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Streit der WocheDGB attackiert Solarfirmen

Energiewende? Nur, wenn es sozial zugeht, fordert die oberste Gewerkschafterin von Berlin und Brandenburg. Die Regenerativen hätten noch ganz schöne Macken.

Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe. Bild: dpa

BERLIN taz | Der DGB dringt auf die Einhaltung sozialer Standards bei der Energiewende. "Leider führen sich einige aufstrebende Unternehmer aus der Solarbranche wie Manchesterkapitalisten der ersten Stunde auf", schreibt Doro Zinke, Vorsitzende des DGB in Berlin-Brandenburg, im "Streit der Woche" in der aktuellen Ausgabe der sonntaz. Dagegen biete die Kohlebranche hohe soziale Standards für die Kumpels.

Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2022 aus der Atomkraft aussteigen. Das Gesetz soll in der kommenden Woche beschlossen werden. Der Ausstieg aus der Kernenergie soll mit dem Ausbau regenerativer Energien einhergehen.

"Kohle im Sinne von fossilen, nicht erneuerbaren Brennstoffen, so wie auch Gas und Öl, brauchen wir als Brückentechnologie auf absehbare Zeit", schreibt die Gewerkschafterin Zinke. Sie wies auch auf die Nachteile erneuerbarer Energien hin: "Offshore-Windparks beeinflussen das Leben in der See. Mit Biomasse werden Flächen belegt, die besser zur Produktion von Lebensmitteln genutzt werden sollten. Windräder und Überlandleitungen stören, Kabel unter der Erde sind teuer".

"Braunkohlekraftwerke sind Klimakiller"

Bild: taz

Den ganzen Streit der Woche und weitere interessante Geschichten lesen Sie in der sonntaz vom 18./19. Juni 2011 – ab Sonnabend zusammen mit der taz an ihrem Kiosk oder am eKiosk auf taz.de. Die sonntaz kommt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Der Vattenfall-Konzern baut in Brandenburg Braunkohle ab und betreibt die Kohlekraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe. Brandenburgs CDU-Chefin Saskia Ludwig plädiert in der sonntaz für die stärkere Nutzung der Kohle. Es komme darauf an, die Umweltverträglichkeit der Kohle zu erhöhen, da "wir noch länger auf den heimischen fossilen Brennstoff angewiesen sein" werden, schreibt sie. Gerade Brandenburger Braunkohle werde "eine größere Rolle bei der Energieversorgung in der Bundesrepublik Deutschland spielen, zumal es sich um eine kostengünstige Energieform handelt".

Dagegen ist die Kohle für Bärbel Höhn, die stellvertretende Grünen-Chefin im Bundestag keine Option. "Braunkohlekraftwerke sind richtige Klimakiller", schreibt Höhn in der sonntaz. "Auch wirtschaftlich rechnen sich neue Kohlekraftwerke nicht." Der Ausbau von erneuerbaren Energien werde dagegen hunderttausende neue Arbeitsplätze schaffen.

Im "Streit der Woche" mit der sonntaz-Frage "Brauchen wir jetzt mehr Kohle?" schreiben außerdem: Katharina Reuter, Leiterin der klima-allianz, in der Umweltverbände organisiert sind, Camila Moreno, Klima-Aktivistin der Heinrich-Böll Stiftung in Brasilien und Barbara Lambrecht, Energieanalystin der Commerzbank.

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7 Kommentare

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  • U
    uwe

    Ich denke, bis heute ist die Solarbranche ein unsicheres feld für Unternehmer, Kunden und Beschäftigte. Dabei kommen schlechte oder keine Trarifverträge heraus.Da ist die Solarindustrie bestens im Osten aufgehoben. Dort gibt es noch den Sandortfaktor Angst und opportune Gewerkschafter.

  • HM
    Hans Meister

    Hinter gewerkschaftlichen Kulissen spielen sich selbst haarsträubende unsoziale Machenschaften ab, die selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken, weil das Verschweigen mit hohen Geldsummen erkauft wird. Die Gewerkschaftsfunkrionäre sollten nicht immer mit Fingern auf andere zeigen, sondern in ihrem eigenen Laden aufräumen. Wer einmal die Begriffe " Basisdemokratie jetzt" googelt, findet auf dem ersten Link eine Homepage, die über die üblen Machenschaften des DGB berichtet.

  • L
    Lügendetektor

    Vielleicht sollte Frau Hön einmal erklären, wie man einen statistischen Mittelwert "killt".

    Wenn das Klima einmal "gekillt" ist, gibt es dann kein Klima mehr?

  • D
    DrNI

    Sozial, genau! Eben deswegen haben die Grünen in BaWü ja die Finanzierung für das Sonnenwindprogramm gestrichen: http://zwei.drni.de/archives/1116-Tuebinger-Forscher-nehmen-Sonnenwindkraftwerk-auf-dem-Mond-in-Betrieb.html

  • X
    xonra

    Die Gewerkschaften haben ihren fossil atomaren Traum zu lange geträumt. Nun wachen sie auf und stellen fest, dass sie in der Zukunftsbranche keinen Fuß in die Tür bekommen haben. Die Einzelgewerkschaften haben, wie heute bei dem Thema "Bedinungsloses Grundeinkommen" kein Gefühl für Utopien. Zuviel quasi beamtete Funktionäre simulieren große Politik.

  • E
    Ebola

    "Nur wenn ..." ist Quatsch. Energiewende sowieso.

    Miserable Arbeitsbedingungen und schlechte Entlohnung gibt es schließlich nicht nur in der Solarindustrie.

    "Schluß mit ausbeuterischen Verhältnissen" muß es heißen. Beim Arbeiten, beim Wohnen, bei der medizinischen Versorgung und sonst überall.

    Mit Fukushima muß die Menschenverachtung insgesamt zu einem Ende kommen. Also packen wir's an.

  • S
    Sascha

    Gute Sozialstandards ja. Kohle aber nein. Die Frau hat leider keine Ahnung wovon sie spricht.

     

    Hohe Sozialstandards bei der Kohle. Ja wohl nur für die dort arbeiten. Allerdings verschweigt die gute Frau, die Umsiedlung von ganzen Ortschaften, die dem Tagebau zum Opfer fallen. Von der Landschaftszerstörung gar nicht zu sprechen. Das ist die unsoziale Seite der Kohle.

     

    Zudem ist Kohle mit den Erneuerbaren nicht kompatibel. Die einzig fossilen Kraftwerke, sind Gaskraftwerke, da sie schnell hoch und runter gefahren werden können.

     

    Sie spricht wohl nur für die Kohlebelegschaft.