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Streit der Woche"Richtig kaufen rettet nicht"

Kann richtig kaufen die Welt retten? Nein, sagt Harald Christ aus Steinmeiers Wahlkampfteam. Und ob, entgegnet Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn.

Der Konsument hat es in der Hand: Biologisch hergestellter Käse. Bild: ap

Berlin taz | Der SPD-Politiker und Multimillionär Harald Christ bezweifelt die Macht des politischen Konsums. "Ich warne vor allzuviel Optimismus", schreibt er in einem Beitrag im "Streit der Woche" der sonntaz. Eine Kaufentscheidung hänge immer noch von vielen anderen Faktoren ab als nur ethischen Erwägungen. "Richtig kaufen allein, wird die Welt nicht retten", schreibt Christ. Staatlich garantierte Rahmenbedingungen seien unverzichtbar.

Die Vize-Chefin der Grünen-Bundstagsfraktion Bärbel Höhn weißt dagegen auf den Einfluss der Verbraucherinnen hin. "Ökostrom oder Kohlekraftwerke, Freiland- oder Käfighaltung, Fair Trade oder Hungerlöhne -- wir haben es in der Hand", schreibt sie in der sonntaz. Wenn Öko aus der Nische herauskomme, werde sich auch die politische Diskussion ändern. Aber: "Richtig einkaufen macht richtig wählen nicht überflüssig."

Bild: taz

Den ganzen Streit der Woche lesen Sie in der sonntaz vom 15./16. August 2009 - zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.

Der Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich äußert in der sonntaz Bedenken. "Die paar Privilegierten, die Geld und Zeit haben und das Einkaufen zu ihrem Lebensinhalt machen, sind auf jeden Fall zu wenig, um die Welt zu retten!" Der Konsument müsse lange nachprüfen, ob die Produkte wirklich sozial und ökologisch seien, sie seien zudem für viele zu teuer.

Die Autorin Tanja Busse sieht die bewussten Konsumenten im Aufwind. Das bewusste Kaufen "ist der erste Schritt der Politisierung des Konsums", schreibt die Verfasserin des Bestsellers "Die Einkaufsrevolution" im "Streit der Woche". Als Nächstes fordert sie eine verschäfte Kennzeichnungspflicht und externe Kontrollen.

Im "Streit der Woche" äußern sich neben Höhn, Busse, Christ und Ullrich der Weltgeschäftsführer der Fairtrade Labelling Organisation Rob Cameron, der Konsumkritiker Jochen Dallmar, Berndt Hinzmann von der Kampagne für Saubere Kleidung und der taz.de-User Jurek Lufft.

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4 Kommentare

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  • Z
    zisslbauer

    "Nachhaltig einkaufen" wirkt schneller als "Richtig wählen" (was nicht grundsätzlich gegen wählen spricht).

     

    Was brauche ich wirklich ?

    Welche sind meine Grundbedürfnisse ?

    Kann ich richtig gewichtend vergleichen ?

    Habe ich ein zuverlässiges Angebots- und Preisgedächtnis ?

    Wie nah sind meine Gefühle dem Einkaufserlebnis, wie distanziert kann ich ein Angebot einschätzen ?

    Ist mir der ökologische Rucksack der Produkte bewußt bzw. bekannt ?

    Habe ich eine Neigung zum Schwarmfisch (engl. Mainstream)oder bin ich zu 100% eigenständig bei der Produktauswahl ?

    Muß ich jedes Jahr neue Klamotten haben ?

    Schätze ich innere Werte beim Produkt oder liebe ich die Markenillusion ?

    Sind mir gängige Eindrucksmanagement- und Preisstrategien geläufig ?

    Kann ich Preis- und Qualitätswerbung zutreffend unterscheiden ?

    Was mache ich mit dem überschüssigen Geld, wenn ich etwas preisgünstiger kaufen konnte ?

     

    Durch Billigeinkäufe fördere ich ein Billigangebot, durch Qualitätsnachfrage fördere ich ein Qualitätsangebot.

     

    Zum Qualitätsangebot gehört die persönliche Kaufberatung, und die ist mit Personalaufwand sprich Arbeitsplatz für qualifizierte Kaufleute verbunden.

     

    Einkommensschwache, arbeitslose Unterschichtler-Innen, die im Shop-Hoppingverfahren nur Billigstangebote nachfragen, bringen sich so selbst um mögliche Arbeitsplatzchancen. Sie sind die verläßlichsten Milliarden-Gewinnbringer für die Discounter. Deren Wertschöpfung kehrt nicht in den Nahbereich der KäuferInnen zurück, das Geld ist weg (spin-off).

     

    Billigangebote erhöhen nur den Druck auf die Produzenteneinkommen (in fernen Ländern ?), sind also letztlich auch unsozial, nur nicht bei uns.

     

    Kunden, die in Städten nur noch qualitätsarme Massenware finden, wandern schnell ab; die Städte veröden nachhaltig; der Facheinzelhandel zieht sich zurück. Die Gewerbemieten bleiben aber trotzdem hoch, denn die Vermieter hoffen auf einen weiteren zahlungskräftigen Filialisten (der nicht kommt).

     

    Und dann geraten Städte in die Schere zwischen sinkenden Gewerbesteuereinnahmen und steigenden Sozialausgaben, finden eine scheinbare Lösung im Bau neuer Einkaufszentren für Markenfilialisten im Stadtzentrum. Die überteuerten Raumkosten werden durch "Produktivitätsfortschritte" (sinkende Löhne und steigende Anforderungen) bei den MitarbeiterInnen versucht wieder auszugleichen. Renditen sinken ("Germany is overstored" = hat sowieso zuviel Läden), nur die Quantität des Absatzes kann da noch helfen; mit scharfem Marketing-Blick auf den wachsenden Armenanteil in der Bevölkerung verkauft man jetzt auch billige Massenware...

     

    Nachhaltig einkaufen sichert den Fortbestand der Arbeitsplätze des örtlichen/regionalen Facheinzel-handels und der damit verbundenen, qualifizierten Dienstleistungsarbeitsplätze (Banken, Versicherungen, Handelsvermittler, Immobilien, Verwaltung, Mediziner, Therapeuten, Kitas usw.)

  • K
    kruemmelmonster

    DA-zu sagt das Kruemmelmonster nUr KEEKKSE KEEKKssSE Keksse

  • P
    pezi

    richtig einkaufen!? wie wär's mit "nur einkaufen

    was auch gebraucht wird"! übrigens: jenen welche es

    sich nicht leisten können denen wird

    der konsum zum lebensinhalt gemacht.

    hier wird wieder einmal eine interessante diskussion

    verpasst...

  • A
    asd

    da der konsum im grunde die einzige einflussmöglichkeit ist, die uns in unserer schönen !kapitalistischen! "demokratie" geblieben ist, muss man bewusst konsumieren!

     

    natürlich können viele menschen aufgrund ihrer finanziellen lage auf billige preise nicht verzichten, aber da fängt es ja schonmal an!

     

    zum einen ist es sicher nicht damit getahn alles zu kaufen wo bio drauf steht!!

     

    bio ist zu 80% genauso schlecht wie der rest!!

     

    erstrangig kommt es auf die regionalität der produkte an! dann heisst bewusster konsumieren eben auch sich über sein KONSUMVERHALTEN bewusst zu werden, d.h. wann kaufe ich was, wie viel kaufe ich, brauche ich das alles wirklich?! und eben vorallem auf "luxus" zu verzichten. lieber mal die zutaten kaufen und das brot selbst machen.. einen kleinen gemüsegarten anlegen o.ä.

    kein mensch sollte sich verausgaben dabei.. aber jeder sollte zumindest machen was er kann! - jeder nach seinen möglichkeiten-

     

    desweiteren hört der spass ja nicht bei der nahrung auf!!

    gerade bei den ganzen anderen konsumgütern die unser leben bestimmen sollte man mehrmals überlegen.. billig elektronik, billig werkzeug, billig möbel, billig klamotten... lieber einmal was richtiges kaufen!

    und vor allem ganz wichtig einfach an sich

    VIEL VIEL WENIGER KONSUMIEREN!!

    man kommt mit viel weniger aus! kein mensch braucht den ganzen scheiss der uns hier täglich aufgezwungen wird!!