piwik no script img

Streit der WocheMissbrauch - Agiert der Staat zu lasch?

Die Missbrauchsdebatte spitzt sich zu, die Politik findet keine Lösung. Während immer mehr verjährte Übergriffe ans Licht kommen, wächst der Druck auf den Staat. Agiert er zu lasch?

Dass die Betroffenen ihr Schweigen brechen, bringt Bildungseinrichtungen und Kirchen in Zugzwang. Bild: photocase/allzweckjack

Die Missbrauchsenthüllungen an Schulen nehmen kein Ende. Nachdem über hundert Fälle sexuellen Missbrauchs am katholischen Canisius-Gymnasium in Berlin gemeldet wurden, steht nun die renommierte Odenwaldschule in Südhessen im Verdacht, sexuelle Gewaltdelikte über Jahre geheim gehalten zu haben. Anfang des Monats trat die Leiterin der Odenwaldschule, Margarita Kaufmann, an die Öffentlichkeit. Sie bestätigte, dass 1971 bis 1985 rund hundert Schülerinnen und Schüler von Lehrkräften und Gästen sexuell missbraucht wurden. Der ehemalige Internatsleiter soll einige Zöglinge sogar hundertfach vergewaltigt haben. Die Eliteschule wurde bereits 1999 über die Vorfälle unterrichtet, als die Staatsanwaltschaft erstmals gegen den Direktor ermittelte.

Dass die Betroffenen ihr Schweigen brechen, bringt Bildungseinrichtungen und Kirchen in Zugzwang. Der Odenwaldschule und dem Jesuitenkolleg wird vorgeworfen, die Taten vertuscht zu haben. Papst Benedikt XVI wird zur Stellungnahme aufgefordert, weil er zu der Zeit Erzbischof in München war, zu der sich Übergriffe im oberbayerischen Kloster Ettal und bei den Regensburger Domspatzen ereigneten. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP, kritisierte die katholische Kirche, eine „Schweigemauer“ um sich herum aufzubauen.

Kritische Stimmen werden vor allem wegen bestehender Rechtsverhältnisse laut. In Deutschland besteht keine Pflicht, sexuelle Übergriffe anzuzeigen. Außerdem ist der Missbrauch oftmals schon verjährt, bevor sich Opfer zu einer Anzeige entschließen. So wurde auch das Verfahren gegen den Internatsleiter der Odenwaldschule vor elf Jahren wieder eingestellt, weil die Übergriffe zu weit zurücklagen. Die Verjährungsfrist beträgt zwischen drei und zwanzig Jahren.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan, CDU, hat sich deshalb für eine Verlängerung der Fristen ausgesprochen. Auch Ralf Stegner, SPD-Chef in Schleswig-Holstein, fordert eine Überprüfung der Verjährungsdauer. Leutheusser-Schnarrenberger lehnt längere Verjährungsfristen hingegen ab. Stattdessen möchte die FDP-Politikerin einen runden Tisch mit Vertretern der Kirche, Heimträgern und Jugendhelfern zum Thema Kindesmissbrauch und Kinderpornographie einrichten, wo über „freiwillige Entschädigungszahlungen“ der katholischen Kirche und Vorbeugungsmaßnamen beraten werden soll.

Klar ist: Politiker stehen zusehends unter Druck, Veränderungen einzuleiten, um Missbrauchsfälle zügig aufklären zu können. Unklar ist wie.

Was meinen Sie: Agiert der Staat zu lasch?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

32 Kommentare

 / 
  • GR
    Gent Raoul

    Wo bleibt Westerwelle?

    Man darf j awohl noch sagen dürfen, dass ....

    wo belibt der Westerwelle eigentlich bei dem Thema. Ganz Deutschland redet darüber, aber der Herr Minister sagt, man diffamiere seine Familie oder sagt, dass HArtzIV schon zu viel ist und meint Äußerungen zu Inlandspolitik gehören explizit zu einem Parteichef!

     

    Das Mindeste was ich denke was getan werden muss ist, dass bei Ratzinger ne Hausdurchsuchung durchgeführt wird! Denn, der Pabst hat ja laut Anordnung von vor ein paar Jahren Mißbrauchsfälle zur päbstlichen chefsache gemacht und die Fälle werden seitdem , offiziell, päbstlich bearbeitet, da sie so schlimm sind.

    Das ist ja super: der Pabst sammelt alles. Dann muss man ja nur zu ihm hin und er rückt es als alter Oberaufklärer raus!

  • H
    hto

    Der Augsburger Bischof Walter Mixa, er erklärte, die "sogenannte sexuelle Revolution" sei an derartigen Entwicklungen "sicher nicht unschuldig".

     

    Tatsächlich hat er somit seinen populistischen wie machtbedingten Finger in einer symptomatischen Wunde, dieser durch Reizüberflutung überwiegend konsumautistisch-bewußtseinsbetäubten Gesellschaft - Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll, da ist der "lasche" Umgang kein Wunder, für eine staatliche "Gemeinschaft" die mit Bildung zu Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche konfusioniert und gespalten funktioniert / stumpf- wie wahnsinnig re-agiert!?

  • TU
    tonsur und kullerbauch

    Wie kann der STaat reagieren, wenn einige seiner gewählten Volksvertreter in Südostasien ihren pädophilen Neigungen nachgehen. (Vgl BBC Dokumentation 10/2008 zur zweitweiligen Kindermiete in Thailand)

     

    @willy

    die argumentationslinie von frau g.kuby ist nicht meine und pauschalanschuldigungen sind sowieso inakzeptabel aber in der Sache hat sie teilweise Recht:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,678961,00.html

    und:

    Den naivsten unter den naiven der Alt-68-Movement galt das streicheln der genitalien von kleinen jungen zum morgendlichen wecken als praktizierte erziehung zum pazifismus, was Prof. Hartmut von Hentig natürlich niemals zugeben wird, weil es ihm peinlich ist. Dazu zählten auch die förderung des geschlechtsverkehrs unter kindern, siehe einschlägige schriften der Kommune I.

  • AS
    Alexander Schumacher

    So schlimm es auch ist, unsere Gesellschaft muss langsam aber sicher akzeptieren, dass es Menschen mit einer pädophilen Neigung gibt und diese Menschen eben aufgrund dieser genetischen Veranlagung schlicht nicht anders können.

    Diese Neigung ist somit gleichwertig gegenüber jeder anderen und zunächst einmal genauso zu behandeln.

    Diese Erkenntnis muss zu Beginn der Lösung des Problems stehen.

    Um diese natürliche Veranlagung zu unterdrücken und ihre Auswirkungen zu vermeiden, sind genau die selben Aufwendungen nötig, die z.B. bei der Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu Drogenmissbrauch betrieben werden.

    Ein Tabuisierung des Themas und die einfache Erwartung "Einem vernünftigen Mensch muss klar sein, dass er sich nicht an Kindern vergreifen darf." nützen hierbei rein gar nichts.

    Wir müssen uns offen mit dieser Sache auseinandersetzen; das Problem erledigt sich nicht von alleine.

    Zuletzt der wohl wichtigste Punkt:

    Die Hauptverantwortung für unsere Kinder liegt immer noch bei uns, nicht beim Staat.

    Wir müssen unseren Kindern Beachtung schenken, dafür sorgen, dass ihre Erzieher vertrauenswürdig sind und angemessen reagieren. Dann kann es nicht passieren, dass hunderte Missbrauchsfälle unentdeckt bleiben.

  • W
    Wolfgang

    Kindesmißbrauch verjährt nach ein paar Jährchen, aber

    wenn du Schulden hast, darfst du gnadenlos 30 Jahre blechen. Das zum Thema Justiz.

  • W
    willy

    Nimmt es die "taz" in dem o.g.Zusammenhang eigentlich hin, dass eine katholische und bei der "Jungen Freiheit" offensichtlich gern gesehene Hasspredigerin, Frau Gabriele Kuby im öffentlich-rechtlichen Fernsehen(Menschen bei Maischberger am 09.03.2010) behaupten darf, dass die Grünen, die Humanistische Union, die "taz" und Teile von Homosexuellenverbänden den Sex mit Kindern propagierten?

     

    http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,682701,00.html

     

    http://www.jungefreiheit.de/fileadmin/user_upload/fotos/Dossiers/Dossier.pdf

  • KK
    Klaus Keller

    fragen wir mal aus anderem Blickwinkel:

    was tut der Staat damit eine angemessene Behandlung der Opfer stattfinden kann.

     

    Machen sie mal einen Selbstversuch, etwa folgendermaßen.

     

    Nehmen sie eine Telefonbuch und suchen sie sich mit dessen Hilfe einen Psychotherapeuten.

     

    a:sie sind Selbstzahler

     

    b:sie sind Kassenpatient

     

    wenn Sie es schaffen bei b innerhalb von 2Monaten einen Platz zu bekommen erhalten sie die volle Punktzahl

     

    Variante 2

    Ihre "Störung" ist vergesellschaftet mit einer Somatischen Erkrankung, suchen sie nun wie oben einen Stationären Behandlungsplatz.

     

    Variante 3

    Sie haben zusätzlich noch eine (zB Borderline)Persönlichkeitsstörung, oder eine Suchterkrankung entwickelt.

     

    Bei Variante 2 und 3 volle Punktzahl bei einer Wartezeit von unter 6 Monaten.

     

    Wenn sie eine Schizophrenie dazu haben, versuchen sie es erst gar nicht.

     

    Preisfrage; Wer bekommt mehr Geld für 50 Minuten Tätigkeit?

     

    Ihr Kfz-Meister oder der nächste Psychotherapeut(ob Arzt/in oder Dipl,Psych) der auf dem Gebiet des sexuellen Mißbrauchs und seiner Folgen erfahren ist.

     

    PS ich kenne den Markt nicht wirklich aber ich denke ich liege meinen befürchtungen richtig

     

    klaus keller hanau

  • H
    hto

    Ist Mißbrauch nicht dort am STÄRKSTEN, wo die Verkommenheit dieses entmenschlichenden Systems am FUNKTIONALSTEN ist, in der Spitze der wettbewerbsbedingten Hierarchie - ist die Sündenbocksuche nicht am GEBRÄUCHLICHSTEN, wenn Bewußtsein mit Schwäche und eben nicht mit Verantwortung den Profit in der Überproduktion von Kommunikationsmüll sichert???

     

    Ausbeutung und Unterdrückung, das ist die Basis der Staaten in dieser "freiheitlichen" Welt- und "Werteordnung" - wer sich da noch wundert oder fragt, der ist entweder ein Heuchler oder ein Dummkopf!!!

  • HV
    Herr von Neubabelsberg

    Gegen sexuelle manipulation und verletzung von kindern und minderjährigen würden sicher eine kombination aus flächendeckenden gewalt- und suchtberatungsstellen, männerhäusern, therapiezentren, aber ebenso die konsequente anwendung und gegebenenfalls verlängerung und verschärfung der verjährungsfristen und strafrahmen hilfreich sein.

     

    Aufgrund des fortschreitenden personalabbaus und der budgetkürzungen sowohl im sozialwesen als auch im justizwesen, was meines erachtens insbesondere SPD und CDU landauf, landab zu verantworten haben, sieht die gesamtgesellschaftliche situation derzeit so katastrophal aus wie sie sich darstellt, so dass man Schweden einfach nur um die besseren sozialen institutionen beneiden kann!

     

    Erschwerend kommt hinzu, dass kaiserreich und nazibarbarei der deutschen gesellschaft das unrechtsbewußtsein gehörig und nachhaltig ausgetrieben haben, was offenbar wird, wenn bei mittlerer bis schwerer vorsätzlicher körperverletzung bewährungssträfchen ausgesprochen und 18jährige fahrerlaubnisscheininhaber mit jugendstrafen infantilisiert, hingegen sachbeschädigung und diebstahl mit mehreren jahren knast geahndet werden.

     

    Es herrscht einfach eine art von toleranz gegenüber gewalttätigem verhalten in der BRD vor, die ich so in keinem zweiten europäischen nachbarland wahrgenommen habe. Man verzeiht und vergibt sich hierzulande zu schnell, so dass auch die aufklärung in vielen fällen sträflich vernachlässigt wird und leidet. Diesbezüglich gebe ich politikern, justizangestellten und medienvertretern gleichermaßen eine mitschuld.

     

    Es sollten nicht zuletzt aus diesem grunde mehr öffentlich-rechtliche UNTERSUCHUNGSAUSSCHÜSSE eingesetzt werden, sei es beim fall Odenwaldschule oder Canisius-Kolleg.

     

    In England gibt es übrigens ein gesetz namens Indeterminate Sentence for Public Protection (IPP), dass bei mittlerer bis schwerer vorsätzlicher körperverletzung eine längere gefängnisstrafe vorsieht, verknüpft mit der auflage, dass der oder die gewalttäter erst wieder auf freien fuß gesetzt werden, wenn er oder sie bereit sind, sich einer antigewalt-therapie zu unterziehen. Außerdem hat man sich mit dem Antisocial Behaviour Act dort schon seit längerem der problematik gestellt. Alkohol wird in Great Britain zwar genauso exzessiv konsumiert wie in deutschen landen, es wird dort allerdings nicht als entschuldigung für körperverletzung akzeptiert.

    Das problem in UK sind allerdings fehlende gelder für mehr therapeutInnenstellen und sozialarbeiterInnen. Ich bin gespannt, wie sich die Labour Party im anstehenden wahlkampf dazu verhält.

     

    Denjenigen, die die wirksamkeit von grundgesetzlich verankerten, SÄKULAREN antigewaltsanktionen bezweifeln, sei übrigens die frage gestellt, wie würde es in der gesellschaft zugehen, wenn gänzlich darauf verzichtet würde? Ein hauen und stechen etwa, ein gegenseitiges würgen und vergewaltigen, oder ist die menschheit generell bereits bis ins bein und mark hinein zum pazifismus bekehrt, wie es sich mancher bischof und manche bischöfin gerne wünschte???

  • CI
    Carlo Ihde

    Was mich am meisten an der politischen Debatte im Moment stört, ist, dass obwohl mit der sicherlich notwendigen Verlängerung der Verjährungsfristen sexueller Strafdelikte der gesellschaftlichen Verantwortung mehr Rechnung getragen wird, dass aber andererseits ein entscheidender Aspekt von diesen Juristereien verdeckt wird und das ist der moralische Punkt: wie kann eine katholische Kirche noch weiterhin moralische Institution mit der Aufgabe einer weltanschaulichen Hintergrundserfüllung und der prinzipienfesten Sinngebung sein wollen, wenn sie sich selbst das strukturelle Hindernis für die Stabilität ihres selbstkategorisierten Anspruchs ist? Entweder sie reformiert sich grundlegend und schafft das Zölibat ab um ihren Priestern das zutiefst menschliche Bedürfnis nach geregelter Partnerschaftlichkeit zu ermöglichen, oder sie behält das Zölibat bei und erzwingt damit zwanghafte Gewaltauslebung an den ihnen anvertrauten, schutzbedürftigen Kindern, womit die katholische Kirche endgültig ihrem Untergang geweiht sein muss.

    Schon Uta Ranke-Heinemann ist für ihre Betonung der "theologischen" und nicht etwa "biologisch" zu verstehenden Jungfrauengeburt Marias von ihrem Lehrstuhl geflogen. Das sollte uns gerade in der aktuellen Debatte wieder schmerhaft bewusst werden, denn dahinter steht ein System: das der katholischen Leibesfeindlichkeit.

    Die "metaphysische Geisterliebe" ist ein Hirngespinst der Leute, die sich dafür schämen, dass der Himmel ihnen einen Körper gegeben hat (So hieß es schon 1747 in dem ersten bürgerlichen Roman der Frühaufklärung "Das Leben der schwedischen Gräfin von G***" von Christian Fürchtegott Gellert.) Die katholische Doktrin hat die Leibesfeindlichkeit nie erkannt und deshalb ihr Personal zu einer gewalttätigen und zwanghaften Sexualität genötigt, deren Offenkundigwerden jetzt erst kulminiert, wobei viele Taten wohlgemerkt schon länger zurück liegen. Ich finde es schockierend, dass man die Ursachen dieser Kriminalität in demjenigen System selber finden kann, das für sich immer reklamierte, Moral zu verkörpern und gegen jede zeitgeistige Labilität auf Beständigkeit gestellt zu haben. Das ist offensichtlich einer der größten Irrtümer der Menschheit gewesen.

     

    http://carloihde.wordpress.com/2010/02/18/zu-den-vorwurfen-von-walter-mixa/

  • HV
    Herr von Neubabelsberg

    Gegen sexuelle manipulation und verletzung von kindern und minderjährigen würden sicher eine kombination aus flächendeckenden gewalt- und suchtberatungsstellen, männerhäusern, therapiezentren, aber ebenso die konsequente anwendung und gegebenenfalls verlängerung und verschärfung der verjährungsfristen und strafrahmen hilfreich sein.

     

    Aufgrund des fortschreitenden personalabbaus und der budgetkürzungen sowohl im sozialwesen als auch im justizwesen, was meines erachtens insbesondere SPD und CDU landauf, landab zu verantworten haben, sieht die gesamtgesellschaftliche situation derzeit so katastrophal aus wie sie sich darstellt, so dass man Schweden einfach nur um die besseren sozialen institutionen beneiden kann!

     

    Erschwerend kommt hinzu, dass kaiserreich und nazibarbarei der deutschen gesellschaft das unrechtsbewußtsein gehörig und nachhaltig ausgetrieben haben, was offenbar wird, wenn bei mittlerer bis schwerer vorsätzlicher körperverletzung bewährungssträfchen ausgesprochen und 18jährige fahrerlaubnisscheininhaber mit jugendstrafen infantilisiert, hingegen sachbeschädigung und diebstahl mit mehreren jahren knast geahndet werden.

     

    Es herrscht einfach eine art von toleranz gegenüber gewalttätigem verhalten in der BRD vor, die ich so in keinem zweiten europäischen nachbarland wahrgenommen habe. Man verzeiht und vergibt sich hierzulande zu schnell, so dass auch die aufklärung in vielen fällen sträflich vernachlässigt wird und leidet. Diesbezüglich gebe ich politikern, justizangestellten und medienvertretern gleichermaßen eine mitschuld.

     

    Es sollten nicht zuletzt aus diesem grunde mehr öffentlich-rechtliche UNTERSUCHUNGSAUSSCHÜSSE eingesetzt werden, sei es beim fall Odenwaldschule oder Canisius-Kolleg.

     

    In England gibt es übrigens ein gesetz namens Indeterminate Sentence for Public Protection (IPP), dass bei mittlerer bis schwerer vorsätzlicher körperverletzung eine längere gefängnisstrafe vorsieht, verknüpft mit der auflage, dass der oder die gewalttäter erst wieder auf freien fuß gesetzt werden, wenn er oder sie bereit sind, sich einer antigewalt-therapie zu unterziehen. Außerdem hat man sich mit dem Antisocial Behaviour Act dort schon seit längerem der problematik gestellt. Alkohol wird in Great Britain zwar genauso exzessiv konsumiert wie in deutschen landen, es wird dort allerdings nicht als entschuldigung für körperverletzung akzeptiert.

    Das problem in UK sind allerdings fehlende gelder für mehr therapeutInnenstellen und sozialarbeiterInnen. Ich bin gespannt, wie sich die Labour Party im anstehenden wahlkampf dazu verhält.

     

    Denjenigen, die die wirksamkeit von grundgesetzlich verankerten, SÄKULAREN antigewaltsanktionen bezweifeln, sei übrigens die frage gestellt, wie würde es in der gesellschaft zugehen, wenn gänzlich darauf verzichtet würde? Ein hauen und stechen etwa, ein gegenseitiges würgen und vergewaltigen, oder ist die menschheit generell bereits bis ins bein und mark hinein zum pazifismus bekehrt, wie es sich mancher bischof und manche bischöfin gerne wünschte???

  • M
    marco

    Ich denke auch, das Strafmaß und die Fristen sind ausreichend. Vielmehr stelle ich mir die Frage, warum haben die Eltern nichts davon bemerkt? Mich beschleicht der böse Verdacht, dass in manchem Fall der Kirche bzw. dem Lehrer mehr Glauben als dem eigenen Kind geschenkt wurde.

     

    Hoffentlich werden die Leute ein Stück schlauer, denn diese Vorfälle zeigen, die Institution Kirche ist nicht besser als Sekten á la Scientology oder Zeugen Jehovas.

     

    Wenn man liest, dass ein Herr Bischof Mixa jetzt die sexuelle Revolution für den Kindesmissbrauch in seiner Kirche verantwortlich macht, weiß man, wie ernst es der Kirche mit der Aufklärung ist.

     

    Viel Spaß beim Entrichten der Kirchensteuer, denn irgendwie müssen ja die Pensionen der Kinderschänder bezahlt werden, die man heute nicht strafrechtlich belangen kann!!!

  • G
    gnoffo

    @ P.B.

    Wenn sich Kinder gegenseitig verprügeln, ist das etwas anderes, als wenn Erzieher ihre Situation ausnutzen bzw. Erwachsene ihre Macht nutzen um Kinder zu verprügeln / missbrauchen.

     

    Die Verjährungsfristen müssen unbedingt verlängert werden! Es kann nicht sein, dass die Scham, die Opfer jahrelang zurückhält, ihre Erlebnisse öffentlich zu machen, den Tätern später hilft, davonzukommen.

     

    In der Gesellschaft hat sich schon viel verändert, sonst würde das heute nicht so diskutiert und es gäbe nicht so viele Fälle, die bekannt werden.

     

    Es muss aber auch noch viel mehr passieren. Der Staat muss auch vor allem den Kirchen Grenzen setzen.

  • T
    tazitus

    Die kath. Kirche sollte verboten werden, das sie eine kriminelle Vereinigung ist.

  • WS
    Wir sind es

    Gott hat uns zu Mann und Frau gemacht.

    So wies jetzt läuft werden wir alle eines Tages allein sein.

  • M
    mirpe

    Sexueller Missbrauch darf nie verjähren. Die Opfer leiden ihr Leben lang und sind oft nach Jahrzehnten erst fähig, die Täter anzuzeigen.

  • P
    P.B.

    1. Kinder verprügeln sich gelegentlich auch gegenseitig und üben damit körperlichen Missbrauch aus. Jeder von uns ist wahrscheinlich schuldig. Da hilft auch keine Wohlfühlpädagogik. Der "moderne" Menschen muss Gewalt als Bestandteil seiner selbst akzeptieren und den Umgang damit lernen.

     

    2. Die Unterscheidung zwischen sexuellem Missbrauch und übrigem körperlichem Missbrauch täte so einigen in dieser Debatte gut. Die psychischen Folgen ungewollten Sexualkontakts sind weitaus langfristiger als die einer Ohrfeige.

     

    3. Vergessen wird außerdem, dass bis vor nicht mal einer Generation Prügel als gängiges Erziehungsmittel anerkannt waren! Dabei wurde sicher oft auch über die Stränge geschlagen, nicht nur in Erziehungsanstalten der katholischen Kirche, sondern überall. Wie sieht es mit Deinen Eltern aus, lieber Leser?

  • U
    Uschold

    Kommt Ihnen das bekannt vor? Menschen werden physisch ausgelöscht! Existenzen werden vernichtet! Das waren die damals ehrbaren Kirchenmänner der römisch-katholischen Kirche, die bis zu 500.000 unschuldige Menschen in Europa als Hexen verbrennen haben lassen. Damit konnten sie ihren unterdrückten Sexualaustrieb ausleben. Dann kam die Aufklärung. Menschenverbrennen wurde nun verboten, auch in Regensburg. Der unterdrückte Sexualtrieb wurde nun in neue Bahnen gelenkt. Herhalten müssen seitdem wieder Unschuldige, damals Frauen, jetzt unschuldige Kinder. Kinder, die wir Seelsorgern anvertrauen. Seelsorger, die unschuldige Kinder nun psychisch vernichten. Wann werden wir klüger? Die römisch-katholische Kirche wird sich nicht ändern. Wir müssen uns ändern. Tretet aus dieser menschenverachtenden Sekte aus. Das trifft die machtgierigen Herrscher der römisch-katholischen Kirche wirklich. Solange wir bloß jammern, aber weiterhin mit unserer Kirchensteuer diese Verbrecher im schwarzen Talar unterstützen, wird sich gar nichts ändern. Könnt ihr aber nicht aus der römisch-katholischen Kirche austreten, fordert zumindest den Rücktritt der für die Mönche und Pfarrer verantwortlichen Vorgesetzten. Solange die Bischöfe und der Papst diese Verbrechen deckeln, sind sie nicht besser als die Kinderschänder.

  • IN
    Ihr Name Beobachter

    Da wir in der Bundesrepublik D. noch keinen Zentralrat der Atheisten und Agnostiker mit ähnlichem Gewicht wie der ZR der Katholiken etc. haben, sollte der Staat hier mehr Gegengewicht, mehr Lobbyarbeit übernehmen.

    Wo das nicht ausreicht, müsste die Strafgesetzgebung verschärft werden.

  • H
    Hauke

    Die Katholische Kirche ist auf jeden Fall Mittäter. Zu verlangen, dass sie aktiv Aufklärung betreibt ist naiv. Vielmehr müssen Politiker den Mut besitzen sie als Organisation anzugreifen. Vielleicht sollten mal die Urheber von gewissen Geheimschreiben, in denen die korrekte Vertuschung von Missbrauchsfällen angeordnet wird, zur Rechenschaft gezogen werden. Eines davon stammt von einem gewissen Kardinal Ratzinger...

  • J
    joe

    Der Staat ... das sind wir alle zusammen oder nicht?

    Wir akzeptieren eine Katholische Kirche, deren Priester sich so etwas erlauben können! Viele von uns dulden die Macht solcher Leute über uns und unsere Kinder. Wieviele Päderasten schützt der Schoß der Kirche vor Strafverfolgung und lässt Sie, einmal ertappt, an anderer Stelle weiterschänden?

    Der Vorredner "Onkel Tom" liegt falsch: Auf Anzeigen reagiert eine Staatsanwltschaft - aber anzeigen müssen wir!

    Gerade "Profis" - Pädagogen, Priester, Trainer sollten wissen, welchen verheerenden Schaden eine Vergewaltigung auf die Persönlichkeitsentwicklung bei Heranwachsenden auslöst. Perfiderweise können diese Personen ihre besondere Vertrauensstellung/Machtstellung benutzen, um ihre Opfer mundtot zu machen.

     

    Lange Rede ... wir müssen uns auf uns selbst verlassen, auf unser Urteilsvermögen und unsere Zivilcourage! Wir müssen uns für unsere Kinder interessieren und für das was Internate, Vereine und Chöre mit unseren Kindern tun.

  • E
    Eiterbeule

    Ich hätte da eine Idee:

    Man könnte der Staatsanwaltschaft die Vollmacht geben,

    1. alle Akten und Festplatten von Psychotherapeuten, Jugendämtern und Betreuern von Opfern zu beschlagnahmen und genau auszuwerten,

    2. alle Psychotherapeuten und Sozialberuflern, die sich mit der Behandlung und Betreuung von Kindern und Missbrauchsopfern beschäftigen in Beugehaft zu nehmen, wenn sie nicht ihr gesamtes Wissen über mögliche Täter 'auspacken',

    3. Selbigen eine harte Strafe anzudrohen, wenn ihnen nachgewiesen wird, dass sie gelogen haben, wenn sie sagen "ich hab nichts gewusst"

    4. attraktive Prämien auszuloben für diejenigen, die zum Beispiel Väter (Mütter natürlich nicht), Kleriker, Erzieher, Pädagogen oder Betreuer beschuldigen (weibliches Geschlecht hier ausdrücklich ausgenommen - ist aber bitte nicht als Diskriminierung zu verstehen!)

    5. sämtliche somit in Verdacht Geratenen in entsprechenden Straflagern vorläufig unterzubringen - im Zweifel unbefristete Sicherungsverwahrung!

    Weitere Maßnahmen:

    Für männliche Pädagogen den Nachweis einer Kastration zur Voraussetzung für die Berufsausübung zu machen, oder besser noch - das abgucken was die Autoindustrie schon lange kann - Roboter mit der Kindererziehung beauftragen - völlig keimfrei und ohne jegliche Berührung!

    Endlich ein Lichtblick für die psychosexuelle Entwicklung unserer Nachkommenschaft.

    Erwünschter Nebeneffekt: Alle Arbeitsmarktprobleme wären mit einem Schlag beseitigt. Viele Arbeitsplätze würden in den Bereichen Strafverfolgung und Strafvollzug geschaffen; ein Riesenheer von Verdächtigen wäre dem Arbeitsmarkt entzogen und könnte in entsprechenden Lagern gesichert seinem Ableben entgegenvegitieren.

    Dann herrscht endlich mal Ordnung im Land! Und dann wird sich das Klima des Vertrauens von alleine schon wieder einstellen.

  • N
    Norbert

    Wenn man immer wieder, inzwischen auch bei der taz, Forderungen nach längeren Verjährungsfristen ließt, so muss, auch wenn es unpopulär ist, mal eines gesagt werden: Es gibt Gründe, warum Taten in einem Rechtstaat verjähren. Taten ewig, also nach Jahrzehnten zu verfolgen, halten selbst manche Opferverbände für den falschen Weg.

     

    Außerdem gibt es, entgegen der weitverbreiteten Meinung, keine schnelle Verjährung bei Sexualdelikten. Verglichen mit anderen Staftaten verjähren diese, sehr, sehr lange nicht. Bei einem sog. schweren sexuellen Missbrauch, beispielsweise Oralverkehr oder Beischlaf, liegt die Verjährungsfrist bei 20 Jahren. Dazu kommt, dass sie erst mit Vollendung des 18. Lebensjahres des mutmasslichen Opfers zu laufen beginnt.

     

    Real bewegen wir uns also bereits jetzt bei Fristen von knapp 30 Jahren. Ein 40jähriger Täter kann also bis zu seinem 70. Lebensjahr verfolgt werden.

     

    Vergessen wird gerne, dass die Verjährungsfristen vor wenigen Jahren erst angehoben wurden (genauso wie die Strafrahmen verdoppelt wurden). Man kann eine Spirale nicht ewig nach oben drehen, ohne das ein Rechtstaat Schaden nimmt.

     

    Früher kamen solche Forderungen meistens aus Richtung der Law-And-Order-Fraktion, die schon immer Verschärfungen als Allerheilmittel priesen. Erstaunlich, dass nun auch viele Linke dieses Lied spielen? Manchmal frage ich mich, ob hinter der ganzen Missbrauchsdebatte nicht ganz andere Motive stecken?

  • HG
    Harte Gangart

    Ich bin schon der Meinung, dass der Staat in manchen Gesetzesfragen zu nachlaessig agiert. Ich finde es immer wieder unverstaendlich, dass wenn jemand Steuern hinterzieht, ein weitaus hoeheres Strafmass angesetzt ist als bei Gewaltverbrechen, Mord oder Missbrauch. Was ich gaenzlich inakzeptabel finde, ist die Tatsache, das Vergewaltiger oder Paedophile oftmals Bewaehrungsstrafen zu gestanden bekommen. Sollte eine psychische Stoerung vorliegen muessen die betroffenen Personen, wenn moeglich therapiert werden - unabhaengig davon muessen die Taeter in Gewahrsam bleiben, um den Schutz der Oeffentlichkeit sicherstellen zu koennen.

     

    Sicher - wir muessen unsere Kinder schuetzen, aber man kann nicht immer ueberall sein. Ausserdem sind oft vermeintlich sichere Institutionen, Freunde oder Familien Ort von Uebergriffen. Wenn man niemanden mehr trauen kann ist das bedauernswert.

     

    Ich bin zudem der Meinung, dass die Strafen angehoben werden muessen. Dieses Ungleichgewicht zwischen koerperlichen/mentalen Schaden und vermeintlichen Kavaliersdelikten wie Steuerhinterziehung ist nicht akzeptabel.

     

    Auch eine moegliche Kastration (geht auch chemisch) sollte in Erwaegung gezogen werden. Es muss ein gewisses Mass an Abschreckung geschaffen werden, auch wenn die Gefahr besteht, dass nicht nur der Geist, sondern auch der Koerper bei Uebergriffen stirbt ...

  • M
    mnemno

    @Stergerl

    Da kann ich dir nur Recht geben.

    Wie schön dass wir ein jetzt dank von der Laien Stoppschilder im WWW haben damit die Kinder von Sexuellen übergriffen geschütz sind. - So wurde uns das doch verkauft. ..oder ?

    Zumindest konnte man das Internet nicht in verbindung mit den übergriffen bringen.

     

    Wie sehr an den Bedürfnissen der Menschen vorbeiregiert wird kann man doch jetzt sehen.

  • S
    Stergerl

    Wie, der Staat zu lasch?

     

    Ich dachte Dank Frau von der Leyen sind Kinder jetzt missbrauchssicher?

  • LC
    Lord Cynderbottom

    Zu lasch?

    Das kann man schlecht sagen. Es gibt Fälle, wo es eine übertrieben hohe Strafe gibt und vice versa.

    Agiert der Staat opportunistisch, populistisch und teils willkürlich? Das auf jeden Fall.

     

    Es gibt ein Problem, es werden schnell neue harte Regeln und Gesetze gesucht.

    Als Bürger hat man das Gefühl, es wird was gemacht und als Politiker kann man sich mit Forderungen super hervortun.

    Also alles gut,

    der nächste Skandal kommt und man hat sich vom letzten am besten nur ein zwei Politiker gemerkt die was "unternommen" haben.

     

    Das Muster wiederholt sich,

    wirklich geholfen wird selten jemandem.

  • R
    Robert

    Reagiert der Staat zu lasch? - Die Frage sollte wohl heißen 'passen wir auf unsere Kinder genug auf'

    Dieser ständige Ruf nach dem Staat ist doch ein Armutszeugnis für jeden Bürger.

    Wir sollten die Erziehung unserer 'Nachfahren' dahingehend optimieren das sie, wenn sie sexuell belästigt werden, offen und Angstfrei mit uns darüber sprechen können. Der Staat kann uns unsere Verantwortung für die Kurzen nicht abnehmen - und damit meine ich Jeden, nicht nur die Eltern.

  • TF
    Thomas Fluhr

    Zu lasch? - Gar nicht, s.a. die Bundeswehr.

    Alle kommen nur im Nachhinein.

  • O
    Oberhart

    Ich weiß nicht, ob der Staat zu lasch agiert. Wenn nichts gemeldet wird, kann er schlecht eingreifen. Was aber dennoch sinnvoll wäre, wäre eine Verlängerung der Verjährungsfristen. Viele Opfer brauchen Jahre um den Mißbrauch zu verarbeiten, eine Anklage gegen den oder die Peiniger steht meist erst am Schluss der Verarbeitung. Man sieht es ja an den Fällen am Canisius Kolleg, wo viele Opfer Jahrzehnte brauchten, um über das Geschehene sprechen zu können. Hier könnte die Verlängerung der Verjährungszeit helfen, den Opfern zumindest den Trost zu geben, dass die Täter für ihre Taten bestraft werden.

     

    Obwohl das natürlich in Zeiten des Priestermangels für so manches unbetreute Gotteshaus sorgen könnte... Falls die Regierung sich zu diesem Schritt entscheiden sollte, was ich sehr begrüßen würde, bin ich schon richtig gespannt auf das Konterargument der katholischen Kirche, obwohl diese Sachen vermutlich nach guter Kirchentradition im stillen Hinterzimmer verhandelt würden...

  • Z
    zack

    ich bin in meinem leben schon einigen missbrauchsopfern begegnet. darunter auch enge freunde und freunde der familie. nur wenige haben den vorfall zur anzeige gebracht. den mut hatten sie nie. eine hat erst lange jahre danach sprechen können darüber.

    traurig, dass den opfern nicht geholfen wird. die dunkel ziffer ist so hoch. mich stimmt das traurig.

  • OT
    Onkel Tom

    Ich lebe sexuell selbstbestimmt, seit ich 6 jahre alt bin. Damals, 1976, forderte mich meine kleine gleichaltrige freundin im kinderzimmer auf, mit ihr zu kopulieren, weil sie bei ihren eltern gesehen hatte, wie es "geht". Meine mutti saß zu der zeit mit ihrer mutti beim kaffeekränzchen im wohnzimmer, während wir uns unsere beinbekleidung etwas ängstlich herunterzogen und anschließend voll scheu und rot angelaufener bäckchen unsere gentialien betrachteten, woraufhin meine kesse freundin befahl, "komm, hose wieder hochziehen!"

     

    Diese episode, an die ich mich heute immer noch mit einem schmunzeln gerne zurückerinnere, hat mir, denke ich, sehr geholfen, mein verhältnis zu meinen mitmenschen auch in paarbeziehungen mit angemessener frustrationstoleranz und konfliktfähigkeit sich entwickeln zu lassen, was kein abgeschlossener prozess ist...

     

    Zu meiner nichte und meinem neffen pflege ich eine respektvolle kommunikation auf der basis von kulturellen aktivitäten - theater, museumsbesuche, ausflüge etc. - sowie kritischem hinterfragen auch meiner rolle als "erwachsener".

     

    Ich bin froh, nicht in die fänge pädophiler geraten zu sein, da ich in einem großstädtischen, sozialliberalen milieu mit mehr sozialer kontrolle und transparenz aufgewachsen bin.

     

    Aber wie leicht hätte es passieren können? Eine erzieherin sperrte mich immerhin einmal in die besenkammer der örtlichen kindertagesstätte, die kein fenster hatte, ein, weil ich es gewagt hatte, ihr zu wiedersprechen, was meine eltern veranlasste, die einrichtung zu wechseln.

    Nebenbei bemerkt: ich bin mal in späteren jahren in Berlin-West einem pädophilen pädagogikstudenten älteren semesters begegnet, der mir ganz offen erzählte, dass er sich immer vor den gerüchen von jungen frauen nach der ersten menstruationsphase geekelt habe, weshalb er auf minderjährige fixiert war, die er sich bei alleinerziehenden, gutgläubigen müttern mit migrationshintergrund suchte. Aufgrund der fortgeschrittenen fixierung wahrscheinlich kaum mehr therapierbar. Zudem vertrat er ein rechtsradikales und patriarchalisches weltbild: Ausländische kinder als sexsklavInnen. Fragen sie mich nicht, ob die kripo ihm auf die schliche gekommen ist. Man kann hierzulande ja viele anzeigen erstatten, und es rührt sich jahrelang nichts und niemand.

     

    So weit, so gut, oder eigentlich nicht gut. Ich wünsche allen dennoch alles erdenklich gute und noch einen sonnigen nachmittag! Der diskurs ist ein erster schritt der demokratischen erneuerung.