Streit in deutschem Fußballteam eskaliert: Frings verteidigt Ballack

Beim Unentschieden Werder Bremens gegen Panathinaikos Athen gab es von Torsten Frings wenig zu bestaunen. Doch verbal preschte er erneut gegen Bundestrainer Löw hervor.

Frings klagt erneut über seinen Kurzeinsatz im WM-Qualifikationsspiel gegen Russland und die Nichtberücksichtigung gegen Wales. Bild: dpa

Irgendwann in dieser ereignisreichen Athener Nacht mit dem mal wieder unentschiedenen Bremer Ausgang ist Klaus Allofs das Stichwort Nationalmannschaft geliefert worden. Es war der Moment, in dem sich dessen Miene mit einem Schlag verfinsterte. Mit Sorge sieht der meist um Ausgleich bedachte Werder-Manager den Streit, den Torsten Frings und Michael Ballack gerade mit den höchsten Instanzen des deutschen Fußballs ausfechten. "Das ist nicht gut", erklärte Allofs nach dem 2:2 (1:1) in der Champions League bei Panathinaikos, "wenn da keine Ruhe reinkommt, können sich die Spieler nicht so auf die Dinge im Verein konzentrieren."

Was der 51-jährige Geschäftsführer Sport da noch nicht wusste: Kurze Zeit später sorgte sein leitender Angestellter Frings an der Stelle, wo Allofs vor dem Olympiastadion gestanden hatte, für das nächste Erdbeben, das aus dem fernen Athen Hierarchie und Harmonie der deutschen Auswahl erschüttert. In die Mixed Zone trat er nämlich mit dem Handy am Ohr und dem schlechten Witz: "Das ist Jogi Löw und hat mir gerade gratuliert."

Kein Scherz ist, dass sich der 31-Jährige demnächst mit "meinen Freunden, meinen Leuten in Bremen" beraten will, ob er aus der Nationalelf zurücktrete. Die Indizien verdichten sich: "Ich bin seit zehn, elf Jahren Profi. Mir ist nie was geschenkt worden. Die Art und Weise, wie mit mir umgesprungen worden ist, geht nicht." Und deshalb nahm Frings genüsslich auf, was Ballack an der DFB-Führung bekrittelt hatte. "Er hat nur die Wahrheit gesagt. Und als Kapitän ist es sein gutes Recht. Er merkt, dass da was nicht in Ordnung ist." Ballack, 32, und Frings, bald 32, begreifen sich als Brüder im Geiste. Und aus der Verbundenheit zwischen zwei Profis, stammend aus Würselen im Westen und Chemnitz im Osten, hat Frings in einer milden griechischen Herbstnacht keinen Hehl gemacht. "Der Micha ist mein Freund. Wir kennen uns seit der U 21. Wir verstehen uns gut, wir sind ein Super-Gespann und dieses Gespann hat man auseinandergerissen."

Zum Unverständnis der Haudegen jenseits der 30, die wie alternde Leitwölfe um ihre Vormachtstellung im Rudel fighten und sich jetzt zu zweit nicht scheuen, zum Wadenbiss auf den braven Hirten Joachim Löw anzusetzen. Frings will und wird nicht den Schwanz einziehen. Mit noch feuchter Haarpracht stand der Wortführer von der Weser am Absperrgitter. Auf die Frage, wie denn die Kuranyi-Flucht oder eben die Ballack-Attacke zu werten sei, antwortete er frank und frei: "Es ist ja nicht umsonst so, dass gestandene Spieler sauer sind, sich aufregen oder etwas einfordern. Vielleicht sollte man sich auch mal Gedanken machen, warum das so ist."

Da tritt der Autofreak mal fest drauf aufs Gaspedal. Auf dem Rasen von Athen gab es vom defensiven Strategen übrigens wieder wenig zu bestaunen, was solch ein offensives Vorpreschen rechtfertigen würde. Im Gegenteil: Gegen die sieglosen Griechen, die durch zwei unkonventionelle Kopfball-Bogenlampen des bei Eintracht Frankfurt gerade erst im ersten Halbjahr grandios gescheiterten Evangelos Mantzios (36. und 68.) mit 2:1 führten, ehe Hugo Almeida mit einem unverhofften Kopfball-Treffer noch ausglich (82.), bekam Bremens Nummer 22 das Spiel nie in den Griff. Gemeinsam mit dem blassen Diego war der brave Frings einer der Mitläufer einer allenfalls mittelklassigen Mannschaft. Aber klar; der 78-fache Nationalspieler stufte das später als Fortschritt ein ("Wir müssen nicht immer Hauruck-Fußball spielen"). Aber es wirkte fatal, wie ihn der Österreicher Andreas Ivanschitz einmal nach einer Stunde abschüttelte; frappierend, wie ihn kurz darauf Christian Vander anbrüllte. Dabei hätte der tapfere Ersatztorwart allen Grund gehabt, sich viel früher aufzuregen. Wirrköpfe ärgerten Werders Schlussmann aus dem Hinterhalt mit einem gefährlichen Laserpointer: So schwirrte bis weit in die erste Hälfte ein grüner Strahl auf Vanders Gesicht herum, was diesen aber nicht irritierte. Jedenfalls sagte er das: "Ich habe versucht, das zu ignorieren. Wenn ich da sofort ein Bohei drum mache, verliere ich einen Tick meiner Konzentration." Vander könnte Vorbild sein. Für wen eigentlich?

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