Streetball gegen Jugendkriminalität: Ball als Konzept
■ 26.000 Bälle für 26.000 Turniere
Die Kommission „Polizeiliche Kriminalprävention“– ein Zusammenschluß der Polizeien des Bundes und der – startet im April ein Programm, von dem sie sich eine wesentliche Eindämmung der Kinder- und Jugendkriminalität verspricht. Unter dem originellen Motto „MY WAY FAIR PLAY“sollen Jugendliche durch Streetball-turniere davon abgehalten werden, Autos zu knacken, Kioske aufzubrechen und sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen. So stehen bundesweit insgesamt 26. 000 Bällen zur Verfügung, die an engagierte Bürger weitergeben werden sollen, die sich im Gegenzug schriftlich dazu verpflichten, mindestens ein Streetballturnier zu initiieren, zu planen und durchzuführen. Wer das tut, erhält nicht nur einen Ball, nein, auch noch Begleitmaterialien, in denen genau erklärt wird, wie so ein Turnier überhaupt organisiert wird. In der Hansestadt Bremen hält die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle 160 coole, extra für diese Aktion angefertigte Bälle bereit.
Da scheinen einige Herren und Damen bei der Polizei doch wirklich noch an den von Natur aus guten Menschen zu glauben. Wäre ja auch nett, wenn's so einfach wäre. Geben wir den Kids doch 'nen Ball und 'nen Korb, der Kick ist doch genauso geil wie Autoklauen. Wenn in Zukunft jugendliche Gruppen aufeinander losgehen, sagt der Polizist: „Ey Jungs, was soll'n das? Nehmt doch die Pille und macht das in einem Match aus“, und alles ist geritzt. Wie gut das mit der Eindämmung der Jugendkriminalität durch Sport klappt, ist ja auch im Mutterland des Streetballs, den USA, zu sehen. Oder?
Zwangsläufig stellt sich einem dann die Frage, wie die nächsten Projekte aussehen werden? Lutscher gegen Drogen, Fingerfarben gegen Graffiti? Aber wie heißt es so schön, „Ein Ball wird Konzept – Wir wollen etwas bewegen“. Wow. Kai Dahme
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