: Streik in Südafrikas Minen weitet sich aus
■ Seit gestern wird auch die Goldscheideanstalt „Rand Refinery“ bestreikt / Bergwerkskammer bezeichnet den Streik als illegal / 19 Personen verletzt / Die Zahl der Streikenden hat sich auf insgesamt 342.000 erhöht / Weitere Urabstimmungen finden statt
Johannesburg (afp) - Der Streik der schwarzen Bergarbeiter in den südafrikanischen Kohlenzechen und Goldbergwerken hat sich am Donnerstag ausgeweitet. In der Goldscheideanstalt „Rand Refinery“ östlich von Johannesburg sind nach Angaben der Bergwerkskammer der Bergbau–Arbeitgeber 150 Mitglieder der Gewerkschaft NUM in den Ausstand getreten. Die mitgliederstarke NUM ihrerseits bezifferte die Zahl der seit Donnerstag zusätzlich bestreikten Bergwerke auf vier. Ein Sprecher der Bergwerkskammer bezeichnete den Streik in der Goldscheideanstalt in der gegenwärtig noch 210 Arbeiter tätig sind, als „illegal“, da er nicht in den am Sonntag erfolglos abgebrochenen Lohnverhandlungen zwischen NUM und der Kammer einbegriffen sei. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei sind nach offiziellen Angaben in der Nacht zum Donnerstag 19 Personen verletzt worden. Alleine am Donnerstag haben NUM–Angaben zufolge weitere 2.000 Bergarbeiter die Arbeit niedergelegt und damit die Zahl der Streikenden auf 342.000 erhöht. In den Goldbergwerken der westlichen Reviere verließen am gleichen Tag Hunderte von Arbeitern das Minengelände, nachdem die Geschäftsleitung Bergarbeiter– Bussen die Zufahrt zu ihrem Gelände verwehrt hatte. Die Arbeiter folgten damit einer Empfehlung der NUM, während der Dauer des Ausstandes zuhause zu bleiben, um gewaltsame Zwischenfälle und Repressionsmaßnahmen durch die Unternehmensleitung zu verhindern. NUM–Generalsekretär Ramaphosa erklärte, daß in weiteren Bergwerken Urabstimmungen stattfinden und sich möglicherweise noch mehr Bergarbeiter an der Arbeitsniederlegung beteiligen werden. Gewerkschaft und Arbeitgeberverband warfen sich auch am vierten Streiktag gegenseitig Einschüchterungsversuche und Schikane vor. Am gleichen Tag meldete die Polizei die Festnahme von fünf Angestellten der Blinkpan–Koh lenzeche in Verbindung mit dem Mord an einem 36jährigen schwarzen Streikbrecher, der am Dienstag erdrosselt aufgefunden worden war. Es handelte sich dabei um das erste Opfer des Bergarbeiterstreiks. Die Anglovaal–Gesellschaft erklärte am Donnerstag, daß ihre Entlassungsdrohung gegen Streikwillige vom Vortag Erfolg gezeigt habe. Lediglich 57 Kumpels seien ihrer Arbeit im Goldbergwerk Lorraine im Oranje– „Freistaat“ ferngeblieben, am Mittwoch hatten noch 440 diesen Schritt angekündigt. Da in diesem Betrieb nicht die zur Anerkennung der NUM vorgeschriebene Zahl von 50 Prozent NUM–Mitgliedern vorhanden sei, wäre ein Streik der Firmenleitung zufolge ungesetzlich gewesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen