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Streit um Desertec-Projekt eskaliertEin weiterer Rückschlag

Die Stiftung Desertec und das Industriekonsortium Dii gehen künftig getrennte Wege. Der Grund sind unterschiedliche Konzepte.

Sonnenstrom aus der Wüste: in Kalifornien gibt es den schon. Bild: dpa

HEIDELBERG afp | Der Streit zwischen der Stiftung Desertec, die Wüstenstrom aus Nordafrika und dem Nahen Osten nach Europa bringen will, und dem Industriekonsortium Dii, das diese Vision realisieren soll, ist eskaliert. Die Desertec Stiftung erklärte am Montag in Heidelberg, sie kündige ihre Mitgliedschaft bei der Dii GmbH, die sie 2009 mitgegründet hatte.

Grund seien „unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten bezüglich der zukünftigen Strategie“.

Desertec richtete schwere Vorwürfe an die Führung der Dii, zu der Unternehmen wie Schott Solar, Deutsche Bank, Eon, RWE oder ABB gehören. Mit ihrem Ausstieg wolle Desertec vermeiden, „unverschuldet in den Sog negativer Berichterstattung über die Führungskrise und Orientierungslosigkeit des Industriekonsortiums„ gezogen zu werden.

Medienberichten zufolge streiten die Dii-Geschäftsführer Paul van Son und Aglaia Wieland über die künftige Strategie: Van Son wolle Pläne für einen raschen Export von Wüstenstrom nach Europa vorerst zu den Akten legen, Wieland verfolge dieses Ziel weiter.

Desertec-Geschäftsführer Thiemo Gropp erklärte, er habe Verständnis für die „Herausforderungen“, mit denen die Dii zu kämpfen habe. „Es war uns immer klar, dass die Umsetzung der Idee, in den Wüsten dieser Erde Strom zu produzieren, kein leichtes Unterfangen wird.“

Nach „diskussionsreichen Monaten“ müsse die Stiftung aber „leider feststellen“, dass sie ihre Unabhängigkeit nicht gefährden dürfe. „Deshalb werden Dii und die Stiftung fortan getrennte Wege gehen.“ Dies schließe eine künftige Zusammenarbeit aber nicht aus.

Die Desertec Stiftung ist Idee- und Namensgeberin des Konzepts. Die FAZ berichtete am Montag, die Stiftung wolle es dem Konsortium untersagen, den Begriff Desertec in den Konzepten und Veröffentlichungen der Dii weiter zu erwähnen.

Für das Dii-Konsortium wäre dies ein weiterer Rückschlag, nachdem Siemens und Bosch der Initiative den Rücken gekehrt hatten.

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