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Streit der WocheWerden alte Männer überschätzt?

Joachim Gauck wird Bundespräsident, Otto Rehhagel wird Trainer bei Hertha – und Helmut Schmidt taucht auch noch immer überall auf.

So alt und kein bisschen leise. Bild: dapd/Reuters/dapd

Ein 72-Jähriger wird Bundespräsident – Joachim Gauck, 1940 in Rostock geboren, liegt damit rund zehn Jahre über dem Renteneintrittsalter des Durchschnittsdeutschen. Das aber scheint dieser Tage niemanden zu stören. Im Gegenteil, man scheint sich nach der Weisheit und Sicherheit älterer Semester regelrecht zu sehnen.

Gauck soll es jetzt richten. Mit Charakter und Erfahrung. Themen jüngerer Generationen allerdings kann er schwerlich bedienen. Mit Stellungnahmen zu Occupy ("unsäglich albern") oder Thilo Sarrazin ("mutig") bewies er bisher wenig Einfühlungsvermögen. Kann ein 72-Jähriger überhaupt zeitgemäße Meinungen zu solchen Themen haben?

Und warum eigentlich nicht eine Frau? Grünen-Politikerin Kathrin Göring-Eckardt (45), die Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt Petra Roth (67), Exbischöfin Margot Kässmann (53) oder die Präsidentin des Wissenschaftzentrums Berlin, Jutta Allmendinger (55) – sie alle wären nicht nur mögliche Kandidatinnen für den Präsidentensessel im Schloss Bellevue gewesen, sondern auch wesentlich jünger.

Haben es die Babyboomer, zu denen auch Wulff gehört, versemmelt, fragte FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher am Wochenende. Sehnt sich das Land nach Vaterfiguren, an die es sich beruhigt anlehnen kann?

Prototyp einer solchen Figur ist der 92-jährige Altkanzler Helmut Schmidt, der in den Medien wieder quer durchs Land gleichermaßen geschätzt und inszeniert wird.

Aber nicht nur in der Politik, auch im Sport sind alte Männer wieder gefragt. Etwa Herthas Trainer-Neuzugang Otto Rehhagel. Muss jetzt erst der 73-Jährige kommen, um die Berliner zu retten? Er vertritt einen traditionellen Stil, der mit modernem Angriffsfußball wenig zu tun hat. Hilft ihm, dass er in der Saison 1963/1964 selbst bei Hertha spielte? Anscheinend ist dort gerade kein junger Trainer gewünscht, der die Sprache der Spieler spricht, sondern ein, wie er sich selber nennt, "demokratischer Diktator".

Gauck, Schmidt und Rehhagel - hat die jüngere Generation versagt? Können uns wirklich nur die Alten retten? Was meinen Sie: Werden alte Männer überschätzt?

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48 Kommentare

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  • J
    Jugend-Killa

    Nur kein Neid. Warum sollen ältere Herren nicht ihre Erfahrung und Weisheit einbringen ? Dem guttenbergschen Gelüge und der wulfferischen Gier muss eben etwas entgegengestzt werden. Die Grünschnäbel und impotenten jungen Herren Möchtegerns (unter 45 Jahre) scheinen es mit ihrem öligen Geschrei nicht richten zu können. Man möchte ihnen verzweifelt zurufen : hört endlich auf zu kiffen und macht endlich einmal etwas neues und gescheites, beendet endlich das ewige kopieren der Alten ihr bekloppten !

  • K
    Kurt

    Meine Empfehlung:

    nicht alt, sondern jung;

    nicht männlich, sondern weiblich;

    nicht weiß, sondern schwarz;

    nicht selbstbewusst, sondern Heidi-Klum-geschädigt:

    Applaus für Sara Nuru !!!

  • JB
    Jane Bond

    Ja, alte Männer werden überschätzt. Und jüngere Männer auch. Männer werden ständig überschätzt. Frauen werden ständig unterschätzt, - junge wie alte Frauen.

     

    Wir leben nämlich im Patriarchat, also der sogenannten Vaterherrschaft, in der vaterrechtlichen Gesellschaftsform. Die übergroße Mehrheit von Führungspositionen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft wird auch im 21.Jahrhundert immernoch von Männern besetzt. Männer besetzen bevorzugt Stellen mit Männern, einfach weil die so sind wie sie selbst und weil sie mit denen z.B. nach Feierabend gemeinsam in den Puff gehen können (siehe VW -Skandal mit Herrn Hartz in einer Hauptrolle, siehe Hamburg-Mannheimer-Versicherung, siehe Herr Strauß-Kahn in Frankreich, ebenfalls einem partriarchales Land.)

     

    Frauen werden von Männern stets unterschätzt, damit sie nicht zur Konkurrenz für Männer werden. Junge Frauen werden entweder zu Sexobjekten oder zu ewigen Zuarbeiterinenn für Männer degradiert (oder beides) und kommen nur selten mal hoch auf eine Führungsposition. Alte Frauen kommen - im Gegensatz zur unerträglichen, erdrückenden Masse alter Männer- in der Öffentlichkeit sowie in öffentlichen Führungsämtern kaum vor. Dabei leben Frauen im Durchschnitt länger und es gibt sowieso mit 51% Frauen mehr Frauen als Männer in Deutschland. Frauen werden in Deutschland in keinster Weise politisch adäquat vertreten.

     

    Selbst die eine, die mächtigste Frau in Deutschland, die Bundeskanzlerin Frau Merkel, wird von den männlich dominierten Medien als "Mutti" abgewertet. Daran sieht man wie sehr auch die Mutterrolle von Männern abgewertet wird.

     

    Männer nutzen Frauen in der Regel als untergeordnete Zuarbeiterinnen, die sie aussaugen können. Zu Hause haben sie dann meist noch eine treusorgende (Haus)Frau und Lebensgefährtin etc., denn das Patriarchat ist die Gesellschaftsform, in der die Familienoberhäupter in der Regel auch im Privatbereich bestimmen. Mindestens jede 4. Frau wird in Deutschland zu Hause von ihrem Ehemann oder Lebensgefährten verprügelt bzw. erleidet psychische Gewalt.Das betrifft Akademikerhaushalte ebenso wie alle anderen.

     

    Wir brauchen mehr Frauen an der Spitze des Staates und überall in den guten Positionen. Die bestehende massive Männerübermacht ist heutzutage nicht mehr rational zu begründen, denn es gibt genug gut ausgebildete und erfahrene Frauen, die diese Posten besetzen können.

     

    Dass Grüne und SPD den neoliberalen Herrn Gauck als Bundespräsidenten nach oben gebracht haben, ist ein Trauerspiel und macht diese Parteien einmal mehr 2013 unwählbar.

    Herr Gauck hat die Proteste gegen die demütigenden rot-grünen Hartz- IV-Verarmungsegesetze unverschämterweise als "töricht" bezeichnet. Aber wer ist am meisten von Hartz-IV, von Arbeitslosigkeit und von Altersarmut betroffen in diesem unseren Patriarchat? Die Frauen und die Kinder! Die hungern und frieren, während sich sehr gut versorgte Männer wie Herr Gauck vom hohen Ross herunter über sie lustig machen.

     

    Wir brauchen sozial eingestellte Menschen an der Spitze des Staates und überall auf wichtigen Positionen und keine eitlen, alten, egozentrischen Männer, die das Land noch weiter spalten und kaputt machen.

     

    Eine "Weisheit der alten Männer" konnte ich noch nie feststellen, im Gegenteil. Meist handeln alte Männer nur egoistisch und selbstbezogen zu ihrem eigenen Vorteil. Frauen sind oft sozialer eingestellt. Diesen Männer-Weisheitsquatsch halte ich für einen von Männern erfundenen Mythos, der ihnen auch im Stadium des eigenen körperlichen und geistigen Zerfalls noch die Macht sichern soll.

     

    Sehr gut wäre z.B. Frau Käßmann für das Amt der Bundespräsidentin geeignet. Sie hat inhaltlich etwas zu sagen und hatte mit ihrer Kritik am Afghanistan-Einsatz (für die sie übrigens u.a. von Herrn Gauck fertig gemacht wurde) Mut bewiesen und sie hat in Sachen Rücktritt bereits einmal Gespür für Timing bewiesen.

    Sowohl inhaltlich als auch in Sachen Timing traue ich Herrn Gauck wesentlich weniger zu, als Frau Käßmann oder auch z.B. Frau Luc Jochimsen oder Frau Gesine Schwan.

  • G
    gesche

    "Im Jahr 1983 trafen sich in Vail, Colorado, ehemalige hochrangige Politiker, um über die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit politischer Macht zu diskutieren. Aus allem, was sie sagten, sprach ihr Erstaunen darüber, sich von heute auf morgen als schlichte Bürger wiedergefunden zu haben. "Ich mußte mich gestern abend selbst kneifen und hätte am liebsten die anderen geboxt, um uns in Erinnerung zu rufen, dass wir nicht mehr an der Macht waren", sagt Malcolm Fraser." (aus: Marilyn French, Jenseits der Macht, S. 813)

    Mit von der Partie im übrigen: Helmut Schmidt.

     

    Kneifen, selbst Boxen hilft wohl nicht ausreichend gegen Geltungssucht. Deren Resultate lassen sich täglich in den Medien bestaunen, besonders wenn es um die hochstilisierten, vermeintlich "weisen" alten Männer geht.

  • RK
    Rainer Kappe

    Die erfolgreichsten Betriebe sind die, wo alle Altersgruppen vertreten sind, wo Ältere nicht vergessen haben, dass sie einmal jung waren und Jüngere sich bewusst sind, dass sie auch mal älter werden. Besonders Ältere, welche bis zur Rente und darüber hinaus sich fit gehalten und ihre Neugier für Entwicklungen nicht verloren haben, kommen mit jungen Menschen meist sehr gut aus. Wenn diese sehen, dass sich ein ’Alter’ für sie interessiert, sprudeln bei ihnen neue Ideen heraus, die gerne von Älteren aufgenommen werden. Wieweit man miteinander gut auskommt und eine gemeinsame Leistung erbringt, ist nicht allein eine Frage der Bildung oder Berufserfahrung, sondern eine Frage des Charakters. Jüngere lernen schneller, die Alten zwar etwas langsamer, aber oft effektiver, weil sie wissen worauf es ankommt. Als Anfang der 80er Jahre in einer Firma die Frage gestellt wurde, ob man die neuen PCs anschaffen sollte, waren die Jungen hell begeistert. Die Mehrheit der Mitarbeiter war dagegen, weil diese zu teuer seien und bestimmte Arbeit man wie bisher immer noch schneller erledigen könne. Die Entscheidung fiel durch ein paar Ältere, die sagten: auch wenn wir dass nicht genau verstehen, aber unsere Nase (Berufserfahrung) sagt uns, hier liegt die Zukunft, wenn wir jetzt nicht zugreifen, geht die Entwicklung an uns vorüber.

     

    Rainer Kappe

    12203 Berlin

  • OA
    Oliver Arndt

    Keiner erwartet von denen, dass sie sich oder die Welt ändern, sondern erhofft lediglich, dass sie aus ihrem lebenslangen Portefeuille die passenden Weisheiten wiedergeben, die auch bei Wikipedia nachzulesen gewesen wären, hätte man das Suchwort gewusst. So aber entführt einen der alternde außenpolitische Fachmann mit seiner geradezu idiotischen Zigarettenqualmerei in die Welt der Finanz- und Außenpolitik, wie die Herren Grimm uns alle mit in den Hexenwald nahmen. Der ebenso alternde Fußballlehrer, nutzt seine preußischen Tugenden um einen verlotterten Millionärshaufen zu ordnen. Für die Fortbildung in Sachen modernem Fußball wird er nach dem Klassenerhalt wohl nicht mehr gebraucht werden.

    Aufgrund der bekannten Äußerungen zu Thilo Sarrazin oder den Fragen der Zeit, darf bei Herrn Gauck vermutet werden, dass Innovationen und Weltoffenheit weniger zu den Themen zählen werden. Allerdings kann – und sollte diesmal bitte wirklich nicht – ein Präsident nicht zum Saisonende ausgewechselt werden, sondern wird für fünf Jahre von der Weltöffentlichkeit als Repräsentant Deutschlands wahrgenommen werden.

    Einen alten Mann für einen Job einzustellen, spricht nicht für perspektivische Denkweise sondern für risikoarmes Krisenmanagement. Die alten Männer sind hervorragende Ratgeber und wollen das auch gerne sein. Also warum nicht die integere Margot Kässmann und einen der älteren Herren als unabhängigen Ratgeber in den Hintergrund. Es wäre an der Zeit!

  • PW
    Paule Werner

    Herr Gauck, Ich fühle mich schlecht.

    Nicht Ihr Problem? Na hören sie mal, demnächst sind sie doch auch mein Präsident.

    Danke, 2. Chancen sind ein sehr ehrenwertes Konzept.

    Ich habe schlecht über Sie geredet, und jetzt plagt mich mein Gewissen. Nein ganz sicher liegt das nicht in Ihrer Verantwortung, ich wollte nur einen Rat von Ihnen.

     

    Wurden Sie schon mal ungerecht behandelt? Und wie haben Sie reagiert? Warum? Warum nicht? Ist es ihnen auch schon mal passiert das Sie mehr ausgeteilt habe als Sie einstecken mussten? Ja klar hat der andere angefangen. Herr Gauck, das war doch jetzt gar nicht die Frage. Wie? Entschuldigung ist möglich?, da haben Sie auch wieder recht.

     

    Ich sehe schon, Sie werden ein guter Präsident. Ich Ihnen auch..Ich Ihnen auch.

  • SF
    Susanne Fischer

    „Wieso nur „alte“?“ Selbstverständlich werden Männer jeden Alters überschätzt, und zwar nicht nur von sich selbst und ihren Geschlechtsgenossen, sondern leider auch von vielen Frauen, darunter nicht nur Mütter und Verliebte, bei denen man ja noch ein gewisses Verständnis haben könnte. Zur herrschenden Opamanie drei Anmerkungen:

    Erstens: Woran konnte frau gleich merken, dass der verspätete Rücktritt eines längst peinlichen Staatsoberhauptes Deutschland keineswegs in eine Staatskrise stürzt, wie verschiedentlich gefaselt wurde? Daran, dass der Posten immer noch zu attraktiv ist, um ihn notgedrungen einer Frau andienen zu müssen!

    Zweitens: Zwei Frauen an der Spitze des Staates, das gehe ja gar nicht, wie verschiedentlich gefaselt wurde. Komisch, zwei Männer haben noch nie gestört! Selbst zwei Protestanten sind jetzt offenbar zu ertragen, wenn wenigstens einer davon ein Mann ist.

    Drittens: Der alte Gauck wird Präsident aus denselben Gründen, aus denen alte Kardinäle Papst werden: Man sitzt in einem engen Raum, und die Luft wird immer schlechter. Man will einen Mann, man braucht eine Mehrheit, und man möchte sich bald neu entscheiden können. (Bei Hertha streiche Mehrheit, setze schnelle Lösung.)

    Unsere weit überwiegend einem Geschlecht angehörigen Meinungsmacher schätzen männliche Eigenschaften, die dann im Alter als voll entwickelt gelten (außer beim Fußball). Andere, z. B. weibliche oder jüngere Stärken gelten als sekundär oder gleich irrelevant, weil ein mittelalter Mann nur noch eine Zukunft vor sich hat, nämlich ein alter Mann zu werden. Also muss das eine ganz feine Sache sein. Wo käme man sonst hin?

  • SF
    Susanne Fischer

    „Wieso nur „alte“?“ Selbstverständlich werden Männer jeden Alters überschätzt, und zwar nicht nur von sich selbst und ihren Geschlechtsgenossen, sondern leider auch von vielen Frauen, darunter nicht nur Mütter und Verliebte, bei denen man ja noch ein gewisses Verständnis haben könnte. Zur herrschenden Opamanie drei Anmerkungen:

    Erstens: Woran konnte frau gleich merken, dass der verspätete Rücktritt eines längst peinlichen Staatsoberhauptes Deutschland keineswegs in eine Staatskrise stürzt, wie verschiedentlich gefaselt wurde? Daran, dass der Posten immer noch zu attraktiv ist, um ihn notgedrungen einer Frau andienen zu müssen!

    Zweitens: Zwei Frauen an der Spitze des Staates, das gehe ja gar nicht, wie verschiedentlich gefaselt wurde. Komisch, zwei Männer haben noch nie gestört! Selbst zwei Protestanten sind jetzt offenbar zu ertragen, wenn wenigstens einer davon ein Mann ist.

    Drittens: Der alte Gauck wird Präsident aus denselben Gründen, aus denen alte Kardinäle Papst werden: Man sitzt in einem engen Raum, und die Luft wird immer schlechter. Man will einen Mann, man braucht eine Mehrheit, und man möchte sich bald neu entscheiden können. (Bei Hertha streiche Mehrheit, setze schnelle Lösung.)

    Unsere weit überwiegend einem Geschlecht angehörigen Meinungsmacher schätzen männliche Eigenschaften, die dann im Alter als voll entwickelt gelten (außer beim Fußball). Andere, z. B. weibliche oder jüngere Stärken gelten als sekundär oder gleich irrelevant, weil ein mittelalter Mann nur noch eine Zukunft vor sich hat, nämlich ein alter Mann zu werden. Also muss das eine ganz feine Sache sein. Wo käme man sonst hin?

  • A
    Anne

    Mit einem gewissen Alter verbindet man positive Eigenschaften, wie Gelassenheit und Erfahrung. Nur hängen diese Attribute nicht unbedingt mit dem Alter, sondern vor allem mit der Persönlichkeit eines Menschen zusammen. Es ist zu bezweifeln, ob Gauck ein Gespür für die aktuellen Nöte und Bedürfnisse in der Bevölkerung mitbringt, um in der gegenwärtigen Krise angemessen zu agieren.

    Wir befinden uns in einer Krise der Märkte, der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, einer zunehmenden Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, der ständigen Gier nach Profit und der Hinnahme großer Ungleichheiten zugunsten des Reichtums und der Freiheiten weniger.

    Es wird klar, dass ein großer Teil der Bevölkerung dieses untragbare System nicht länger akzeptiert. Ist es wichtig, dass die Politik die Proteste von Occupy und anderen Kapitalismuskritikern ernst nimmt und ihre Forderungen auf die politische Agenda setzt.

    Der Rücktritt Wulfs bietet die Chancen ein Zeichen zu setzen. Vor allem Frauen sollten in den Blick gefasst werden, um dem Bild eines starren Männerbunds und der Unterrepräsentanz von Frauen in der Politik entgegenzuwirken.

    Stattdessen wird ein konservativer Kandidat einer älteren Generation präsentiert, der eine eindrucksvolle Persönlichkeit sein mag. Doch wie sollte die BRD glaubwürdig von einem Befürworter des Afghanistan-Kriegs repräsentiert werden, der sich für Freiheit im Sinne des Kapitalismus ausspricht? „Das wird schnell verebben", erklärt Gauck über Occupy, als handle es sich um eine nicht ernstzunehmende Laune junger Leute, die irgendwann der Konformität weiche.

    Es ist wichtig, dass Persönlichkeiten wie Gauck von ihren Erfahrungen berichten, damit spätere Generationen daraus lernen können. Noch wichtiger ist es zum jetzigen Zeitpunkt, dass ein Repräsentant der BRD bereit ist sich von überkommenen Denkmustern zu lösen und eine Weiterentwicklung voran zu treiben.

  • V
    vic

    Ich glaube nicht, dass ältere Menschen grundsätzlich überschätzt werden. Gauck schon. Eher werden jüngere Menschen unterschätzt, ausgenommen der FDP- Kindergarten.

  • S
    Senilius

    Die Reihenfolge der Überschätzten wird zweifellos von den jungen und fast jungen Frauen angeführt

  • R
    Rolf

    @ von Langstrumpf

     

    Zu Ihrer Frage: "Was sind demokratische Diktatoren"?

     

    Otto Rehhagel hat mit dem Begriff "demokratischer Diktator" vor einigen Jahren seinen Trainerstil bezeichnet. Er sagte sinngemäß, dass bei ihm alle Spieler ihre Meinung frei äußern dürften, er aber am Ende allein entscheide, was gemacht werde.

    Im Sport ist das eine durchaus übliche Vorgehensweise, da man als Trainer im Falle des Misserfolgs zumeist ja auch allein die Verantwortung dafür übernehmen muss.

    In der Politik ist der Begriff sicherlich ein Widerspruch in sich.

  • R
    Rolf

    @ von Langstrumpf

     

    Zu Ihrer Frage: "Was sind demokratische Diktatoren"?

     

    Otto Rehhagel hat mit dem Begriff "demokratischer Diktator" vor einigen Jahren seinen Trainerstil bezeichnet. Er sagte sinngemäß, dass bei ihm alle Spieler ihre Meinung frei äußern dürften, er aber am Ende allein entscheide, was gemacht werde.

    Im Sport ist das eine durchaus übliche Vorgehensweise, da man als Trainer im Falle des Misserfolgs zumeist ja auch allein die Verantwortung dafür übernehmen muss.

    In der Politik ist der Begriff sicherlich ein Widerspruch in sich.

  • PW
    Paule Werner

    Kleiner Test, hab einen Kommentar vorbereitet. Das Formular, akzeptiert aber meine captcha-eigabe nicht. :(

  • PW
    Paule Werner

    Jeder Alte der es geschafft hat durchs Leben zu kommen ohne ein Schwein, ein Esel oder ein Hund zu werden, hat sehr wohl unsere Achtung verdient. Der Alte weiß wie es geht, oder zumindest wie es nicht geht. Er ist ein Garant gegen die ständige Gefahr des Chaos. Tradition in Person.

     

    Was der Alte aber nicht kann ist das Neue. Den Aufbruch der bekannten Strukturen. Den kraftlosen Zustand des Perfekten zu ruinieren. Das ist kann nur das enfant terrible, die Jugend von heute.

     

    Gaucks Tradition aber ist die Veränderung. Ein quasi 68iger. Ein gealterter Junger, weder ein Alter noch von heute. Eine Laune der Natur. Ein lebendes Fossil.

    Diese Art von Alten zwingt die Jugend zur Erfindung von Konservativismus durch ausprobieren, zur Zerschlagung des Veränderungs-Paradigmas. Eine ungeheuerliche Verschwendung von Kraft und Zeit.

     

    Oh, Sarrazins Buch war mutig, wie jeder Tabubruch. Aber vor allem dumm-dreist. Occupy ist quatsch, weil Camping den Kapitalismus nur bunter, aber nicht Menschenwürdiger macht. Jedoch ist er so existenziell bedrohlich geworden, dass erstmal ordentlich auf die Straße gekackt werden muss, bis auch dem letzten klar wird, das Scheiße stinkt.

     

    Gaucks Wertesystem hängt am falschen Nagel. Das ist geschichtlich bedingt, er hat zur richtigen Zeit das Richtige getan. Dafür hat er unsere Anerkennung verdient und gehört ins deutsche Geschichtsbuch. Zu sagen hat er uns aber nichts mehr.

    Soll er als Belohnung ruhig den Posten des Grüßaugusts übernehmen. Hinreichend Grau zur Darstellung wird man schon finden, wenn Gauck mal nicht redet. Und wer weiß zu welchen Überraschungen so ein gealterter Junger noch gut ist.

  • T
    tommy

    Dass eine Person wie Kathrin Göring-Eckardt (Hauptqualifikation abgebrochenes Theologiestudium), deren Dummheit bei jedem Wort offensichtlich ist, allen Ernstes als Kandidatin vorgeschlagen wird, lässt mich erschaudern - das wäre ja noch schlimmer als Wulff, dessen geistiges Mittelmaß ich schon für kaum unterbietbar gehalten habe. Gauck ist dagegen ja geradezu ein intellektueller Gigant (und ich bin eigentlich kein Fan von ihm, sondern eher neutral eingestellt).

  • WS
    Wolfgang S.

    Wenn es gegen Ausgrenzung geht, scheint die Bildzeitung mittlerweile besser zu sein: http://www.bild.de/geld/wirtschaft/arbeitnehmer/je-aelter-umso-erfolgreicher-die-firma-22744164.bild.html

  • K
    KlausK

    Die Jungen (bis ca. 40 Jahre) haben (z. B. als Politiker!) zu allem eine Meinung, aber dafür leider oft zu wenig Erfahrung und Autorität.

    An den Älteren kann sich die Gesellschaft jedenfalls besser orientieren, bzw. aus deren Erfahrungen lernen.

    Aber das weiß doch jede®, oder?

     

    Es schreibt: Einer des Jahrgangs 1947

  • S
    suswe

    Irgendwo habe ich gehört, dass alte Männer gefährlich sind, weil ihnen die Zukunft egal ist. Bei den Kommentaren zu Gauck zeigt sich aber, dass auch Jüngere nicht immer sehr nachhaltig sind...

  • FK
    Fred Krug

    Alte Männer werden UNTERschätzt.

     

    Es gab mal eine Zeit, in der "die Alten" das moralische Gewissen repräsentierten und vor allem in Zeiten der Not den "jungen Wilden" Anleitung geboten haben.

     

    Neo-liberal-faschistoide Individualjugendwahnmetrosexualität aber machen alles Ü30 oder spätestens Ü40 schlecht.

     

    Echt schlimm!

     

    Ich bin übrigens U30, nicht Ü30. Und ich bedaure es sehr, mich nur am Konsumeterror meiner Gleichalrigen sowie der Jüngeren zu orientieren, weil sich die jungen Generationen derart von "den Alten" entkoppelt haben, dass auch diese zu "uns" kaum mehr einen Draht finden.

     

    Auch echt schlimm.

  • RB
    Robin B.

    Mal wieder ein Thema aus der Kategorie "unnötig".

    Ich finde es ist unstrittig, dass die richtige Mischung zwischen älteren (hoffentlich) erfahrenen und jungen Menschen wichtig ist. Nur weil zufällig zwei ältere irgendwo aufgetaucht braucht man doch nun wirklich kein Fass aufzumachen.

  • KK
    Karl Kinkel

    Ob jung oder alt, gross oder klein, dick oder dünn, Hauptsache keine (pseudolinke) Frau. Denn wärs eine solche, dann würden wir schon bald die Lobeshymnen einer Frau Schmollack, einer Frau Oesterreich und Co. in der TAZ ertragen müssen, Lobeshymnen auf die ganz tolle Bundespräsidentin und ihre ganz tolle Sozialkompetenz und wie toll doch die Frau das macht und wieviel besser die Frau doch das macht und wie dringend notwendig jetzt die Quote ist weil Frauen immer noch nicht teilhaben und immer noch so besonders betroffen sind und ich ertrags einfach nimmer.

  • RW
    Richard Wolf

    Solange in diesem Land Posten und Ämter vergeben werden an Personen mit einer eher durchschnittlichen Intelligenz, ist es mir vollkommen gleichgültig, ob diese Leute alt oder jung sind. Wie kann ich deutlich machen, was ich meine? Nehmen Sie etwa den französische Philosophen Michel Foucault, der über eine nahezu unbegrenzte Intelligenz verfügte. Wir könnten heute unbegrenzt von seiner Intelligenz partizipieren, wenn wir Ämter und Posten mit Jungen oder Alten besetzen könnten, die nicht nur über ein Mittelmaß an Intelligenz verfügen. Das Problem ist niemals Alt oder Jung, sondern immer das Mittelmaß. Und, mit wenigen Ausnahmen, sind sämtliche Posten und Ämter in Deutschland von mittelmäßigen Menschen besetzt. Alles wird mittelmäßig betrachtet, mittelmäßig angegangen, mittelmäßig gelöst. Selbst der Narzißmus dieser Leute, ihre Eitelkeit, ihre Sprache, die mehr Polemik ist als Sprache, ihre Fehler und Fehltritte, die Art wie sie streiten und pöbeln, ihre Charakterverirrungen-und Verwirrungen, die Klamotten, die sie tragen, da geht nichts über das Mittelmaß hinaus. Im vergangenen Jahr sah ich einen Vortrag der amerikanischen Philosophin Judith Butler. Was für eine Konzentration, was für eine Intelligenz! Was für eine Sprache! Solche Leute könnten unsere Zukunft sein. Nur wir müßten eben mehr als mittelmäßig sein, um eine solche Zukunft überhaupt zu wollen.

  • TR
    taz.de Redaktion

    1200 Zeichen sind grundsätzlich in Ordnung, solange es sich nicht um beleidigende, rassistische oder aus ähnlichen Gründen unangemessene Beiträge handelt.

    Viele Grüße

    taz.de - Redaktion

  • H
    Hugo

    Klar werden alte Männer überschätzt, aber das Beste an Gauck ist doch, dass er mit 72 dem Steuerzahler nicht mehr so lange auf der Tasche liegt wie Herr Wulff.

  • BZ
    Bernd Zabel

    .... meine "Altersweisheit" (56 J.) , sprich Erfahrung , reicht mir nur dann zum Vorteil wenn es gelingt ein gewisses "jung sein" in´s Altern hinüber zu retten.

     

    Vor diesem Hintergrund kann das Alter einen unschätzbaren Wert beinhalten .

     

    Solitäre Alterserfahrung die ihre Kompatiblität mit der Gegenwart/Jugend nicht beweisen kann ist für beide Seiten nutzlos !

  • K
    kimmich

    Alter? Nein, nehmen wir Heiner Geissler! Scharfsinnig,

    flexibel, reflektionsfähig,schlagfertig: Kurzum ein

    intelligenter Mann mit den richtigen, notwendigen Worten,

    sowie Korrektiv im passenden Augenblick (vgl.Banken/ Westerwelle/soziale Gerechtigkeit u.a.)

     

    J. Gauck bietet demgegenüber ein Thema: Freiheit

    Ohne ausreichende öffentliche Diskussion,Information

    oder gar Auswahl den Abgeordneten gegenüber,wie bereits

    benannte Kandiaten/innen, wird Gauck den Bürgern vor

    die Nase gesetzt.Woher die angeblich große 60% Zustimmung

    für Gauck kommt (z.B. ZDF)- innerhalb von 1-2 Tagen

    Meinungsumfrage- bleibt offen.Was sollen wir mit einem

    Bundespräsidenten der absolut nix mit sozialer Gerechtigkeit am Hut hat!??

     

    Ich hoffe,dass u.a. einer Claudia Roth das Lachen

    demnächst im Halse stecken bleibt,analog vielen Presse-

    personen,die ganz entzückt scheinen!

     

    Gabriele Kimmich

  • JM
    Jannik M. Meissner

    Schnell wandelt sich die Welt. Der demographische Wandel und Technischer Fortschritt sind nicht aufzuhalten.

     

    Können Ältere hier noch mithalten?

     

    Erfahrung ist nicht nur Primär zu erlangen. Ist ein alter Politiker besser, nur weil er mehr erlebt hat? Meines Erachtens muss das nicht der Fall sein. Eine aktive Auseinandersetzung mir der Vergangenheit kann sogar noch weitreichender betrieben werden, wenn man nicht selbst involviert war, da man nicht schon voreingenommen ist.

     

    Doch betrachten wir es noch von einem anderen Standpunkt: Mit den Spätfolgen der Entscheidungen von heute müssen weder Joachim Gauck, noch Christian Wulff oder Angela Merkel leben. Was in 50 Jahren passiert, kann allen dreien egal sein.

    Doch nicht so mir: Ich bin 18 Jahre alt, stehe erst am Anfang meines Lebens. Und in meinen Augen ist die Wahrscheinlichkeit des Weitreichenden Denkens bei einer Person meines Alters vorrangig gegeben. Gerade auch deshalb sollte man sich Fragen, warum das Mindestalter des Bundespräsidenten per Verfassung auf 40 Festgesetzt ist.

     

    Alles in allem sollten wir also zu dem Schluss kommen, dass der Jugend zumindest genug gehör geschenkt werden sollte. Und vielleicht wäre es auch nicht schlecht nach einer Verfassungsänderung mal einen Studenten als Bundespräsidenten zu haben?

  • S
    sinDY

    Unternehmen, die mehr ältere Arbeitnehmer beschäftigen sind nachweislich erfolgreicher. Das könnte im Sport und in der Politik ebenso sein. Es wird sich zeigen. Probieren geht über studieren :D

  • F
    Friederike

    @ Anne Beck

    Rita Süssmuth in allen Ehren. Aber es ist auch so, das sie in Gesprächen arg den "Faden" verliert- und wenn man das sagt, ist das keine Altersdiskriminierung- sondern "DAS" ist das Alter. Altersdiskriminierung ist für mich- wenn man ab 50 (oder früher)keine Arbeit mehr bekommt- und Schwachsinn ist es dann, das Rentenalter zu erhöhen.

     

    So "einfach" ist es also nicht. Man lässt nun mal im Alter nach, körperlich und manchmal auch geistig. Der eine mehr - der andere weniger. Nur leider merken das viele Politiker nicht-und wenn man es ihnen sagt, sind sie beleidigt. Sie wollen nicht abtreten- und sie wollen im Rampenlicht stehen, und wenn man sie aus dem Seniorenheim rausholt in eine Talkshow. Das muss die Jungen gruseln und tut es auch.

  • F
    Friederike

    Wenn es nur um Politiker und Prominente geht, ist es ja noch schlimmer. Sie bremsen die Zukunft aus mit ihrem erhobenen Zeigefinger, zeigen aber selbst keine Lösungen auf. Ihnen fehlt der Mut, dem Kapital ins Gesicht zu schlagen. Einem jungen Menschen hilft es nicht, wenn er sich alte Kamellen anhören muss. HEUTE muss gehandelt werden und zwar vorwärts. Neue Gesetze müssen auch her, denn alte Gesetze sind teils so überholt, das es schon weh tut. Es dauert viel zu lange, bis einmal etwas geändert wird. Nur wenns um die Armen geht- da ist die Politik schnell dabei. ( Siehe Rentenbeiträge streichen etc. bei H4 ) Das GG hat für alle Bürger zu gelten und nicht wie es grade in den Kram passt. Junge Leute haben heute kein Vertrauen mehr in die Politik- und da wird auch ein Herr Gauck nichts dran ändern, weil er ein Prediger ist- und wenn junge Leute eines hassen, dann sind es alte- die ihnen ewig das gleiche vorpredigen ohne Lösungen.Mir geht das auch auf die Nerven, dieses Laber...laber..

  • AB
    Anne Beck

    auch das thema `altersdiskriminierung` beschäftigt heute die gesellschaft. nur davon sind in überwiegendem maße frauen betroffen. altersdiskriminierung scheint in den `hohen ämtern` der politik für männer nicht zu existieren? es gibt eine menge erfahrener, älterer politikerinnen, wie rita süßmuth und viele andere, die sich in ihrer amtszeit auch für frauenrechte eingesetzt haben. alte erfahrene frauen scheinen auch heute noch nicht in der mitte der gesellschaft angekommen zu sein? daß es in der bundesrepublik seit 1949 keine einzige frau in das angeblich `höchste` amt geschafft hat, zeigt eindeutig, wie die männliche dominanz nicht nur in der politik weiterlebt. das gilt ebenso für unsere medienkultur - eine `landschaft`, die häufig nur ein `geschlecht` kennt? die männliche meinungsmacht in den medien - http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/frauenquote113.html

  • L
    Langstrumpf

    Was bitte sind demokratische Diktatoren?

  • F
    Friederike

    Natürlich werden alte Männer überschätzt, ebenso alte Frauen. Es ist nun einmal so, das sich jeder Mensch das Beste aus "seiner Zeit" herauszieht- und auch das Beste aus "seinem" Erfolg, Niederlagen und Neuanfängen. Alte Männer ( Menschen ) haben einen Erfahrungswert und wenn wir Helmut Schmidt nehmen, auch ein Wahnsinns Gedächtnis. Dennoch gibt es immer Themen, die junge Männer/Frauen besser angehen und weniger verklärt. Besonders konnte ich das bei meinen Eltern erleben. Es kommt auf die Zeit an, in der die "älteren" gelebt haben. Sie geben vieles an die Kinder weiter-und das ist oft falsch. Ich wurde mit viel Angst erzogen, weil es "damals" so war, das man Angst haben musste. Meinen Mut fürs Leben musste ich selber finden. Was wäre ich froh gewesen, wenn ein älterer Mensch mir mal gesagt hätte, das nichts so bleibt und sich stets alles verändert, auch das Denken. Selbst bin ich ja nun auch "älter" und eine Frau- aber dennoch habe ich einiges an meine Kinder weitergeben, was die Moral angeht, etc. Dennoch denke ich heute wieder anders und würde meinen Kindern für die jeweilige Zeit mehr Egoismus und mehr Härte empfehlen.

    Alter "allein" ist kein Verdienst- und Jugend keine Tugend. Die Erinnrung geht im Alter stets zurück und nicht nach vorn. Alles andere-was vorwärts geht, kann ein älterer Mensch nicht immer beurteilen, weil er nicht in der Lage ist "nachzuvollziehen" was junge Menschen "heute" wollen und brauchen.

    Die Diskussion mit "älteren" hat nur dann einen Sinn, wenn sie zuhören können. Das fällt den meisten schwer. Sie wollen reden ! wie man in jeder schrecklichen Talk-Show sehen kann. Sie wollen sich quasi rückwärts profilieren und vergessen gerne ihre eigenen Fehler oder Fehlentscheidungen. Jungen Leuten würde ich als "ältere" Mut und Fleiss empfehlen und auch eigene Fehler zu machen. Erkenntnis und Erfahrung kommt vom erleben und "tun"

    Also auf, ihr "jungen" macht es besser-und wenn ich es noch erlebe-dann reden wir drüber und ich höre auch gerne zu.

    Herzlichst, Friederike

  • DS
    Dimi S.

    „Kann ein 72-Jähriger überhaupt zeitgemäße Meinungen zu solchen Themen haben?“

     

    Das mag ich sehr zu bezweifeln. Am Beispiel Gauck kann man das verdeutlichen:

     

    "Ich habe in einem Land gelebt, in dem die Banken besetzt waren." sagte Gauck in Richtung der Occupy-Prostestbewegung. Scheinbar gibt es für eine bestimmte Altersklasse entweder Planwirtschaft oder Marktwirtschaft. Dass beide Modelle, das eine in der Vergangenheit und das andere heute und in naher Zukunft, scheitern, scheint einer wachsenden Mehrheit offensichtlich.

     

    Die jüngere Generation wünscht sich eine soziale Marktwirtschaft, die stärker durch den Staat reguliert wird und in der kritische Infrastruktur (z.B. Wasser-, Strom-, Bahn- und eventuell TK-Netze) wieder verstaatlicht wird. Der Grund ist einfach: Gewinnmaximierung tritt in den Fokus und das Gemeinwohl wird vergessen und das ist auf Dauer gefährlich.

     

    Die ältere Generation, z.B. die von Herr Gauck, sehen diesen Schritt als Angriff auf die Freiheit. Sie haben erlebt wie die DDR massiv in ihrer Freiheit eingeschränkt hat. Dass die momentane Ausprägung der (sozialen) Marktwirtschaft viele Menschen ebenfalls in ihrer Freiheit einschränkt, sieht diese Generation oft nicht.

     

    Mir kommt es manchmal so vor als lässt die Vergangenheit bestimmter Generationen diese davor zurückschrecken, die nötigen Konsequenzen aus den Problemen der heutigen Zeit zu ziehen.

  • JP
    Joern Projahn

    by the way: helmut schmidt ist am 23.12.2011 93 jahre alt geworden.

  • M
    Matthias

    All die hyperventilierenden Kommentare von progressiver Seite hier und an vielen anderen Orten zum Kandidaten Gauck, die man in den letzten Tagen lesen und hören konnte, lassen die Hoffnung steigen, das er genau der richtige ist :-)

  • F
    Falmine

    Möchten Sie, dass Kommentare mit 1200 Zeichen hier eingestellt werden oder an welche eMail?

  • N
    nurmeinemeinung

    Was Joachim Gauck zum Nachteil gereicht wird, ist in Wirklichkeit ein großer Vorteil. Mit 72 hat Gauck die Rente durch und muss sich nicht mehr um der Karriere willen anbiedern und Mutti nach dem Munde reden.

     

    Dass Cem Özdemir und diverse Berufstürkenverbände mahnend den Zeigefinger heben, zeigt auf, dass in diesem Land mittlerweile der Schwanz mit dem Hund wackelt. Gerade den Klientelparteien gehören die Leviten gelesen. Weichgespülte Waschlappen, die vor lauter PC in die Hosen machen haben wir schon mehr als genug. Was wir brauchen ist ein Präsident mit Rückgrat, der auch mal unangenehme Wahrheiten dezent, aber offen und ehrlich anspricht. Insofern ist Joachim Gauck eine ganz hervoragende Wahl, dessen Konservatismus und Liberalismus im positivem Sinne den Beschwichtigungsakrobaten von RotGrün noch kräftig auf die Füße krachen wird.

  • WT
    Walter Thälert

    Die Gleichsetzung der Ämter eines Fußballtrainers und des Bundespräsidenten aufgrund einer zufälligen Gleichzeitigkeit führt am eigentlichen Kern der Frage vorbei, denn es geht bei dieser Frage vielmehr um bestimmte Eigenschaften des Bundespräsidentenamtes.

     

    Dabei geht es nicht um Tradition und weniger um Erfahrung, als vielmehr um die Überlegenheit über parteipolitische Querelen und eine gewisse unabhängige Gesetztheit, die für dieses Amt notwendig ist. Wir haben am Beispiel Wulff gesehen, wohin es führt, wenn es von einem "jungen", ambitionierten Karrieristen eingenommen wird, für den es nur ein prestigereicher Karriereschritt ist.

     

    Geltungssucht nimmt erfahrungsgemäß mit dem Alter und der Dauer der Karriere bzw. dem Erreichten ab. Darum brauchen wir KandidatInnen, die meilenweit über dem stehen. Jemanden, dessen Karriere eigentlich schon erfolgreich beendet ist. Jemanden, der das politische Tagesgeschäft mit dem nötigen Abstand eines Bundespräsidenten betrachten kann. Helmut Schmidt stellt (meistens) so jemanden dar, darum dominiert sein Bild auch immer wieder unsere Vorstellungen eines Bundespräsidenten. Christian Wullf war nie so jemand.

     

    Die Geschlechterfrage ist demnach für mich nachgelagert. Natürlich kommt auch eine Frau in Frage. Sie sollte nur ebenfalls nicht zu jung und ambitioniert sein, denn das verträgt sich nicht mit diesem Amt.

  • BN
    Bernhard Neumann

    Bezüglich Ihrer Ein- Wort- Zitate, die die Einstellung von Joachim Gauck zu Sarrazin und zur Occupy- Bewegung charakterisieren sollen, empfehle ich dringend den Artikel von Sascha Lobo auf Spiegel- online und den Artikel von Patrick Breitenbach unter

     

    http://blog.karlshochschule.de/2012/02/20/gauck-in-der-filterbubble-oder-wie-wir-lernten-den-kontext-zu-ignorieren/

     

    "Links sein" ist keine Entschuldigung für opberflächliche journalistische Recherche und die ungeprüfte Wiedergabe von Behauptungen ist passt eher zur Bildzeitung als zum Anspruch der taz.

     

    mit freundlichen Grüßen

     

    Bernhard Neumann

  • A
    Arcas

    @Mitteljung:

     

    Das Problem ist nur, die Einen sind engstirning und stur und die Anderen besserwisserisch.

     

    Zusammenarbeit wird da schwierig, solange sich nicht die Menschen selbst aufeinander einlassen lernen!

  • MS
    Mandy Schultz

    Seniorenrassismus bei steigender Lebenserwartung?

     

    Kümmert euch lieber um diesen religiösen Rassismus:

    „Schlimmer als das Vieh gelten bei Allah diejenigen, die ungläubig sind und nicht glauben werden.“ Zitat aus dem Koran 8,55, ein Verstoß gegen das Grundgesetz Artikel 4 und gegen das Strafgesetzbuch §166.

  • GR
    Gerold Reichenbach, MdB

    Nach dem schnellen Aufstieg und Scheitern der jungen "Blender" deren Exponent, aber nicht einziger Vetreter zu Guttenberg war, schlägt das Pendel des Zeitgeistes jetz in die Gegenrichtung aus. Gleichzeit symbolisieren die Extreme das Dilemma der digitalen Postmoderne. Zum eine werden instrumelle Fähigkeiten und Lebenserfahrungen im digitalen Zeitalter fast täglich entwertet. Darum sucht das so getriebene Individum nach Stetigkeit und Orientierung. Zum anderen läßt die Geschwindigkeit dies Wandel und der Entwertung den Erwerb fundierter Erfahrung und handlungorientierenden Prinzipienbildung im Bereich der "praktischen Vernunft" kaum mehr zu. Die so produzierte "Orientierungslosigkeit" ist auf der ständigen Suche nach Orientierunsgebung zwischen "Guttenberg" und "Gauck" ohne dabei wirklich "Erlösung" zu finden. Es ist darum auch kein Zufall, dass sowohl bei Guttenberg als auch bei Gauck das "Hosianna" und "steinigt ihn" gerade im Netz so eng beieinander liegen.

  • N
    Naja

    Eine Frau (Goering-Echkard) die allen Ernstes in einer Talkshow felsenfest darauf besteht, dass Soldaten in Afghanistan hauptsächlich zum Schutze der Frauen dort Dienst tun, kann man doch nicht ernsthaft für das höchste Amt im Staate vorschlagen.

    Diese ewig feministische Geschrei nervt nur noch.

  • H
    heidi

    Man braucht sowohl alte und junge Menschen in der Politik. Und auch sonst überall. Und obwohl ich eine Frau als BP jetzt bevorzugt hätte - aber bestimmt das nächste Mal - ist es in erster Linie eine politische Entscheidung, die wenig mit dem Alter bzw. gar nichts damit zu tun hat: man braucht jemand, mit dem mehr oder weniger alle leben können. Herr Gauck hat sich Reputation verschafft.

     

    Sicher, er hat auch Fehler. Aber ob seine Stellungnahme zu Occupy und zu Sarrazin jetzt ein Fehler sei? Eine grosse Anzahl deutscher Menschen sieht es genau so wie er. Und selbst wenn nicht, hat Herr Gauck doch ein Recht auf eine eigene Meinung, die nicht notwenigerweise mit Ihrer übereinstimmen muss. Das wollten wir doch, oder nicht, einen politischen Menschen mit Kante?!

     

    Dass Sie per se sagen, ein älterer Mann könne die Belange der jüngeren Generation nicht verstehen, auffassen oder vertreten finde ich dummdreist. Es gibt unter den Älteren nämlich solche und solche - und unter den Jungen nicht minder.

  • M
    mitteljung

    Wir brauchen die "alten erfahrenen" Männer - aber genauso brauchen wir die Jungen!

    Wir brauchen eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Generationen!