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Streik gegen Diskriminierung an Unis

■ Israelisches Kabinett beschließt ungleiche Erhöhung der Studiengebühren / Jüdische Studenten müssen 50 Prozent weniger zahlen / Arabische Studenten beim Studium noch mehr diskriminiert

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Rund 4000 palästinensische Studenten sind am Montag in Israel in einen Streik getreten, um gegen eine Neuregelung der Studiengebühren zu protestieren. Die Koalitionsregierung hatte am Sonntag mehrheitlich, aber gegen den Willen der Arbeiterpartei, entschie den, daß Studenten, die ihren Militärdienst absolviert haben, künftig jährlich 1.050 Dollar zahlen müssen, diejenigen, die nicht beim Militär waren, hingegen 1.550 Dollar. Da Palästinenser, die in Israel leben, nicht zum Militärdienst müssen, bedeutet das de facto, daß die jüdischen Israelis - Männer wie Frauen - 50 Prozent weniger zahlen brauchen. Die Vorsitzenden der Verwaltungsräte arabischer Ortschaften haben gegen den Beschluß beim Obersten Gericht Protest eingelegt. Der Vorsitzende der Studentengewerkschaft David Berman, Arbeiterpartei, begründete seine Ablehnung: „Es geht jetzt nicht mehr um einen Kampf gegen die Erhöhung der Studiengebühren, sondern um einen Kampf für Gleichheit: Egal, wie hoch die Gebühren sind, sollten sie für alle gleich sein.“ Studentenführer erklärten, der Kabinettsbeschluß verleihe der „Apartheidpolitik offizielle Legitimität“. Außerdem sollte damit eine Spaltung unter den jüdischen und arabischen Studenten herbeigeführt werden. Bisher hatten sich alle gemeinsam gegen die Pläne der Regierung gewehrt, die Studiengebühren zu verdoppeln. Am Montag mittag zogen die palästinensischen Studenten und auch einige jüdische Kommilitonen in einem Protestmarsch durch Hafia, der Stadt mit dem höchsten Anteil arabischer Studenten. Doch obwohl 17 Prozent der Bevölkerung Araber sind, studieren ganze fünf Prozent an der Universität. Nach dem Abschluß ihrer Ausbildung finden viele von ihnen keine Arbeit, sei es aus Diskriminierung oder aus schnell gefundenen „Sicherheitsgründen“.

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