Streit der Woche: Ist Porno gucken okay?
Pornografie ist im Mainstream angekommen - und wird konsumiert bis zum Überdruss. Gefahr oder gesunde Liberalität, vorgelebte Frauenfeindlichkeit oder fantasievolle Inspiration?
Vom 15. bis zum 18. Oktober findet in Berlin zum 13. Mal die "Venus" statt, die größte internationale Fachmesse der Sex-Industrie. Porno ist überall. Rund 11.000 neue Filme kommen pro Jahr hinzu, so Schätzungen, dabei sinken die Umsätze. Denn dank Internet ist Pornografie immer und überall kostenlos verfügbar, Videoportale wie youporn.com verzeichnen Millionen Zugriffe.
Seit Jahren ist Pornografie teil des Mainstreams und die Branche gibt sich trotz der Wirtschaftskrise stabil. Darstellerinnen wie Gina Wild, Dolly Buster, Sasha Grey oder Jana Bach Überschreiten die Grenzen zwischen Erwachsenen- und Nachmittagsprogramm, Schmuddelecke und Kultur. Pornorapper versetzen Jugendliche in Begeisterung und SozialarbeiterInnen in Alarmstimmung. Und schließlich hat die Band Rammstein mit dem Video zu ihrem neuen Song "Pussy" einen Porno produziert.
Streiten Sie mit! Redaktionsschluss der Kommentare für die kommende sonntaz ist Mittwoch 21 Uhr. Näheres zum Verfahren lesen Sie im "Stichwort" rechts oben auf dieser Seite.
Ebenfalls am kommenden Wochenende verleihen die InitiatorInnen der "PorYes"-Kampagne um die Berliner "Sexpertin" Laura Meritt den "1. Feministischen Pornofilmpreis Europa". Ist Porno jetzt also endgültig auch in linken, feministischen Kreisen angekommen? Diejenigen, die vor zwei Jahrzehnten die "PorNo"-Kampagne in Deutschland initiierten, kämpfen noch immer dagegen an, allen voran Alice Schwarzer, die vor zwei Jahren eine Neuauflage der Kampagne startete. Für sie ist und bleibt Pornografie herabwürdigend, in Szene gesetzter Frauenhass mit beweisbar negativen Folgen für das Frauenbild der - in aller Regel männlichen - Konsumenten.
Demgegenüber stehen diejenigen, die Pornografie als künstlerische Darstellung verteidigen. Die Darstellerinnen übten ihren Beruf schließlich freiwillig aus, und die Konsumenten wüssten sehr wohl zwischen filmischer Darstellung und wirklichem Leben zu unterscheiden.
Was meinen Sie - ist Porno gucken okay
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht