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■ Bücher.kleinStreifzüge

Der polnische Journalist Ryszard Kapuscinski hat das Kleine im Sinn. Sein neuestes Buch „Imperium – Sowjetische Streifzüge“ markiert die Stationen seiner Berührung mit dem Großen Reich. Das polnische Kind erlebt 1939 das Verschwinden, die Auflösung, die Deportation seiner kindlichen, heilen Welt durch die Russen. Der Journalist fährt in großen zeitlichen Abständen in einzelne Republiken, bedient sich des revisited-Moments, vergleicht, leidet, entdeckt erst im Rückblick, erst in der Summe seiner sehr subjektiven Blicke die sich schon früh andeutende Erosion des unfaßbaren Riesenreiches. Kapuscinskis Nachdenklichkeit ist in all ihrer Spontaneität immer wieder faszinierend: seien es seine Gedanken zum Sit-in als „sehr östliche Form des Protest“ oder Reflexionen über das Reifen von Cognac als kulturelle Leistung. Die Passagen über den Kaukasus, über den Irrsinn des Separatismus, das Töten und den Haß – „im Kopf brennt ein heiliger Scheiterhaufen“ – sollte jeder lesen, der über den Kaukasus erschauert. Kapuscinski will nichts nur erklären, weil er seinen eigenen Augen nicht traut. Die Welt bleibt für ihn „unerhört und verblüffend“, ohne daß er vor ihr kapituliert. AS

Ryszard Kapuscinski: „Imperium – Sowjetische Streifzüge“. Aus dem Polnischen von Martin Pollack. Eichborn Verlag, 430 S., 44 DM

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