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■ Mit geordneten Bananen auf du und duStreit um Lizenzen

Brüssel (taz) – Vor drei Jahren beschlossen die EU-Regierungen in einer Kampfabstimmung, daß Europa einen gemeinsamen Bananenmarkt brauche. In einigen Mitgliedstaaten war der Markt bis dahin ganz abgeschottet gewesen, um den Absatz eigener Bananen aus den Überseeterritorien und solcher aus ehemaligen Kolonien in Afrika, der Karibik und dem Pazifik (AKP) zu sichern. In Bezug auf Aussehen und Preis hätten diese nämlich kaum mit den sogenannten Dollarbananen aus Lateinamerika konkurrieren können.

Auf dem Bananenbinnenmarkt sollte dieser Schutz vereinheitlicht werden. Während heimische und AKP-Bananen unbeschränkt eingeführt werden können, ist der Import von Dollarbananen nur noch im Rahmen bestimmter Kontingente möglich. Führt ein Importeur Dollarbananen ohne Lizenz ein, winken saftige Strafzölle. Besonders ärgerlich für die deutschen Importeure: Rund 30 Prozent der Lizenzen für die Einfuhr von Dollarbananen ging an Importeure, die bisher nur mit EU- und AKP-Bananen gehandelt hatten. Diese machten in der Regel ein gutes Geschäft damit, daß sie die Lizenzen wieder an die Deutschen zurückverkauften. In Deutschland zogen die Bananenpreise folglich kräftig an, der Umsatz sank. Aber auf der anderen Seite sank auch der Absatz französischer, spanischer und AKP- Bananen, weil in den bisher abgeschotteten Märkten jetzt auch die schöneren Dollarbananen angeboten werden.

Um eine politische Reform der Marktordnung wird heftig gerungen. Deutschland etwa will die Gesamteinfuhr von Dollarbananen von 2,2 Millionen auf 3 Millionen Tonnen erhöhen. Frankreich ist dagegen nach wie vor gegen eine Erhöhung der Kontingente. Das Reformpaket, das die Kommission auf dem heutigen Agrarministerrat vorlegt, liegt in der Mitte. Agrarkommissar Franz Fischler schlägt nur eine Anhebung um 350.000 Tonnen vor. So soll der Bedarf der neuen Mitgliedstaaten Österreich, Schweden und Finnland gedeckt werden, wo bisher fast ausschließlich Dollarbananen gegessen wurden.

Tröstlich für die deutschen Importeure, die auf den Märkten der drei neuen EU-Staaten schon immer stark vertreten waren: Nach den Vorschlägen der Kommission sollen die Importlizenzen weitgehend unter denjenigen Händlern aufgeteilt werden, die schon immer mit Dollarbananen handelten. Christian Rath

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