piwik no script img

Streik „für Unabhängigkeit“

■ Regierung Pakistans rief zum Streik für Unabhängigkeit Kaschmirs von Indien auf

Neu Delhi (taz) — Mit einem eintägigen Streik hat Pakistan gestern „den Unabhängigkeitskampf der Bevölkerung des indischen Teils von Kaschmir“ unterstützt. Das gesamte Wirtschaftsleben in Pakistan kam zum Stillstand.

Der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif hatte zu dem Streik aufgerufen — wenige Stunden nachdem er sich am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos mit seinem indischen Amtskollegen Narashima Rao auf einen Abbau der Spannungen zwischen beiden Staaten verständigt hatte. Damit hatte er sich der Initiative seines Partners in der Regierungskoalition, der Jamati Islami Partei, angeschlossen.

Auf den Streikaufruf durch Sharif reagierte der indische Regierungschef kühl und führte ihn auf die prekäre innenpolitische Position seines Kollegen zurück. Rao wies darauf hin, daß das Kaschmir-Problem zwischen beiden Staaten bereits seit über vierzig Jahren bestehe und es daher nicht zu erwarten sei, daß es sehr kurzfristig gelöst werden könne. Die pakistanische Regierung hat die Rechtmäßigkeit der Einverleibung eines Teils Kaschmirs durch Indien nie anerkannt. Kaschmir war nach einem indisch-pakistanischen Krieg im Jahre 1948 geteilt worden.

Tatsächlich steckt Sharif in einer Klemme. Außenpolitisch ist es ihm daran gelegen — angesichts des verstärkten Drucks vor allem durch die USA —, Pakistan als stabilen und unaggressiven Faktor in der Region darzustellen. Dies wird auch in der jüngsten Kehrtwende in der Afghanistan-Politik seiner Regierung deutlich, als Sharif den UNO-Friedensplan unter Schirmherrschaft des Generalsekretärs Butros Ghali unterstützte. Dabei wolle sich die pakistanische Regierung, hatte Sharif erklärt, für eine Zusammenkunft der Konfliktparteien einsetzen.

Damit zog er sich aber den Zorn seines Koalitionspartners zu. Die Unterstützung des Streikaufrufs wegen Kaschmir werten Beobachter nun als Versuch, die Jamati Islami Partei zu besänftigen.

Die indische Regierung hat jedoch angekündigt, sie werde den Plan der Befreiungsfront von Kaschmir (JKLF) keinesfalls hinnehmen, bei einer großen Demonstration am 11. Februar über die Waffenstillstandslinie auf das von Indien verwaltete Gebiet vorzustoßen. Es wird befürchtet, daß dies erneut zu direkten Zusammenstößen mit der indischen Armee führe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen