Streit der Woche: Brauchen wir jetzt mehr Kohle?
Die Bundesregierung will bis 2022 aus der Atomkraft aussteigen. Kann man bis dahin regenerative Energien aufbauen, um die Lücke zu schließen? Oder brauchen wir weiter fossile Energieträger?
Deutschland entwickelt sich zum Klimasünder: Der Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen ist im Jahr 2010 um 5 Prozent gestiegen. Das Ziel, die Emissionen bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken, wird immer schwerer erreichbar. Und jetzt kommt auch noch der Atomausstieg dazu. Die Abschaltung von Atomkraftwerken vermindert das Problem der Endlagerung und verringert auch das Risiko, dass ein Super-GAU ganze Landstriche auf Jahrzehnte unbewohnbar macht.
Doch die Einhaltung der Klimaziele wird durch den Atomausstieg nicht einfacher. Neun Atomreaktoren mit einer Bruttoleistung von 13.000 Megawatt sollen zunächst noch weiterlaufen und bis zum Jahr 2022 ersetzt werden. "Es handelt sich um eine Herkulesaufgabe, ohne Wenn und Aber", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bundestag.
Der Klimaforscher Ottmar Edenhofer hält die geplante Energiewende für eine Herausforderung in der Dimension der Deutschen Einheit. Der Ausstieg aus der Kernkraft und Umstieg auf die erneuerbaren Energien sei "eines der größten sozialen Experimente" in der Geschichte des Landes, sagte der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung am Freitag in Berlin.
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Eine Studie unter seiner Leitung für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung kommt zu dem Ergebnis: Die Versorgungssicherheit sei nur zu gewährleisten, wenn neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch neue fossile Kraftwerke gebaut würden oder ältere Anlagen länger als ursprünglich geplant am Netz blieben.
Die Grünen fordern dagegen einen forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien, um auch ohne zusätzliche Kohlekraftwerke die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dazu müssten Wasser-, Wind- und Solarkraft allerdings stärker gefördert werden als bisher. Zudem bräuchte es neue Stromtrassen, gegen die es vielerorts Protest gibt. Dagegen wäre es einfacher und billiger, auf Kohle zu setzen - und auf den Klimaschutz zu pfeifen, bei dem nationale Alleingänge ohnehin nicht weiterhelfen.
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