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Streit der WocheKann richtig kaufen die Welt retten?

Selbst Aldi Süd hat bald ein eigenes Fair-Trade-Label. Haben die kritischen Konsumenten damit endgültig gesiegt? Beseitigt ethisch kaufen Missstände - oder nur Gewissensbisse?

Bekämpfen Lohas und Biofans das eigentliche Problem - die Spirale von Kaufen, Überproduktion und noch mehr Kaufen? Bild: dpa

Als letzter der großen Discounter plant Aldi Süd für Ende August die Einführung einer eigenen Marke für fair gehandelten Kaffee. Unter dem Namen "One World" sollen in Zukunft möglicherweise auch andere Produkte mit Transfair-Siegel verkauft werden. Ist der ethisch-korrekte Konsum damit endgültig in allen Teilen der Gesellschaft angekommen?

Die Gruppe der bewussten Konsumenten wächst. In Büchern wie "Die Einkaufsrevolution" haben sie Ihre Strategie formuliert: Kaufen für eine bessere Welt.

Die Rechnung ist simpel: Wenn Konsumenten nur noch Produkte kaufen, die unter hohen ökologischen und sozialen Standarts hergestellt werden, produzieren die Firmen sie. Dadurch wird die Welt grüner und gerechter.

Der sonntaz-Streit der Woche

Wer möchte, dass sein Beitrag zum sonntazstreit nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Mittwoch 21 Uhr.

Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" rechts.

Zu einfach gedacht, sagen die Gegner. Die Lohas bekämpften nicht das eigentliche Problem - die Spirale von Kaufen, Überproduktion und noch mehr Kaufen. Ethischer Konsum funktioniere nur mit großem Geldbeutel: eine Maßnahme gegen die Gewissensbisse der Reichen. Politische Verantwortung werde darüber vergessen.

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Kann richtig kaufen die Welt retten?

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43 Kommentare

 / 
  • TS
    Thomas Scherr

    Ich finde fair gehandelte Produkte absolut super!Wer arbeitet,hat einfach ein Recht darauf,daß er und seine Familie davon leben können!Ich kaufe schon seit 1993 Kaffee und andere Produkte aus fairem Handel,weil ich einfach keine Lust habe zu warten,bis die Politik den armen Staaten hilft.

     

    Der Faire Handel allei wird die Welt sicher nicht retten können.Aber er gibt jedem von uns die Möglichkeit,mit seinem täglichen Einkauf etwas Gutes zu tun und mitzuhelfen,die Lebensabedingungen der Menschen in Afrika,Asien und Lateinamerika zu verbessern.Jeder Einkauf fair gehandelter Waren ist eine Abstimmung für die Armen!!!

    Wir alle sind als Konsumenten mit verantwortlich!!

    Wer keine fair gehandelten Produkte kauft,sollte sich darüber in klaren sein,daß er damit Ausbeutung unterstützt und andere in Not stürzt!!

     

    Es ist auch zu bedenken,daß Transfair nicht den Auftrag der Dienstleistungsgewerkschaft VER.DI hat.Im Sinne der Produzenten ist es uneingeschränkt zu begrüßen,das fair gehandelte Waren auch von Discountern wie Lidl und ALDI angeboten werden,solange die Regeln des fairen Handels eingehalten werden.

  • SL
    Sam Lowry

    Die Frage ist bereits falsch gestellt, wie leider nur noch eine Handvoll "Eingeborener" weltweit bstätigen würden. Tauschen, was jeder mit in die Gruppe einbringt, das ist ethisch. Eine® kann gut jagen, eine® kochen, eine® Kleidung herstellen. Ohne Besitz kein Neid, keine Gier, siehe auch den Film "Die Götter müssen verrückt sein".

    Ja, ist und bleibt Phantasie, solange alle daran glauben, dass jemand das Recht hat, etwas zu besitzen und andere an diesem Besitz nicht teilhaben dürfen. Notfalls mit Gewalt.

    Ich frage mich immer, wer hat denn dieses Recht in die Welt gesetzt und warum glaube alle daran?

    Würde sich jeder ein gleichgroßes Stück vom Kuchen Erde abschneiden, hätten alle was zu Essen.

    Oder nicht?

  • H
    hto

    @Peter

     

    Mein "Geschäftsmodell" für eine eindeutig bessere Welt / wahrhaftig freiheitliche Bewußtseinsentwicklung in einem geistig-heilenden Selbst- und Massenbewußtsein: das BEDINGUNGSLOSE MENSCHENRECHT auf Nahrung, Wohnen und Gesundheit, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen / Möglichkeiten.

     

    Ich würde nie behaupten das Discounter gut für die gewöhnliche Masse der Konsumautisten ist - diese Welt- und "Werteordnung" kann OHNE Wettbewerb und OHNE "WER SOLL DAS BEZAHLEN?" funktionieren!!!

  • P
    Peter

    Ich kann meinem Vorredner (Volkmar Lübke) nur voll und ganz zustimmen - einfach nur etwas "grüner" konsumieren wird an den Problemen der Welt nichts ändern. Ein grundlegendes Umdenken beim Konsumieren ist dringend notwendig. Weg von der Wegwerfgesellschaft, dem Hinterhecheln von Moden und Trends etc.

     

    Und @hto: wer tatsächlich so ignorant ist, und immer noch beim Discounter kauft, trotzdem ja nun längst bekannt ist, was für ein zerstörerisches Geschäftsmodell dies ist, für die gesamte Gesellschaft, leidet ganz offensichtlich unter "gepflegter Bewusstseins-" bzw. Bewusstheitsschwäche...

  • VL
    Volkmar Lübke

    Es gibt drei Ansätze, den Konsum „richtiger“ zu machen:

     

    a. Effizienter Konsumieren (also die Bedürfnisbefriedigung mit weniger Ressourceneinsatz erreichen)

     

    b. verantwortungsvoller Konsumieren (also neben der Umweltverantwortung auch Verantwortung für die Menschen in der Produktion und im Handel übernehmen)

     

    c. weniger konsumieren (weil die Ressourcen unseres Planeten längst übernutzt sind).

     

    Natürlich müssen alle drei Ansätze verfolgt werden, damit Konsum weniger „Kollateralschäden“ anrichtet. Keine Richtung darf eine der anderen generell ausschließen. Ich halte es zum Beispiel für absurd, wenn „Verzichts-Theoretiker“ sich ausgerechnet über die Transportwege fair gehandelter Produkte aufregen und Luxusreisen, Geländewagen und Formel 1-Wahnsinn still erdulden (wahrscheinlich, weil sie dagegen sowieso hilflos sind).

  • H
    hto

    Vor einiger Zeit war ich mal in einem solchen Laden um Kaffee zu kaufen - war ausnahmsweise zu faul zum Discounter. Im oberflächlichen Gespräch über den Euro (der glänzte irgendwie inspirierend :) sind wir auf den Aktienmarkt gekommen. Als die Verkäuferin dann mit einem tiefen Seufzer meinte: "Da haben wir ja alle eine Menge Geld verloren", tja, da war mal wieder alles klar - gepflegte Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und gebildeter Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche.

  • JL
    Jurek Lufft

    Moin Moin,

    in der am Kapital orientierten Welt in der wir leben, ist es Unternehmern egal ob wir alle dem Nabu beitreten oder im Herbst Arbenteururlaube im Kreis Lücho-Dannenberg machen, man wird lediglich noch als Konsument oder bestenfals als Wähler wahrgenommen. Vondaher ist das vereinigen zu Gruppen die die eigenen Interessen vertreten durchaus wichtig wenn es um so existenzielle Dinge wie Essen oder Einkauf geht. Schließlich Interessiert sich niemand für unsere Meinung höchstens noch für unser Geld und hin und wieder für unsere Stimme. Das nur 30% der Zutaten eines fair-Trade Produktes auch fair gehandelt sein müssen, das Bio-und Umweltbestimmungen bei den Zutaten noch garnicht beachtet sind und das die Anteile am gesammt Markt dieser Produkte noch im unter 1% Bereich liegen zeigen, dass es maximal ein erster Schritt sein kann als ein großer Durchbruch im Kampf für eine gerechter Welt

     

    ps: nettes Thema TAZ

  • A
    Ana

    Sklavenfreie Schokolade. Was genau das bedeuten soll, ist mir leider nicht klar. Aber das macht ja nichts, es ist immer schick in einer Welt-errettungs-Diskussion so eine Provokation einzustreuen.

    Ich stelle mir jetzt beispielsweise vor, wie man einem Kakaobauern aus Westafrika, der Mitglied in einer FLO zertifizierten Kooperative ist, sagt: "Nein, deinen Kakao kaufe ich nicht bei Aldi, das ist jetzt zu sehr mainstream, für mich nicht fair genug."

    Hat schon mal jemand an die Produzenten gedacht, und SIE gefragt was SIE wollen? Fairer Handel heisst vor allen Dingen Partnerschaftlicher Handel. Und ich kann Ihnen versichern, wenn sie die Produzenten vor Ort fragen, dann sind diese für eine Umsatzsteigerung. Also auch gerne den Verkauf ihrer Produkte bei Aldi.

  • K
    katze

    @Jones: Was du schreibst hat auf jeden Fall auch Gutes/Überlegtes für sich. Doch ich bin so entrüstet es zu lesen, dass ich es nicht ohne Kommentar stehen lassen kann.

    Du erscheinst mir sehr oberflächlich, da du eine bestimmte Konsumentengruppe einfach in eine Schublade steckst und dabei noch über ihr Handeln und ihre Beweggründe urteilst. Das ist so lächerlich, dass ich mir schon überlege es sein zu lassen, dir das hier zu schreiben.

    Doch ich tue es, weil ich mal festhalten will, dass eine Weltverbesserung bei jedem persönlich anfängt, wie auch zu lesen war - bei den Werten, Einstellungen und (zwischenmenschlichen) Verhaltensweisen. Denk mal drüber nach! - Vor allem bevor du wieder rassistische Ausdrucksweisen verwendest!

  • B
    Bendte

    Nur mal so am Rande: für ein TransFair-Siegel müssen 30% eines Produktes fair gehandelt sein. Mehr nicht. Sklavenfreie Schokolade bietet bisher nur ein kleines Label aus Holland an.

     

    Siegel sind ein erster Schritt, es muss aber weiter gehen. Und es muss jeden Menschen interessieren, wieviel Sklaverei in Brasilien existiert um zu entscheiden ob er ein brasilianisches Produkt (z.B.) kauft. In Brasilien gibt es sogar Parlamentsdebatten darüber, ob Sklaverei wieder legalisiert werden sollte. Und da verändern Siegel nicht viel. Das gute alte "Regional und Saisonal" als Konsummaxime hingegen schon.

  • H
    hto

    "Kann richtig kaufen die Welt retten?"

     

    Allein die Frage ist armselig-hirnverbrannt und dient offensichtlich nur der Konfusion in systemrationaler Überproduktion von Kommunikationsmüll - gepflegte Bewußtseinsschwäche in Angst, Gewalt und gebildeter Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche!

  • K
    Klaus

    Das ist mal wieder typisch für den cleveren Discounter.

    Anstatt "zu Hause", also vor der eigenen Haustür, Fair-Trade zu handeln, siehe Milchpreise und unsere Milchbauern, kauft man sich mal wieder eine clever ausgeklügelte Ablenkungs-PR.

    Hallo ihr grossen Discounter da draussen: Fair-Trade sollte schon vor der eigenen Haustür beginnen !!

  • J
    Jones

    Hahaha, ich bemittleide alle, die in ihrem Alltag so geplagt sind, dass sie dauernd spenden und nur überteuerten Kaffee kaufen, um damit irgendwelche Armen zu unterstützen und vllt. doch in ihr entsprechendes Religionsparadies zu kommen.

     

    Das war schon beim dem Tsunami Ende 2004 so: Da wird gespendet, was das Zeug hält. Sogar Pullis für die armen, armen, überfluteten Negerkinder wurden gespendet... Was machen sie damit? Klar, das Wasser aufwischen... Wer kann in einem Land das fast 30 Grad Durchschnittstemperatur hat (Sumatra) schon nen Pulli gebrauchen? Da kommt man halt nicht drauf, weil man halt schon vorher mit denken aufhört, sobald man sein Geld los ist... Dann ist doch alles gut.

     

    Wie mit Bio Diesel - Hey, wir retten die Welt und verbrennen halt Bio Diesel. Das damit die Maispreise in Mexico getötet werden und die Brandrodungen auf Borneo den kompletten Lebensraum der Orang Utans zerstören, damit da Palmöl gewonnen werden kann...hmmm... da kommt dann mal wieder keiner drauf...

     

    Das ist doch alles postmoderner Ablasshandel...

     

    Ich ereifere mich. Tut mir leid.

  • C
    Christian

    Hilfe, wie weit haben wir es kommen lassen?!?

     

    Die Reichen kaufen sich Biofood und ein gutes Gewissen ein und der Hartz4 Empfänger darf weiter die genmanipulierte Ausbeuter-Scheiße fressen!

     

    ->Erinnert mich an den Ablasshandel der Kirche im Mittelalter!

     

    ALLE Produkte sollten GRUNDSÄTZLICH Bio und Fairtrade sein, nur die, welche im negativen Sinne von der Norm abkommen, müssten eben als der Schund gekennzeichnet sein der sie sind.

     

    Sinnvoller wäre daher eine uzmgekehrte Auszeichnung wie z.b. "UnfairTrade" oder "Gentechnisch Verändert" oder ""Mit Pestiziden Behandelt"!

  • A
    Amos

    Ein Bürgergeld würde die Menschen sicherer machen.

    Das gesammte Geld ginge in die Wirtschaft, statt in

    Banken und Versicherungen zwecks Vorsoge. Mit der Riester und Rürup-Rente werden nur die belohnt, die

    sich solch eine Versicherung überhaupt leisten können. Und die Versicherungen und Banken natürlich.

    Das Geld muss in den Kreislauf und nicht zu höheren

    Bezügen in der Geschäftsführung durch Hortung dienen. Um so weniger die Menschen den Banken anvertrauen um so vorsichtiger gehen die Banken mit dem Geld um. Will man von denen was, wenn das Geld von ihnen verzockt wurde, bekommt man ohnehin nichts. Das Geld ist also im Kreislauf besser aufgehoben.

  • AH
    Andrea H.

    Hach, Andreas H.,

    werter Namensgenosse, Sie geistern hier durch die virtuelle taz und sind benebelt vom konventionellen Konsum. Sie fragen, wer minderwertige Lebensmittel kaufen würde? Schon mal die Augen aufgemacht beim Lidlbilligwurschtkauf?

  • A
    Adam

    Fair trade sollte nicht dem Produkt vergeben werden, sondern dem Handelsunternehmen! Eine Verkaufshilfe bekommt 4,38 EUR die Stunde - IST DAS FAIRTRADE! Vielleicht sollten wir erst mal bei uns schauen, dass die Regalauffüller, Verkäufer und Kassierer in den Mega Handelsketten fair bezahlt werden und nicht für einen Hungerlohn wie in der 3ten Welt sich abrackern....

  • B
    Bekleidungssyndikat

    "Während die Lebensmittelindustrie bereits aufwacht schläft die Textilindustrie noch sehr tief und fest. TransFair und ökologische Kleidung, die nicht gleich danach aussieht ist noch schwer zu finden."

     

    Alternativen finden ist gar nicht schwer. Auf diesem Blog tummeln sich Läden und Labels, die faire und ökologische "Streetwear" anbieten:

     

    www.korrekte-klamotten.de

  • G
    Genau-Schauer

    Bio ist nicht immer Öko, TransFair ist nicht immer Bio und Normal ist nicht immer unkorrekt. Und Fair kaufen sollte man auch in Deutschland.

     

    Ich muss beim Einkauf nicht auf den Cent schauen, dafür auf die Größe. Mit einem 2 Personen Haushalt ist LIDL mit seinen Megapackungen schon mal das falsche Geschäft und wird genauso gemieden wie Schlecker. Denn was nützt ein Laden mit TransFair-Produkten, wenn der Laden seinen eigenen Mitarbeitern nicht fair umgeht. Faires Einkaufen beginnt somit vor der Tür.

     

    Bio-Kartoffeln aus Israel oder Ägypten sind die neuen Hollandtomaten - geschmackslose Wasserträger. Hier ist Bio sicher nicht Öko - Kartoffeln gibt es auch Regional.

     

    Kaffee und Schokolade sind dagegen klassische Importe, die TransFair und Bio sein können ohne einen Widerspruch in sich zu tragen.

     

    Was den Einkauf so schwierig macht ist das Vertrauen - ich muss dem Händler vertrauen, dass er wirklich solche Produkte anbietet und das Ziel damit auch verfolgt und nicht nur neue Kundengruppen erschließen will. TransFair in einem Lidl ist somit ein Paradox wie auch Biomilch von Müller!

     

    Allerdings verstehe ich die Konsumverweigerer hier nicht. Der Einkauf des täglichen Bedarf ist Konsum. Allerdings, wenn ich sechs Eier benötige kaufe ich keine 10er Packung.

     

    Noch etwas ist wichtig beim Einkauf. Bewege ich das Auto 3 km zur grünen Wiese zu den Discountern oder gehe ich lieber zu Fuß zum Markt und zum Händler um die Ecke.

     

    Während die Lebensmittelindustrie bereits aufwacht schläft die Textilindustrie noch sehr tief und fest. TransFair und ökologische Kleidung, die nicht gleich danach aussieht ist noch schwer zu finden.

     

    Als einzelner werde ich die Märkte nicht verändern, jedoch habe ich das Geld und kann es gezielt auf diese Produkte dort ausgeben wo ich will. Je mehr das machen umso mehr kann man bewirken. Allerdings ist eine tumbe Masse immer noch auf "Geiz ist Geil" und schaut nur auf das eigene Geld und nicht 1x auch ins Gesicht des Ladenpersonals.

  • R
    Robert

    So wie es aussieht, ist diese Welt nicht mehr zu retten!

     

    Alles spricht für die Bio-Idee, aber:

    Die Gier, der Haß, der Egoismus, der Neid, die Konkurrenz, das Höher-weiter-schneller-mehr, die Angst,... bleiben. Und damit geht es nicht.

     

    Es ginge mit: Solidarität, Gemeinschaftlichkeit, Demut, ehrlichen Beziehungen zwischen Menschen, Erkenntnis und Selbsterkenntnis(!),

     

    Wann hast du dein(!!!) Leben das letzte Mal wirklich essentiell(!) geändert? Also nicht nur so etwas Lächerliches wie mit dem Rauchen aufhören, sondern wirklich Ernsthaftes verändert?

  • V
    vic

    Ich kaufe saisonabhängig und lokal.

    Und so passe ich zwangslaufig meine Ernährung der Saison an. Da Caffebohnen aber nunmal hier nicht wachsen, kaufe ich wenigstens die mit Fairtrade Siegel.

    Ich halte das nicht für falsch oder gar für dumpfe Gewissensberuhigung.

  • J
    Jan

    Die Welt retten kann niemand. Kritischer Konsum kann den Konsum und die Prozesse dahinter verbessern. Das ist mehr als gar nichts.

  • K
    Krisovice

    Ethischer Konsum kann punktuell Missstände beseitigen - jedoch gebe ich hier Timo Bartholl zu 100% recht, dass es weitaus sinnvoller ist, kleine Initiativen und mittelständische Unternehmen zu unterstützen als die großen Discounter. Mehr Marktmacht für die kleinen und weniger für die Großen bedeutet auch weniger Chance, Löhne zu drücken.

    Die Fairtrade-Kennzeichnungen der Discounter halten indes nicht, was sie versprechen. Oft ist im "Kleingedruckten" etwas von "Fairtrade-Anteil 50%" zu lesen. Dies dürfte bei Produkten aus kleinen Kooperativen, die direkt mit den Erzeugern zusammenarbeiten, nicht der Fall sein.

  • PP
    peter parwan

    Ich finde, die taz macht es sich mal wieder zu einfach, anstatt einfach immer wieder die Lohas einzuwerfen, ein paar Provokationen einzustreuen und dann hoffen, dass die mediale Wirkung der Lohas zieht oder Argumente und Themen von aussen gesetzt werden, sollte die Redaktion einmal ihre eigenen Visionen einbringen und persönlich Stellung beziehen. Oder wird das eher auf geschäftlich-privater Ebene getan, wie Peter Unfried mit seinem Buch seines Kühlschranks und Al Gore?

     

    So machen es die Mainstream-Medien alle: sich hinter die Aufgabe eines Profi-Journalismus zu stellen und ein bischen Argumente DAFÜR mit ein bischen Argumente DAGEGEN zu schreiben. Fertig, Aufgabe erfüllt, mehr ist nicht, oder hat die taz ein paar signifikante Lösungsvorschläge parat?

     

    Ich habe bei LOHAS.de von Anfang an davon gesprochen, dass Wirtschaft und Konsum nur ein Einstieg darstellt - der Focus unseres Bewusstseins kreist immer noch in diesen Ebenen. Dort müssen wir die Menschen abholen und ansprechen, wo sie sich befinden, nämlich in einem Dilemma. Dies besteht darin, dass ihr Verhalten des Konsums über Jahrzehnte angefeuert wurde von allen Eliten wie Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und immer weiter ausgedehnt wurde: Wachstum über Alles, kaufen, kaufen, kaufen. Nun gibt es von zwei Richtungen Stopzeichen:

     

    1. Grenzen des Wachstums sind erreicht und es zeigen sich Krisen, die ein Einlenken nötig machen, und so stellt man die Konsumenten als erstes an den Pranger, gleichzeitig halten sie aber durch anhaltenden Konsum die alte Wirtschaft aufrecht.

    Nun wird der Konsument dafür verantwortlich gemacht für etwas, was er selbst gar nicht gesteuert hat, sondern der Bürger ist letztlich selbst Opfer geworden ist (durch Unbewusstsein und Trägheit, ja). Und durch eine Politik, die ein System gefördert hat, die falsche Bedürfnisse erschafft und Regeln austellt, die nur den Wachstumsgedanken zu gute kommen, nicht den menschlichen Werten und der Natur schadet.

     

     

    2. Innere Werte ändern sich durch evolutionäre Bewusstseinsentwicklung - erste Frage lautet hiernach etwa: Was ist echte Lebensqualität für mich? Dieser Wertewandel hat nichts mit Revolution zu tun, diese ist immer zu radikal und kontraproduktiv. Antwort oder Schlussfolgerung könnte vereinfacht und verkürzt so lauten: Nicht viele sondern gute Waren.

    Einsichten oder ökologisch angepasstes Verhalten kommt tatsächlich nicht primär über Information sondern in erster Linie über Erfahrungswerte. Dazu zählen nicht Fakten allein sondern Selbsterfahrung. Wenn ich z.B. nie gesehen habe, wo und unter welchen Umständen die Nahrung aus dem Boden kommt, schätze ich den Wert nicht richtig ein.

     

    Wirtschaft und Gesellschaft transformieren ist die Aufgabe, und das beginnt von Innen, Werte verändern sich und formen die Aussenwelt. Unsere echten Bedürfnisse zeigen uns den Weg: welche Produkte, auf welche Art und Weise, unter welchen Umständen mit welchen Werten produziert werden und wie wir unser Leben in allen Bereichen gestalten. Dadurch ändern sich zwangsläufig alle Systeme.

     

    Den Mensch wieder in den Mittelpunkt aller Aktivitäten der Wirtschaft und Politik stellen, die echten Bedürfnisse des Menschen herausfinden und fördern. Das ist die erste Aufgabe, davon leiten sich Lebensformen und Neue Wirtschaft ab.

     

    Heute nennt man so etwas vielleicht Social Entrepreneur, Social Business, Corporate Social Responsability oder Global Marshall Plan... Für den Bürger nicht greifbar. Eliten sind unter sich, egal in welchen Kreisen, wir spezialisieren uns und verstehen andere Kreise nicht mehr, entwickeln eigene Sprachstile und wundern uns über seltsame Strömungen, denen wir uns nur schwer annähern können.

    Dabei sind wir unseren eigenen Ideologien verhaftet und sehen Menschen nur noch über Filter von Wissen, Marken und Eitelkeiten.

    Hier liegen die feinen und tieferen Ursachen unsere heutigen Systeme und alle Rufe nach Revolution sind eigentlich nur Verzweiflungsakte.

     

    Peter Parwan - Initiator und Betreiber LOHAS.de und Lohas-Guide.de

  • S
    SiriusBerlin

    Ich kann mich dem Vorschreiber OneBlood nur anschließen! Er hat das alles sehr gut dargestellt.

    Auch ich kaufe weniger, seitdem ich Bio und Fairtrade bevorzuge. Lieber drei fair gehandelte Biobananen als sieben abgepackte bei Discounter, von denen ich eh einige wegschmeißen muss, weil sie vor meinem Verzehrwunsch vergammelt sind.

    Außerdem verstehe ich die Kritiker nicht, die den "Immer-Mehr-Konsum" anprangern. Meines Erachtens führt die gezielte Entscheidung des Verbrauchers für ein FairTrade-Produkt nicht zu mehr Konsum, sondern zu besserem - und wie in meinem Fall sogar zu weniger Konsum.

  • W
    Wasserholer

    Meine Deutschnoten waren immer bescheiden, Rechtschreibungen war nie mein Steckenpferd. Aber was hier so verkorkst wird, Fehler über Fehler.

    Man sollte die Artikel vorher vllt nochmal in Ruhe durchlesen, bevor man sie in den Druck gibt.

    *Kopfschüttel*

  • N
    Nigredo

    Klar helfen solche Siegel, endlich bekommen die Verbraucher, was sie wollen. Auch diejenigen die zum Kauf beim Discounter gezwungen sind, haben ein Gewissen und wollen dieses befriedigt wissen/die Märkte entsprechend lenken.

     

    Tragisch bei Fair-Trade-Siegeln ist, dass sie für Mindeststandards nur in den Herstellerländern sorgen, vernünftige Arbeitsbedingungen für deutsche Brummi-Fahrer und Discounter-Aushilfen sind weiterhin in weiter Ferne...

  • HR
    Holger Roloff

    "Bio als Symbol" für einen Bewusstseinswandel sehe ich ebenso. Eine revolutionäre Umwälzung fängt vielleicht immer mit solchen Kleinigkeiten an.

     

    Letztlich gibt es eine gerechte (also auch ökologische) Welt nur mit wirklicher Freiheit. Freiheit ist jedoch im Geegensatz zum Liberalismus nicht die Möglichkeit alles kaufen zu können (z.B. die Wahl: konventionell oder Bio), sondern sich vom Zwang des Kaufenmüssens an sich zu befreien!!!

     

    Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

     

    Die Frage ist: was muss noch passieren, damit ernsthaft über neue Reproduktionsformen für die Gesellschaft diskutiert werden? Die Grundprinzipien sind längst formuliert worden. Ich jedem nur empfehlen, sich mit der "modernen Wertetheorie" zu beschäftigend. Darin liegt der Schlüssel zu einer gerechten Zukunft für uns alle!

     

    Lesetipp zu Fachaufsätzen und Literatur: www.exit-online.org

  • S
    SKLAVE

    Die Natur wird die Welt retten und zwar schneller als Gedacht, indem das biologische System Mensch, so oder so von diesem Planeten verschwindet.

    Eine Kreatur die sich einbildet einen freien Willen und Verstand zu haben, würde ihre Lebensgrundlage nämlich Mutter Erde nicht zum Zwecke der Gewinnmaximierung schänden und mit Füßen treten, ergo, wird Mutter Natur dem unnützen Störfaktor Primat-Mensch ein Ende setzen, ob mit oder ohne ALDI!

  • T
    TaziTuss

    Die Welt retten? Wohl kaum. Aber ein Stück besser machen vielleicht. Die Frage scheint mir etwas Schieflage zu haben, wenn man sie an die Menge der verschiedenen Biosiegel knüpft.

    Fraglich ist doch eher der Wert, die Qualität von derartigen „Siegeln“. Mehr und firmeneigene Siegel bedeuten doch nicht primär, dass sich irgendetwas bessert. Es zeigt aber erfreulicher Weise, dass die Grundidee, die Marktmacht des Verbrauchers funktioniert.

     

    Ein Fair Trade oder Bio Siegel sollte vor allem Transparenz schaffen, das ist jedoch eher selten der Fall. Statt dessen suggeriert es in den unterschiedlichsten Formen das reine Gewissen, obwohl meist nur Teilaspekte des Produkts besiegelt sind. Inhaltsstoffe, Produktions- und Transportmittel und -bedingungen sind ja offensichtlich ein weites Feld. Produkte mit EG Biosiegel müssen zwar bestimmte Kriterien erfüllen und werden überwacht, das Siegel verdeckt aber konsequent das bei vielen Produkten eigentlich höhere Qualitätsniveau. Merkwürdig! Kann man vom Verbraucher erwarten, dass er sich mit den Siegel Bestimmungen duzender Verbände auseinander setzt? Das ist unrealistisch. Eine Discounter Biomilch ist etwas ganz anderes als bspw. eine Demeter Biomilch, vielleicht nicht unbedingt im Bereich Produktqualität, aber in jedem Fall im Produktionsumfeld. Weiterhin sind fair gehandelte Naturprodukte nicht zwangsläufig ökologisch, lokalökonomisch oder globalökonomisch sinnvoll. Israelische Bioerdbeeren im Winter sind vielleicht genauso schmackhaft wie die heimischen im Frühsommer, aber das Biosiegel ist ja in dem Fall nur die halbe Wahrheit.

     

    Schon im Streitartikel tauchen die Begriffe „Fair-Trade-Label“, „Lohas“, „Bio(fans)“, „soziale/ökologische Standards“ auf, ein großes Durcheinander, das die Oberflächlichkeit der medialen und öffentlichen Diskussion aber sehr schön spiegelt.

    Die bereits genannte Discounter Biomilch ist vielleicht irgendwie BIO nach EG Verordnung und die Demeter Milch übertrifft das vielleicht noch in anderen Bereichen, dagegen scheinen bei genauerem Hinsehen die sozialen Standards auf vielen Biohöfen für deutsche Verhältnisse sehr unrühmlich zu sein. Demnach wäre selbst das „teure“ Biofleisch aus dem lokalen Hofladen noch zu billig. Vielleicht nutzt man dort beim nächsten Biofleischeinkauf mal die Gelegenheit, die Aushilfen dort nach Stundenlohn und Rentenbescheid zu fragen.

    Dem ein oder anderen mag es reichen, auf seinem ökoversiegelten Teakholz Deck Chair ein Schluck Transfair Kaffee mit Biomilch zu schlürfen. Die vielen bunten Siegel taugen so in jedem Fall als Scheuklappen für das kleine reine Gewissen. Aber sie sind sicher erst der Beginn der Weltrettung.

     

    Die genannten Gegenargumente der „Kritiker“ sind ebenfalls schwach. Ethischer Konsum funktioniert beispielsweise auch durch Verzicht. Das häufig zitierte tägliche Schnitzel aus der konventionellen Massentierhaltung könnte in jeder Hinsicht durch das wöchentliche Biopendant aus biologisch nachhaltiger Kreislaufwirtschaft ersetzt werden. Das wäre gesünder und billiger. Aber während der Gourmet das Bioprodukt als Delikatesse entdeckt hat, bereit und willens, seinen Genuss täglich zu zelebrieren, geht die Schlacht am Grill für Otto Normalverbraucher ungerührt weiter, mindestens bis zum nächsten Gammelfleischskandal.

    Und wer sagt, dass mit einem (weiteren) Siegel die politischen Bestrebungen ins Hintertreffen geraten, das ist doch kein Entweder/Oder.

    Ich traue einem mündigen Verbraucher sehr wohl zu, eine Politik zu wählen, die schlicht für (Deklarations-)Transparenz sorgt auf dem Markt.

     

    Ganz klar: Eine Biohausmarke oder ein firmeneigenes XY Siegel ist in meinen Augen eher Marketing Strategie als Verbraucherinformation.

    Korrekte, unabhängig kontrollierte und vor allem umfassende Informationen zu einem Produkt sind der einzige Weg, dem Verbraucher zu helfen, seine, für Ihn richtige Entscheidung zu treffen. Dazu reicht im Prinzip EIN Siegel. Gesetze, Agrar- und Wirtschaftsbürokraten, die mit Hilfe von Lobbyisten fallweise festlegen, wovon wie viel drauf stehen und drin sein darf, helfen da nicht.

     

    Und

    Wie hoch war noch gleich der Marktanteil von Bioprodukten in Deutschland? Hier neulich erst gelesen, 3 Prozent?

     

    Weiterführende Suchschlagworte: Bio, Buch, Sieben, Siegel

  • P
    parandro

    Ziat Andreas H.:

    "Dass Bio und Fair Trade nicht zwangsläufig bessere Qualität bedeuten müssen, hat vor einigen Jahren Stiftung Warentest herausgefunden."

     

    Es gibt bereits eine neuere Kaffee-Studie von Stiftung Warentest, Ausgabe 05/2009. Diesmal neu: auch Kriterien der sozialen Verantwortung (CSR) sowie ökologisches Engagement der Marken wurde getestet.

     

    Zitat: " Wer beim Kaffeetrinken auch an Kaffeebauern und Umwelt denkt, sollte Bio- oder Transfair-Kaffee kaufen.", nachzulesen unter

    http://www.test.de/themen/essen-trinken/test/-Kaffee-CSR/1772547/1772547/1771532/

     

    Das trifft hier doch eher das Thema denn die 'Qualität' des Produkts. Da hat sich übrigens nicht viel geändert: (fast) alle Marken sind diesbezüglich vergleichbar, unabhängig vom Siegel. Siehe http://www.test.de/themen/essen-trinken/test/-Kaffee/1772611/1772611/1771568/

  • KK
    Klaus Keller

    Was sonst?

    Ich frage mich nur ob das Label hilft?

    Es gibt nichts richtiges im falschen oder nehme ich das scheinbar kleinere Übel?

     

    Die sogenannte 3. Welt exportiert Lebensmittel,Blumen etc nach Europa,USA etc anstatt die heimische Bevölkerung zu ernähren.

     

    Wenn ich statt einer Fair-Trade-Banane einen einheimischen Apfel esse schade ich dann der Rettung der Welt? Mit etwas Pech ist die

    CO2-Bilanz des Apfels ungünstiger, und wer kann in Deutschland vom Äpfelpflücken leben.

     

    es bleibt schwierig...ich versuchs es mal mit den Fair-Trade-Bananen, schaden werden sie nicht,oder?

     

    klaus keller hanau

  • AR
    Andreas Rolke

    Nein,dafür muss es eine Einsicht geben die im Westen vermisse.Wir können ÖKO-Tomaten aus Spanien

    kaufen nehmen es aber hin das die heimischen Bauern sich auf lange Sicht die Böden versauen. Wir kaufen ökologisch "wertvolles" Palmkernöl und lassen zu das dafür Urwälder abgeholzt werden. Schönen dank Ökologie. Wenn wir es nicht schaffen unsere Gewohnheiten zu verändern, weniger anstatt immer mehr und auch noch mehr dafür bezahlen, dann wird es die Menschheit auf kurz oder lang nicht mehr geben, seid aber gewiss die Erde dreht sich weiter,also nehmt uns nicht so wichtig.

     

    Schönen Tag noch

     

    Andreas Rolke

  • TB
    Timo Bartholl

    Natürlich kann Konsum nicht die Welt retten. Aber es ist logisch, dass diese Sichtweise von immer Menschen aus der Mittel- und Oberklasse in den reichen Ländern des Nordens vertreten wird, haben sie doch selber daran mitgearbeitet, die politische Rolle des Bürgers auf die Teilnahme an Wahlen zu reduzieren. Da jeder für sich und alle gegen alle gilt (man überlege mal, dass seitens der Regierung so verrückte Sachen wie "Ich-AGs" als Weg aus der Arbeitslosigkeit propagiert werden bzw. wurden), ist die verfremdete Schlussfolgerung also, dass wir durch Konsum alles ändern können, schließlich ist Konsum die einzige reale soziale Interaktion geworden, durch die wir uns "sozial engagieren". Kapitalismus, so heißt ja das wirtschaftliche System, für das sich zunächst die Eliten der Länder des Westens entschieden und es dann allen anderen gewaltsam aufzwängten, vereinnahmt jegliches Bestreben, ihn zu überwinden und macht daraus noch ein Produkt mehr, aus dem sich Profit schlagen lässt. Che Guevara auf H&M-T-Shirts, Alt-Rocker wie Bob Geldof, die den Kontinent Afrika zur Geisel nehmend durch Live8-Konzerte ihren Bekanntheitsgrad aufpolieren und eben auch die Idee solidarischen Handels, die von den Supermarkt-Handelsketten übernommen wurde, um in keinem Marksegment nicht vorne mit dabei zu sein. Preisdifferenzierung nennt sich dieses simple ökonomische Prinzip - von jeder, jedem das maximal Mögliche an Profit abschöpfen - wer also weiterhin bei aldi einkauft, weil der Geldbeutel für nichts Anderes reicht, wird weiterhin Produkte ohne Label kaufen, die Gutmenschen unter den aldi-Kunden hingegen, mit etwas mehr in der Tasche können ab jetzt die ganzen Nicht-Labelprodukte, für die Bauern mit Niedierigpreisen geknebelt werden, mit einem Kilo Kaffee im Einkaufswagen nach oben hin optisch abrunden und die Welt verändern. Dass wir den Kaffee von einer Kassiererin einscannen lassen, die über kaum Arbeitsrechte verfügt und miesen Lohn gezahlt bekommt, spielt dabei keine Rolle (Wenigstens hat sie überhaupt nen Job, oder?). Ohne Kontext und Hintergrund irgendetwas tun, meinen, irgend etwas verändern zu können - so handeln unwissende Menschen in Verzweiflung. "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint." singt die Gruppe Kettcar treffend zu diesem Phänomen.

    Simple Frage: Wieso eigentlich gehören die Besitzer der Ladenketten mit den billigsten Produkten, wie die Gebrüder Albrecht, zu den reichsten Menschen? Können wir das durch Konsum ändern?

    Was tun? In kleinen Läden kaufen, die durch solidarische Netzwerke betrieben werden, regional einkaufen und auf Märkten. Welchen Sinn soll ein ökologisch produzierter Joghurt im Regal des Supermarkts machen, wenn er mehrere Tausend Kilometer zurückgelegt hat, bevor er auf dem Löffel des Konsumenten landet? Also auf Herkünfte der Produkte schauen. Jedes Produkt, dass wir nicht in einem der Supermarktketten kaufen, ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Dadurch retten wir nicht die Welt, aber wir geben kleine Impulse auf Ebene des Konsums. Die Welt lässt sich nach wie vor nur durch etwas Anderes retten. Unsere verschlingende und mordende westliche Kultur, deren Denkmuster die Welt berrschen, werden wir nur los, indem wir das System stürzen, ganz einfach. Revolution des Systems und nicht des Konsums. Für ein ganz anderes Ganzes!

  • B
    Blautraum

    Was ist das bitte für eine Fragestellung? Alles für die Katz oder "endgültig gesiegt"? Sag mir bitte wer Bescheid, wenn der Endsieg da ist, dann kann ich mich erschießen gehen.

     

    Ich glaub vom fairen Handel sollte man nicht erwarten, dass er im Alleingang die Welt rettet. Aber zumindest ein Schritt in die richtige Richtung ist es allemal. Selbst wenn viele der Bio- und Fairmarken längst nicht das halten, was sie versprechen (kein Zweifel meinerseits) - das Bewusstsein der Käufer ist anscheinend gewachsen, und das hindert die Anbieter zumindest ein Stück weit, auf die allerbilligste Weise herzustellen. Und nur weil da vermutlich (wiederrum kein Zweifel) noch eine Menge Raum für Verbesserung ist, sollte es nicht als völlig wertlose Entwicklung gesehen werden.

  • N
    nadia

    Das Argument, nur wohlhabende Leute können sich die teureren Fair Trade Produkte leisten, scheint mir nicht unbedingt einleuchtend zu sein. Ethischer Konsum, der beispielsweise die Überproduktion stoppen soll bedeutet auch, dass nur das gekauft wird, was tatsächlich konsumiert wird. Wird bewusster und in geringeren Mengen eingekauft und damit konsequenterweise weniger weggeworfen, können diese Einsparungen in die etwas teureren Fair Trade Produkte investiert werden.

     

    Falls die Fair Trade Produkte im Massenformat der Discounter tatsächlich fair gehandelt sind und die Preisdifferenzen tatsächlich zu den Produzenten fließen und nicht zu einem hohen Prozentsatz in die Kassen der Discounter, begrüße ich diesen Schritt.

     

    Nach Götz Werner, dem dm-drogeriemarkt Chef, liegt die Verantwortung stets beim Volk. Die Politiker haben nach seiner Darstellung sehr sensible Fähnchen, mit welchen Sie die Windrichtung recht präzise abzulesen vermögen. Wenn wir davon ausgehen, dass sie für uns Politik machen, oder zummindest um wiedergewählt zu werden, muss der Wille zu einer Veränderung zuerst in der Bevölkerung wachsen, bevor sich die Politiker danach richten.

  • DR
    Dietmar Rückert

    Der wahre Einkauf kann nur über Faire Trade gehen. Die "Dritte Welt"-Läden geben den Bauern und Produzenten einen angemessenen Preis. Meistens sind die Produkte auch noch Gentechfrei und im ökologischen Landbauverfahren hergestellt.

    Die Genossenschaften in Afrika, Südamerika, etc. erhalten einen festgelegten Preis, den sie zum Leben und (Land)Wirtschaften benötigen. Sie können im FaireTrade ihre Existenzen sichern.

    Das Biosiegel von Aldi ist scheinheilig. Die Ökoprodukte von Aldi sagen noch lange nicht aus, ob die Bauern in den Herstellungsländern faire Preise für ihre Produkte erhalten!

  • O
    OneBlood

    Hallo zusammen,

    möchte die Gelegenheit, einer der ersten Schreiber zu sein, nutzen, um ein paar der gängigen Gegenargumente anzusprechen.

     

    1. "Bio ist nur etwas für Reiche."

    Ich denke, daß ich mit den 250 zu meiner freien Verfügung stehenden Euro (also für alles außer Miete + Nebenkosten) zumindest hierzulande nicht zu den "Reichen" zähle. Dennoch ernähre ich mich zu mindestens 80% von Bio-Nahrung, und zwar ausschließlich aus dem noch mal etwas teurerem "richtigen" Bioladen (also nicht Supermarkt/Discounter). Hat den Vorteil, daß dort deutlich mehr regionale und auch "faire" Produkte angeboten werden. Außerdem macht mich das (Vorteil Nr.2) beinah zu einem Vegetarier, weil ich mir das "teure" Bio-Fleisch nur selten leisten kann. (Nach meiner Meinung ist das Bio-Fleisch nicht zu teuer, sondern das Discount-Fleisch viel zu billig.)

     

    2. "Bio beruhigt nur das Gewissen."

    Hierzu ein Brecht-Zitat, welches ich hier kürzlich in einem Kommentar gelesen habe: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral!" So wie dies sicherlich für die allermeisten Menschen zutrifft, so gilt aber auch, daß es den Bauern der "Dritten Welt", die faire Preise für ihre Bio-/Transfair-/Etc.-Produkte erhalten, reichlich egal ist, wer diese kauft. Moralischer Wert geht eben nicht nur von einem "guten" Motiv, sondern manchmal auch von einem "guten" Ergebnis aus.

     

    3. "Bio kann nicht die ganze Welt ernähren."

    Dies stellt ein ernsthaftes (ethisches) Problem dar. Was gibt uns das Recht, uns gesünder(?) zu ernähren, wo diese Art der Ernährung gar nicht allen Menschen möglich sein kann? (s. Kants kat. Imp.) Hier wäre jedoch erstmal wissenschaftlich eindeutig zu klären (soweit dies möglich ist), ob das Argument zutrifft. Einerseits gibt es sicher kaum untendenziöse Studien auf diesem Feld. Andererseits werden langfristige Folgen von konventionellen Anbau (ausgelaugte Böden, (Grund-)Wasserverschmutzung etc.) oft weniger behandelt, weil sie sich schwer prognostizieren lassen. Wie auch immer ist dies eine rein wissenschaftliche Frage und ohne wirklich stichhaltige Studien eine Diskussion zu diesem Thema unnütz.

     

    4. "Es gibt viel wichtigere Themen als Bio."

    Das ist ohne Frage richtig, zumal Ernährung natürlich nicht unabhängig ist von Themen wie Politik. Es gibt aber 1. auch viel unwichtigere, 2. deutlich kompliziertere, deren Verständnis viel mehr Aufwand erfordert (gesellschaftspolitische etc.) und 3. Themen, bei denen man nicht das Gefühl hat, ohne großen Aufwand als EinzelneR etwas ändern zu können.

     

     

    Ich persönlich denke, daß Bio natürlich keine Lösung für die meisten drängenden Probleme sein kann. Für mich ist es vielmehr ein Symbol. Und zwar dafür, daß ich nicht denke, daß unreflektierter technischer Fortschritt zu unserem besten ist. Dafür, daß ich denke, daß die Umwelt und Artenvielfalt schützenswert ist. Und vielleicht auch dafür, daß soziale und ökologische Verantwortung schon bei kleinen Taten anfängt. Wenn man eine irgendwie gerechtere und friedlichere Welt will, gibt es sicher wichtigere Themen, aber eine "gesunde" Umwelt sollte bei allen Überlegungen zumindest eine Nebenrolle spielen.

     

    Wer es bis hierher geschafft hat: Starke Leistung und danke fürs Lesen.

  • R
    RoniRandom

    Das eigentliche Problem ist nicht, WAS gekauft wird, sondern WIE gekauft wird. Fair Trade und Bio in allen Ehren, trotzdem bleibt der (meist irrationale, also unnötige) Konsum Motor der kapitalistischen Wirtschaftsordnung; so stellt die ausgebeutete Kaffee-Bäuerin nur einen gheringen Teil in der Erzueger-Endverbraucher- Kette dar.

  • TK
    Tanja Kloß

    Eindeutig ja! Die Etablierung des Kaufens ethisch korrekter Produkte ist der Beweis dafür, dass in unserer Gesellschaft ein neues Bewusstsein der Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit aufgekeimt ist. Das ist die wichtigste Grundlage für das Schaffen einer besseren Welt. Und es ist das Beste, was uns in der letzten Zeit passieren konnte!

     

    Wir dürfen nun nur nicht vergessen, auch die Unternehmen, die korrekt handeln, weiter unter die Lupe zu nehmen. Denn hier steckt der Teufel begraben, wie im Bericht richtig erfasst. Geld, und das häuft sich in genau diesen korrekten Unternehmen nun an, macht süchtig nach mehr. Und was diese Sucht bewirken kann wissen wir alle.

    Wenn wir aber weiterhin hinterfragen, dann kann auch hier eine "Neue Gerechtigkeit" entstehen. Klingt utopisch, klang die Möglichkeit des breiten Konsums ethisch korrekter Lebensmittel aber auch.

  • AH
    Andreas H.

    Im Sinne eines funktionierenden Marktes, sollte ein Agrarproduzent immer an zwei Punkten interessiert sein:

    1. Ein gutes, qualitativ hochwertiges Produkt haben.

    2. Dabei keinen Raubbau betreiben.

    Dann beides wäre schlecht für das Geschäft: ein minderwertiges Produkt kauft keiner und auf einem ausgelaugten Boden lässt sich nichts mehr anbauen.

     

    Und wer außer den "reichen" Europäern und Amerikanern kann sich z.B. FairTrade leisten?

     

    Eine flächendeckende Bezahlung von z.B. Kaffeebauern lässt sich sicherlich nicht durch FairTrade erzielen. Durch eine organisierte Arbeiterbewegung wie im letzten Jahrhundert in Europa und Amerika wäre wesentlich hilfreicher.

     

    PS: Dass Bio und FairTrade nicht immer bessere Qualität bedeuten müssen, hat vor einigen Jahren Stiftung Warentest herausgefunden:

    http://www.test.de/themen/essen-trinken/test/-Espressokaffee/1221251/1221251/1221568/1222746/

  • PH
    Paul Hildebrandt

    Ja, es gibt Misstände, die sich ausserhalb der Möglichkeiten von Fairtrade befinden, aber ist es deshalb ein Grund Fairtrade nicht zu nutzen, weil man argumentiert ein fair gekauftes Produkt besiege nur die Symptome eine ungerechten Welt?

    Nein auf gar keinen Fall, Fairtrade und Bio mögen vielleicht nur kleine Schritte auf dem Weg in eine bessere Welt sein und Aldi und Co werden deshalb sicher nicht zu perfekten Firmen, die man ohne Kritik unterstützen sollte, aber der Drang der Menschen die Welt zu verbessern spiegelt sich in diesen Produkten wieder und wenn wir alle wirklich den Willen haben, Menschen zu helfen, so muss sich dieser Wille auch mit dem Abscheu vor "Mainstream" und "Gewissensbereinigung" vereinigen lassen.

  • W
    Wolfgar

    Ja die kritischen Konsumenten haben gesiegt.

    Wir sind nahe am Weltfrieden