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Streit nach Terrorangriff auf GrenzsoldatenAnschlag spaltet Ägypten

Der gewaltsame Tod von 16 Soldaten lässt in Ägypten die Feindschaft zwischen Militär und Islamisten neu aufflammen. Beim Begräbnis bewirft ein Mob den Regierungschef mit Steinen.

Gespannte Lage: Um das Begräbnis der 16 getöteten Grenzsoldaten hatte es in Kairo Ausschreitungen gegeben. Bild: dpa

KAIRO dpa | Der blutige Anschlag von Terroristen auf ägyptische Grenzsoldaten hat die politischen Lager in Ägypten weiter gespalten. Der islamistische Staatspräsident Mohammed Mursi blieb am Dienstag dem Staatsbegräbnis der 16 getöteten ägyptischen Soldaten fern - aus Sicherheitsgründen, wie aus der Präsidentschaftskanzlei in Kairo verlautete.

Der von ihm eingesetzte Ministerpräsident Hischam Kandil wurde an der Teilnahme am Begräbnis gehindert. Ein Mob bewarf sein Fahrzeug mit Steinen, so dass er umkehren musste.

Unbekannte Bewaffnete hatten am Sonntag auf der Halbinsel Sinai 16 ägyptische Soldaten in der Nähe des palästinensischen Gazastreifens getötet. Anschließend waren mehrere Angreifer mit einem erbeuteten gepanzerten Fahrzeug nach Israel eingedrungen, wo sie vom israelischen Militär getötet wurden.

Mursi, der im Juni zum ersten zivilen Präsidenten in der Geschichte des Landes gewählt worden war, versuchte die Wogen zu glätten, indem er einige der beim Terrorangriff verletzten Soldaten in einem Militärkrankenhaus in Kairo besuchte. Das Staatsbegräbnis wurde vom Chef des mächtigen Militärrates, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, angeführt. Teilnehmer riefen Sprechchöre gegen Mursi und die Muslimbruderschaft, aus der dieser kommt.

Muslimbruderschaft hatte Israel des Angriffs beschuldigt

Die Islamisten-Bewegung hatte selbst Öl ins Feuer gegossen, als sie am Montag auf ihrer Webseite den Terrorangriff auf das Konto des israelischen Geheimdienstes Mossad geschoben hatte. Diese Darstellung musste das Militär-Establishment empören, das den gewaltsamen Tod von 16 seiner Soldaten nicht durch eine propagandistische Verzerrung entwertet sehen wollte.

Doch der Hass auf Israel ist in Ägypten weit verbreitet und kein Privileg der Islamisten. Dutzende Mitglieder der sogenannten Revolutionsjugend marschierten am Dienstag vor die Residenz des israelischen Botschafters im Kairoer Vorort Maadi, um die Ausweisung des Diplomaten und die „Bestrafung der Schuldigen“ für die Terrorattacke zu verlangen. Israel hatte allerdings seine Botschaft bereits im vergangenen September nach anti-israelischen Ausschreitungen in Kairo geräumt.

Die ägyptische Armee zerstörte am Dienstag weitere illegale Schmugglertunnel, die unter der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen verlaufen. Zugleich ging die Suche nach überlebenden Angreifern und Komplizen des Anschlags vom Sonntag weiter. Das bestätigten Sicherheitskreise in der Provinzhauptstadt Al-Arisch. Das ägyptische Militär geht davon aus, dass die Terroristen durch einen der Tunnels aus dem Gazastreifen kamen.

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10 Kommentare

 / 
  • R
    R.J

    Was ist denn dies hier für eine Truppe, die sich nur mit dem Anderen beschäftigt, der hier schreibt?

     

    "Anschlag spaltet Ägypten" lautete der Titel, vor Tagen!

     

    Von dieser Spaltung aber ist in den Nachrichten nicht viel die Rede, und hier nun auch nicht.

     

    Kleiner Tipp: Wie wird wohl die Weltjahresernte ausfallen, mit welchen Folgen für die Preise auf den Weltmarkt ?

     

    Kann man sich dann in Kairo noch einen Fladen machen?

  • B
    Bernd

    @IQ (der Nick ist wirklich ein Witz)

     

    Was Kreationisten mit Zionisten zu tun haben, wird wahrscheinlich immer dein Geheimnis bleibe. Das ist auch in Ordnung so - wir leben schließlich in einem Land in dem es sowas wie Meinungsfreiheit gibt.

    Dass du aber Mitdiskutanten unredlich und dumm angehst und sie mit deiner seminationalistischen Propaganda beschimpfst geht einfach zu weit.

    Unterstelle nie deine eigene Neigung zu autoritären Regimen anderen.

     

    Aber was reg ich mich auf? Sowas ist man von allen die nicht selber denken schließlich gewohnt. Egal ob Hosentaschennazis, kreuz.net´ler oder Klerikalfaschisten.

  • R
    R.J

    Na ja,

    es passt wenigstens ein wenig zum Thema und der dabei aufgestellten Behauptung von der Reisefreiheit für Palästinenser.

    Wo die Palästinenser im Gazastreifen nicht eingesperrt sein, sich also täglich zum Sattessen nach Ägypten begeben können sollen:

     

    „The German government has made an additional donation of EUR 2 million to help feed 667,500 food-insecure and vulnerable Palestine refugees living in Gaza.“

     

    http://www.unrwa.org/etemplate.php?id=1411

     

    Hat sich die Bundesregierung täuschen lassen?

     

    "Gutmeinende proisraelische Stimmen" werden ja nicht müde zu behaupten, im Gazastreifen herrschten Überfluß und Völlerei.

  • BO
    best of

    „IQ“Aber es ist keine Zierde für die TAZ...

  • I
    I,Q

    @ „Siegende Linde“

     

    Die Gemeinsamkeiten zwischen Scientologen, Kreationisten, Zionisten und anderen glühenden Anhängern eines „Israel“ einerseits, mit den Argumentationsmustern und vielen ideologischen Inhalten, die von NPD Anhängern vertreten werden, andererseits,

    bieten, außer dem damit umrissenen Personenkreis, also dem diesen Kreisen fern stehenden Betrachtern,

    wegen der weitgehenden Konkruenzen und der vielen Parallelen,

    oft auch das Moment der unfreiwilligen Ironie und Komik.

     

    Aber das Faschismen und Nationalismen auch vermeintlich gegeneinander stehen können, ist ja nicht neu.

     

    Wenn Sie also mit „Stimme der Demokratie“ oder „mehrdad“, soweit Sie mit denen nicht identisch sind, weiteres teilen, dann eben auch die fast nie fehlende Ferne zum eigentlichen Thema.

     

    Hier jedoch bleibt die Frage offen, was eigentlich auf dem Sinai vor sich geht. Es kann sich zudem jeder vorstellen, dass die bisherigen Ereignisse nicht im Interesse der im Gazastreifen eingesperrten Palästinenser und eben deshalb auch nicht der Hamas sein können.

    Nüchtern wird man fragen müssen, ob und wie sich die Abkommen zwischen „Israel“ und Ägypten ändern müssen,

    welche sozialen, wirtschaftlichen und sicherheitsrelevante Probleme es auf dem Sinai gibt,

    und wer die wie in Ägypten lösen kann oder will.

     

    Ansonsten sollten Sie ruhig wissen, dass ich sehr wohl das Hakenkreuz auf ihrer Zunge und das in ihrem Blick wahrnehme,

    es ziert auch Sie nicht, macht Sie aber erkennbar und das zumindest ist gut so !

    Dies festzustellen ist aber eigentlich schon mehr Aufmerksamket, als sie in ihrer "Gesamtheit" verdient haben.

  • S
    Sieglinde

    @ "iq"

    Da hast du dein Spruechlein aber fein gelernt. M. hat schon ganz recht - im Endeffekt argumentierst du wie ein Muslimbruder " der Jude war's ! Haltet den Dieb". Dass du nicht selber darauf kommst dass du NPD-Propaganda wiederholst, überrascht weil du zumindest ne fast fehlerfreie Grammatik hast.

  • I
    I.Q

    ja "mehrdad"

     

    Freuen Sie sich,

    dass in der TAZ Ihre „Qualtitätsbeiträge“ erscheinen dürfen,

    andere, die nicht von "Hassern" schwadronieren,

    die nicht von "antisemitischen terrorgangs" fabulieren,

    und sich eine angebliche "rotbraune" Propaganda zusammendichten,

    haben es bei wem auch immer, die zu bestimmten Zeiten den "Moderator" abgeben,

    offenbar sichtlich schwerer.

     

    Aber es ist keine Zierde für die TAZ.......

     

    Auf die von UN-Organisationen festgestellten Todesraten unter Palästinensern des Gazastreifen, die nicht im "Ausland" behandelt werden durften, weil "Israel" dies verweigerte,

    von den traumatischen Zuständen von denen jede Generation des Gazastreifens geprägt wurde,

    durch immer wieder stattfinde Militärfeldzüge seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und während der Siedlerpräsenz bis 2005 besonders,

    soll dann auch nicht weiter eingegangen sein.

  • M
    manfred (60)

    Das wundert mich dann aber doch. Diese Politiker sind doch genau die, die der "Mob" sich so sehr gewünscht hat. Habe ich jedenfalls immer in der taz gelesen und in der Tagesschau gehört. Da scheint die ägyptische Wirklichkeit dann wohl doch eine andere zu sein als die von den westlichen Medien zurechtgeflunkerte Scheinwelt.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Diese Durchsetzung der Gesellschaft mit Antisemitismus ist ekelhaft. Aber in Deutschland ist es ja nicht sehr viel anders. Hier nennt man es Israelkritik.

  • M
    mehrdad

    das nur am rande, um den israelhassern zu zeigen, wie menschlich israel in eine unmenschliche gegend geblieben ist:

     

    http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4265787,00.html

     

     

     

    Haniyeh's brother-in-law was treated at Israeli hospital

     

    der schwager des antisemitischen terrorgangs hamas wurde in israel am herz behandelt und ihm wurde somit das leben gerettet.

     

    das stelle ich der miesen propaganda der rotbraun fraktion hier entgegen.