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Streiks in Brasilien

■ Landesweit traten gestern 1,5 Millionen Arbeiter in den Streik

Rio de Janeiro (afp) - In Brasilien sind landesweit 1,5 Millionen Arbeiter am Donnerstag in den Streik getreten, nachdem Tarifverhandlungen über Lohnerhöhungen gescheitert waren. Die Vertreter von 800.000 Bankangestellten und 200.000 Angestellten der Krankenkassen hatten den unbefristeten Ausstand am Vorabend gebilligt. Landesweit schlossen sich auch die Arbeiter der Gaswerke und im Bundesstaat Sao Paulo die Volksschullehrer dem Streik an. Senator Jose Fragelli, der interimistisch das Amt des brasilianischen Staatspräsidenten Jose Sarney leitet, seit dieser am Dienstag zu einem offiziellen Besuch in die USA gereist war, erklärte, die Regierung werde keine Bundestruppen gegen die Streikenden einsetzen. Justizminister Paulo Brossard warf dem brasilianischen Gewerkschaftsverband „Central Unica dos Trabalhadores“ (CUT) vor, er benutze den Ausstand als politisches Mittel, um den wirtschaftlichen Sanierungsplan der Regierung zum Scheitern zu bringen. Brossard versicherte, das Streikrecht werde geachtet, doch werde die Polizei dafür sorgen, daß arbeitswilliges Personal nicht behindert wird. Der Gouverneur von Sao Paulo, Franco Montoro, hatte am Vorabend angekündigt, die Polizei werde gegen Streikposten vorgehen. Der am 28. Februar beschlossene Sanierungsplan hat zum Ziel, die Inflationsrate in Brasilien zu drosseln. Die Preise und Löhne wurden blockiert. Der Plan sieht automatische Lohnerhöhungen vor, wenn die Inflationsrate 20 Prozent erreicht hat. Für die fünf Monate von März bis Juli betrug die Teuerungsrate 4,61 Prozent, im Januar hatte sie sich auf 16,23 und im Februar auf 14,36 Prozent belaufen.

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