Meinung Griesers besser in die Infrastruktur Berlins einbezogen. In Hellersdorf könnte mit dem Bau auch nicht früher als in Spandau begonnen werden.

Intern gibt es in der Fachhochschule Kritik an den Argumenten des Prorektors. Nils Rosenberg von der Pressestelle der FHSS sagte, es sei verhängnisvoll, wenn die Verwaltung und Hochschullehrer gegen einen bestimmten Stadtteil polemisierten. Ostberlin dürfe kein Hinderungsgrund sein. Spandau liege genauso in einer Randlage wie Hellersdorf. Ein Drittel der FHSS-Studenten kämen ohnehin aus den Ostberliner Bezirken. Zudem erwartet Rosenberg, daß in den Hellersdorfer Nachbarbezirken Marzahn und Hohenschönhausen neue Projekte für die Zusammenarbeit im sozialen Bereich gefunden werden können.

Der Bürgermeister von Spandau, Sigurd Hauff, hat gestern den Senat aufgefordert, sich für den Standort Spandau zu entscheiden. Der Neubau der FHSS in Spandau sei vom Bezirk seit langer Zeit geplant und erwünscht, der Senat habe mit seiner Entscheidung für Hellersdorf sämtliche Gremien übergangen. Heute wird der Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses über den endgültigen Standort der FHSS entscheiden. mal

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen