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Streit der Woche„Nur der Zeppelin fliegt lautlos“

Wieviel Fluglärm muss man ertragen? Der Vorstand bei Cockpit e.V., fordert Akzeptanz. Dabei gäbe es gute Ideen für mehr Stille in der Luft.

Laut. Zu laut? Landeanflug in Raunheim bei Frankfurt. Bild: ap

Jörg Handwerg, Vorstandsmitglied des Cockpit e.V, hat eine grundsätzliche Akzeptanz für Fluglärm gefordert. Im Streit der Woche der aktuellen sonntaz schreibt er: „Was Lärm ist, ist individuell sehr verschieden. Wer es komplett ruhig will, muss abseits der Zivilisation wohnen.“

Fluglärm sei ein notwendiges Übel: „Es muss eine Abwägung zwischen den Vorteilen des Luftverkehrs und den negativen Auswirkungen geben“. Verkürze man die Betriebszeiten weiter, so führe dies nicht zu einer leichten Reduktion der Flüge, sondern das gesamte Geschäftsmodell würde nicht mehr funktionieren. „Arbeitsplätze würden in Deutschland verloren gehen. Die Gesellschaft insgesamt verliert.“

Allerdings gibt es schon viele Vorschläge, um den Fluglärm zu mindern. Gérard Feldzer, früherer Chef des Musée de l'Air, sagt, 80 Prozent der Lärmbelästigungen konnten reduziert werden. Zum Beispiel dadurch, dass die Flugzeuge in Spiralen starten und so schneller nach oben kommen. „Vielleicht sind 2040 stille Flugzeuge denkbar. Heute haben wir nur den Zeppelin, der lautlos fliegen kann... Wenn wir Zeit, Geld und schönes Wetter haben!“

Bild: taz
sonntaz

Den Streit der Woche zur Frage „Ist Zypern nur der Anfang?“ und andere Texte rund um Vogelgesang lesen Sie in der sonntaz vom 30./31. März/1. April 2013. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz.

Klaus-Peter Siegloch, Präsident der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, schreibt, dass Fluggesellschaften und Flughäfen bereits Milliarden in neue, leisere Flugzeuge investieren. Er relativiert die Auswirkungen des Fluglärms: „Jeder von uns, wenn er von A nach B reist, macht Lärm. Ganz gleich ob mit dem Auto, dem Zug oder mit dem Flugzeug. Die offizielle Lärmstatistik des Umweltbundesamtes zeigt : 15-mal so viele Deutsche sind von Straßen- und Schienenlärm betroffen wie von Fluglärm“.

„Ein Leben ohne Fluglärm ist für einen alt gewordenen Waldbauernbuben im Bayerischen Wald nicht nur denkbar, sondern eigentlich Normalität“, schreibt der Einsiedler Konrad Gierl, der in einem Dorf bei Viechtach lebt, direkt unter der großen internationalen Luftstraße Frankfurt – Wien – Orient. „Man hört die Flieger nicht, sondern sieht nur weiße Kondensstreifen am Himmel.“

In diesem Fall spielen Flugzeugen einen unerwartete Rolle: „Für manche Leute sind diese auch ein wenig Schönwetteranzeiger, denn je länger sie sind, desto stabiler ist die Hochdrucklage. Bei der Strecke Prag – München, die den Bayerischen Wald und den Böhmerwald direkt überquert, sieht man zwar die kleinen, silbernen Vögel, aber keine Kondensstreifen, nur ein leises Brummen ist zu hören.“

Die sonntaz-Frage beantworten außerdem Henning Thole, Arzt und Initiator des Arbeitskreises „Ärzte gegen Fluglärm“, Johann D. Wörner, vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und Peter Seelinger, Mitglied im Verein zur Förderung der Luftfahrthistorie der Pfalz – in der aktuellen sonntaz vom 30./31. März/1. April 2013.

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5 Kommentare

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  • T
    Timson

    Ich bin durch einen Großflughafen in unmittelbarer Nähe selbst von Fluglärm betroffen und bin froh darüber, dass ich zu den Menschen gehöre, die das allerdings kaum tangiert.

     

    Nichts desto trotz finde ich das Berliner-Modell sprich. alte Flughäfen schließen und einen Flughafenneubau weit ausserhalb der Stadt sehr lobenswert. (Das aktuelle Debakel klammern wir bitte aus)

     

    Ansonsten bin ich für ein konsequentes Nachtflugverbot bei Flughäfen in dicht besiedelten Gebieten auch wenn es sich denn negativ auf das Cargo-Business auswirkt. Diese Maßnahme ziehe ich als Konsequenz aus der Verweigerungshaltung der Unternehmen und der Politik betroffene Anwohner (z.B. beim Ausbau der Landebahnen/ Änderung der Flugrouten) entsprechend zu entschädigen.

     

    Aber grundsätzlich empfehle ich Menschen die Probleme mit Fluglärm/Lärm haben, sich genau zu informieren bevor sie sich häuslich niederlassen. Erst in die Einflugschneise des Frankfurter Flughafens ziehen um sich danach zu beschweren macht wiederum auch keinen Sinn.

     

    Was die Zeppeline betrifft R.I.P. Cargolifter! Schöne Idee, aber leider kein ACHTUNG Wortwitz: "tragfähiges" Geschäftsmodell. Ich hatte mich langfristig schon auf eine Kreuzfahrt um die Welt per Zeppelin gefreut, aber naja nix wars. Jetzt werd ich wohl den Flieger nehmen müssen! ;)

  • H
    HäflerVomSchäbischnMeer

    Die alten Zeppeline waren leichter als Luft und sind gefahren, der Zeppelin NT ist 350 kg schwerer als Luft und fliegt somit. Und ich die wenigsten hier taz-Leser dürften fahrende Zeppeline erlebt haben (Hindenburg-Unglück war noch vor dem Krieg).

     

    Und Zeppeline sind alles andere als lautlos, wenn man sich unter ihnen befindet, die machen ordentlich Krach. Sicher sind große Frachtflieger deutlich lauter und störender, aber lautlos sind sie nur in einiger Entfernung.

     

    Grüße von einem der in Sichweite des Zeppelinhangars in Fridrichshafen am Bodensee arbeitet.

  • G
    Gonzi

    Fluglärm sei ein notwendiges Übel?

     

    Die Fälle, wo aus einer Not heraus geflogen wird, sind äußerst gering.

     

    Und es ist doch längst fast alles, zumindest vieles darüber gesagt worden, wo sich das Fliegen vermeiden ließe, ohne Not zu erzeugen.

     

    Fluglärm ist immer ein Angriff auf den Menschen.

  • W
    Wüstenratte

    Ein Zeppelin fliegt nicht, er fährt!! Und solange die Motoren aus sind und Windströmung ihn treibt, schwebt er sehrwohl lautlos.

  • Z
    Zeppelin

    Der Zeppelin fliegt nicht lautlos...

    Das ist ein Irrtum der Geschichte!

    Der Zeppelin braucht auch Kraftmaschinen, die Lärm erzeugen...

    Immer wieder diese Öko-Schamanen!

    Pferde, Schafe, Ziegen, Kühe, Hausschweine furzen auch, bestimmt nicht lautlos!