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Streit der WocheKika-Macher versteht TV-Verbote

Kika-Moderator Willi Weitzel kann nachvollziehen, wenn Eltern kleinen Kindern das Fernsehen verbieten. Er habe selbst als Kind zuviel Zeit vor dem Apparat verbracht.

Verzwickte Sache: Kinder sollen nicht fernsehen, aber das Fernsehen hilft auch Kindern: Wie hier Sarah Connor in der Benefiz-Gala: "Ein Herz für Kinder". Bild: ap

BERLIN taz | Kinderkanal-Star Willi Weitzel lässt seine Tochter nicht fernsehen. "Ich kann die Position, Kindern das Fernsehen zu verbieten, total verstehen", schreibt der "Willi wills wissen"-Reporter im Streit der Woche in der sonntaz. Seine anderthalbjährige Tochter dürfe nicht fernsehgucken, selbst wenn es Sendungen für Kinder zwischen eins und drei gäbe. "Die Frage ist einfach: Müssen Kinder unter drei Jahren schon fernsehen?", schreibt Willi Weitzel.

Wenn der Moderator an seine eigene Kindheit denke, wünsche er sich manchmal seine Eltern seien strenger gewesen. "Ich lag zu viel vor dem Fernseher." Er sei dadurch ein unausgeglichenes Kind geworden.

Generalkritik am Fernsehen lehnt er aber ab: Das Fernsehen sei eine Erfindung des Menschen "und jetzt tun wir so als sei, als sei es etwas, das eine feindliche Macht virusartig verbreitet hätte". Die Lösung sieht Weitzel in kontrolliertem Fernsehen mit älteren Kindern. "Bewusst Fernsehen heißt: ins Programmheft gucken, ankreuzen, einschalten."

Bild: taz

Den ganzen "Streit der Woche" lesen sie in der zehnseitigen Fernseh-sonntaz vom 29./30.8.2009 - ab Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.

Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfahlen, hält Fernsehverbote für eine zwecklose Erziehungsmethode. Verbote seien nur sinnvoll, wenn man sie durchsetzen könne. "Beim Fernsehen kann man das vergessen", schreibt Schneider im "Streit der Woche". "Wer ein Fernsehverbot fordert, übersieht, dass das Fernsehen sich längst in die Breite und in die Tiefe unserer Gesellschaft eingenistet hat." Man könne Fernsehen aus keinem Leben aussperren.

Im Streit der Woche in der sonntaz schrieben außer Weitzel und Schneider die Medienjournalistin Klaudia Wick und der Fernsehverweigerer und Psychologe Roland Müller aus Zürich. Der taz.de-User Peter Müller, Chemiker am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge/USA, erklärt wie das kindliche Gehirn auf zweidimensionale bewegte Bilder reagiert. Winfried Gockel, Techniker beim Privatfernsehen, der ebenfalls seinen Beitrag auf taz.de gestellt hat, sagt, warum das Verbot seiner Eltern genervt hat und was an Doku-Soaps lehrreich ist.

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6 Kommentare

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  • F
    felixzu

    ich lebe mit meiner familie seit langem ohne tv im haus und bin froh weniger fern bedienbar zu sein.

    ich hab auch nich das gefuehl das uns wirklich was fehlt, vielmehr ist es erleichternd den flimmernden kot nicht zu kennen, geschweige denn dafuer zahlen zu müssen.

    und trotz geziehlten medienboykot weis auch ich um so wichtige meldungen, wie den tot michael jacksons.

    leider...

    problematisch empfinde ich es nicht, dass tv im herzen der gesellschaft angekommen ist, sondern vielmehr dass es quasi zum herzen des schwarms geworden ist...

    entspannte grüsse aus dem süden!

  • B
    Bernd

    die einstellung von herrn weitzel ist völlig richtig.

    kinder ohne fernsehen erziehen ist aber unmöglich.

    Eine , in maßen, kontrollierte nutzung dieses eigentlich schönen mediums ist wichtig.

    es ist wichtig das verhältnis zu wahren und kindern ein gleiches maß an gefahr und spaß in der natur und visuellem medium zu bieten.

  • UK
    Ursula Krystyna Grasse

    Hallo??? Man könne kein Fernsehen aus dem Leben ausschliessen?? Dann bin ich wohl eine totale Ausnahme (glaube das aber niemals) ...ich habe seit 3 Jahren keinen TV...man, es geht echt ohne, und das auch noch ziehmlich gut.

     

    Mit ferienartigen und klimneutralen und auch noch fernsehfreien Grüssen aus dem wunderschönem Saas Fee

     

    Ursula Grasse

  • M
    Maria-ha

    ".. kontrolliertem Fernsehen.. ins Programmheft gucken, ankreuzen, einschalten." Also ne, dann doch lieber n'Pickel am Po. Was noch? kontrolliertes onanieren, damit die Sehschärfe nicht gefährdet wird? Solche kontollwahnsinnigen Eltern muß man lieber kontrollieren. In unserem Land sind sehr viele stets geneigt alles an der Wurzel, fundamental und endgültig zu lösen..

  • G
    Gockeline

    Willi ist aus dem Fernsehen kaum noch zu denken.

    Was er macht ist wirklich gut.

    Seine Meinung ist gut,teilt aber die Nation.

    Fernsehen macht intelligente Kinder auch noch intelligenter wenn sie gute Sendungen sehen.

    Fernsehen macht die dummen noch dümmer und sie schauen sich nur dumme Sendungen an.

    Das ist nicht ein Satz von mir,sondern vom Hirnforscher.

  • Y
    Yadgar

    Aus meinem Leben habe ich das Fernsehen erfolgreich verbannt... nur um jetzt um so länger vor der Glotze 2.0, sprich meinem Internet-PC zu sitzen! Welches Medium die wirksamere Gehirnwaschmaschine ist, ist keineswegs entschieden...