Streit um Krankenhaus in Irland: Sorge vor Einfluss der Nonnen

Eine neue irische Entbindungsklinik steht auf dem Areal eines katholischen Ordens. Kritiker befürchten, dass dadurch Abtreibungen erschwert werden.

Aufsicht auf vier blau gekleidete Nonnen, die Teetassen ind er Hand halten

Nonnen der Sisters of Charity in Dublin beim Tee Foto: Julien Behal/picture alliance

DUBLIN taz | Dublin bekommt ein neues nationales Entbindungskrankenhaus. So viel steht fest. Wer dort das Sagen hat, steht allerdings nicht fest. Die irische Regierung hat Anfang der Woche beschlossen, das alte Entbindungskrankenhaus auf ein Grundstück umzusiedeln, das den Sisters of Charity gehört. Der katholische Orden betreibt auf dem Gelände zwei eigene Krankenhäuser. Nun ist die Sorge groß, die Nonnen könnten Einfluss auf das Krankenhaus nehmen und etwa versuchen, Abtreibungen zu verhindern.

Die Nonnen haben das Grundstück an die neu gegründete Wohlfahrtsorganisation St. Vincent’s Holdings übertragen, die das Land für 299 Jahre an den Staat verpachtet. Das soll suggerieren, dass man sich nicht in die Belange des Krankenhauses einmischen werde. Die Direktoren der neuen Organisation werden aber zum Teil vom Orden ernannt.

In Irland hat sich im vergangenen Jahrzehnt viel getan, die gleichgeschlechtliche Ehe sowie Abtreibungen wurden per Volksentscheid mit deutlicher Mehrheit legalisiert. Die Politiker hinken der Bevölkerung jedoch hinterher und trauen sich nicht, die katholische Kirche zu konfrontieren, obwohl die ihren Kredit durch jede Menge Skandale restlos verspielt hat.

Von den konservativen Regierungsparteien Fianna Fáil und Fine Gael, die Irland seit der Staatsgründung vor 100 Jahren regieren, ist nichts anderes zu erwarten. Doch auch die Grünen, der kleine Koalitionspartner, sind für ein paar Pöstchen bereit, ihre Großmutter zu verkaufen.

Undurchsichtige Korrespondenz mit dem Vatikan

Die Oppositionspartei Sinn Féin hat am Mittwoch einen Antrag ins Parlament eingebracht, wonach die Regierung verpflichtet werden soll, „das Grundstück und das Gebäude in öffentliches Eigentum“ zu überführen. Die Regierungsabgeordneten enthielten sich der Stimmen – bis auf zwei Grüne, die dafür stimmten und prompt für sechs Monate aus der Fraktion geworfen wurden. Der Sinn-Féin-Antrag wurde mit 56 zu 10 Stimmen bei 69 Enthaltungen angenommen. Aber das Ergebnis ist nicht bindend, die Regierung wird es ignorieren.

Aber es könnte den Pachtzins beeinflussen. Der Orden verlangt lediglich 10 Euro pro Jahr. Das ist aber an Bedingungen geknüpft. Eine davon ist, dass der Staat keine Schritte einleitet, das Grundstück zu kaufen. In dem Fall würde sich die Pacht auf 850.000 Euro im Jahr erhöhen.

Kritiker monieren, dass die Regierung das Grundstück nicht einfach per Enteignungsbeschluss gekauft hat. Sie verlangen auch, dass der Orden seine Korrespondenz mit dem Vatikan veröffentlicht. Dessen Grundsatz ist es, Abtreibungen zu verhindern, wo es möglich ist. Dass die Korrespondenz unter Verschluss gehalten wird, müsste selbst Gutgläubige misstrauisch machen.

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