Streit der Woche: Sind Benefizgalas zynisch?
Mit teuren Banketts, extravaganten Kunstauftritten und vielen Stars sammeln Benefizgalas Geld gegen das Unglück der Welt. Aber darf man beim Kampf gegen den Hunger Kaviar essen?
Der Herbst ist da, die Gala-Saison hat begonnen und in den kommenden Tagen eröffnen die ersten Weihnachtsmärkte. In den Wochen vor Weihnachten wird in Deutschland am meisten gespendet. Gleichzeitig wurde auf dem Welternährungsgipfel in Rom bekannt, dass inzwischen über eine Milliarde Menschen hungern müssen. Die einen wollen Geld für einen guten Zweck ausgeben – die anderen könnten es gebrauchen.
Wer sein Geld für einen guten Zweck loswerden will, hat derzeit viele Möglichkeiten dafür auch ein warmes Fünf-Sterne-Essen zu bekommen. Anfang November nahm die Operngala der Deutschen Aids-Stiftung in Berlin 250.000 Euro ein, auf der Wolkenschieber Gala in Bremen wurden 140.000 Euro für Kinderhilfsorganisationen gesammelt – und in Düsseldorf sammelte am Wochenende eine Gala eine geheime Summe für die Unesco.
Und es geht weiter: In TV-Spendengalas sammeln in den kommenden Tagen die Welthungerhilfe und Brot für die Welt. Im Dezember findet die große Gala von "Ein Herz für Kinder" statt – vergangenes Jahr brachte diese Gala 15 Millionen Euro für Kinder in Armut ein.
Gemeinsam ist diesen Galas aber nicht nur, dass sie Geld für gute Zwecke sammeln, sondern gleichzeitig ihre Extravaganz: Auf der Operngala aßen die Gäste Delikatessen wie Damwild, Taschenkrebsfleisch und Jakobsmuscheln, in Bremen gab es ein "erlesenes Gänge-Menü von Spitzenköchen" und bei "Künstler gegen Aids" wurde beim Empfang der Sekt in handverarbeiteten Kristallen serviert.
Wer möchte, dass sein Beitrag zum sonntazstreit nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Mittwoch 21 Uhr.
Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" rechts.
Nebenbei traten namhafte Künstler und Stars auf um die Gäste zu unterhalten: Auf der Düsseldorfer UNESCO-Gala gehörte beispielsweise Michael Jacksons Bruder Jermaine dazu.
Andererseits kommt viel Geld auf einmal an Organisationen, die es benötigen und für Bedürftige einsetzen können. Einen Gewinn macht niemand wirklich, denn die Erlöse der Galas werden komplett gespendet. Doch ein Mehrfaches wird für die luxuriösen Veranstaltungen ausgegeben, die ja auch gespendet werden könnten. Heiligt der Zweck die Mittel? Darf man beim Kampf gegen das Unglück der Welt Spaß haben?
Was meinen Sie, sind Benefizgalas zynisch?
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