: Streik gegen Iliescu
Bukarest (ap/taz) — Ab heute wollen Rumäniens Lastwagenfahrer und Studenten mit einem Streik die Regierung und Präsident Iliescu zum Rücktritt zwingen. Wie beim Vorbild Bulgarien schließen sich in Rumänien jetzt Oppositionsgruppen und Gewerkschaften zusammen, um das nach ihrer Einschätzung „neokommunistische“ System zu stürzen.
Obwohl die Regierung am Freitag schon dem Druck nachgegeben und zahlreiche Preiserhöhungen, die ursprünglich für Jahresanfang vorgesehen waren, auf den Juni verschoben hatte, sprach der stellvertretende Vorsitzende der 100.000 Mitglieder zählenden Lastwagenfahrergewerkschaft, Daniel Vasile, davon, daß sich 80.000 Fahrer dem Ausstand anschließen würden. Er verlangte die Entfernung aller „kompromittierten“ ehemaligen Kommunisten aus leitenden Positionen in den Kommunalverwaltungen und der Industrie. Bei einer Landestagung in Temeswar beschlossen die Vertreter der Studentenschaft einen Vorlesungs- und Hungerstreik. Unterdessen rief die Regierung die Arbeiter dazu auf, den Streikaufruf nicht zu befolgen, und warnte vor dem „unermeßlichen Schaden“ für die Wirtschaft des Landes.
Auch Vertreter der Nahrungsmittelbranche warnten die Bevölkerung angesichts des Streiks vor Versorgungsengpässen. Der Oberbürgermeister von Bukarest hat alle für Montag angesetzten Kundgebungen von Gewerkschaften wegen „Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ untersagt. Dennoch haben sich inzwischen weitere Gewerkschaften mit den Kraftfahrern solidarisch erklärt. Die Gewerkschaftsführung der Transportarbeiter entgegnete der Regierung, sie habe sich als unfähig erwiesen, die Gewerkschaften als Partner bei der Umsetzung der Wirtschaftsreformen in Rumänien zu behandeln. Auch in einem Gespräch mit der taz Ende November hatte der rumänische Wirtschaftsminister Eugen Dijmarescu die Beteiligung der Arbeiter an der Reform ausgeschlossen.
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