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Streit um Sicherheit

■ Lübecker Synagoge: Polizei hat noch keine Hinweise auf die Brandstifter

Nach dem zweiten Anschlag auf die Lübecker Synagoge hat der Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde, Heinz Jaeckel, sich gegen die Diskussion um eventuelle Sicherheitsversäumnisse der Polizei gewandt. „Es geht nicht primär um die Sicherheit, es geht darum, daß sowas in unserer Gesellschaft überhaupt passiert“, erklärte Jaeckel gestern in Hamburg. Er richte keine Vorwürfe an die Polizei, einen hundertprozentigen Schutz könne es nicht geben. Gestern hatten Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde der taz berichtet, daß der polizeiliche Schutz der Synagoge in letzter Zeit nachgelassen habe (siehe auch Seite 4).

Der schleswig-holsteinische CDU-Chef Ottfried Hennig kritisierte hingegen das Sicherheitskonzept. Zwar habe die Polizei „die ihr übertragenen Aufgaben pflichtgemäß und sorgfältig erledigt“, aber der Auftrag sei „falsch“ gewesen, sagte Hennig. Die „stündliche Bestreifung zu unterschiedlichen Zeiten“ bezeichnete er als „offenkundig nicht zureichend“. Ausreichender Schutz hätte „in Zivil und der Würde eines Gotteshauses entsprechend“ gegeben werden können. Der FDP-Fraktionschef Ekkehard Klug hielt indessen dagegen. Auch unter einem CDU-Innenminister hätte es keinen absoluten Schutz geben können. Hinter der Tat habe eine erhebliche kriminelle Energie gestanden, so Klug.

Währenddessen gibt es laut Auskunft der Sonderkommission des Landeskriminalamts Kiel bislang keine erfolgversprechende Spur, die zur Festnahme der Täter führen könnte. Zwar gebe es etwa 60 Hinweise, die aber zum großen Teil nicht aus der Bevölkerung stammten, sondern aus den früheren Brandanschlägen in Lübeck und Mölln resultierten. Auch die Aussetzung einer Belohnung von 100.000 Mark zeige erfahrungsgemäß erst nach Tagen Wirkung. lno

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