Strategie für weitere Weltsozialforen: Neue Formen globalen Widerstands

In der Weltbürgerbewegung findet eine Debatte über die eigene Aufstellung statt: Erschöpfung durch Erfolg - oder wurde zu wenig umgesetzt?

Frauen-Power in Manila, Philippinen. Bild: ap

PORTO ALEGRE taz Im Mai machte Walden Bello vom linken Thinktank "Focus on the Global South" einen provozierenden Vorstoß: Ob es nach dem "enttäuschenden" Weltsozialforum in Nairobi und fehlender Verankerung in den "tatsächlichen politischen Kämpfen" nicht an der Zeit sei, die Zelte zusammenzupacken und sich neue Formen "globalen Widerstands und Wandels" auszudenken, fragte der philippinische Soziologe. Seitdem findet in der Weltbürgerbewegung eine heftige Strategiedebatte statt, die jetzt um die Auswertung des Aktionstags am Samstag bereichert wird.

Die Zeit drängt, gibt etwa Thomas Ponniah aus den USA zu bedenken: "Die Bewegungen für globale Gerechtigkeit haben nur wenige Alternativen tatsächlich umgesetzt." Mit dem horizontalen Ansatz der Foren, der viele machtpolitisch orientierte Aktivisten stört, ist João Pedro Stedile völlig einverstanden: Als "Jahrmarkt der Ideen" lobt sie der ideologische Kopf der brasilianischen Landlosenbewegung MST. Dort gelte es, den kleinsten gemeinsamen Nenner der Teilnehmer - ihre "Gegnerschaft zu Imperialismus, Krieg und Neoliberalismus" - zu festigen und als Ausgangspunkt für gemeinsame Aktionen gegen Konzerne oder das internationale Finanzkapital zu nutzen. Für den überzeugten Internationalisten war die jetzige Dezentralisierung überfällig: "Wir müssen sparsam mit unseren Ressourcen umgehen", meint er.

Frank Bracho aus Venezuela diagnostiziert eine gewisse "Erschöpfung durch Erfolg" - die Resonanz und das Ausmaß der Vernetzung habe man 2001 nicht vorhergesehen. Wie bei lebenden Organismen könne aber auch einmal für das Sozialforum die Zeit vorbei sein, meint der Intellektuelle. Besonders stört ihn, wie sich die rosaroten Regierungen Lateinamerikas mit der "Staatsgläubigkeit der alten Linken" einmischen.

Die "eurozentrischen Vorstellungen über Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip" müssten durch eine neue Konsenskultur nach dem Vorbild der lateinamerikanischen Indígenas abgelöst werden, wünscht sich der portugiesische Soziologe Boaventura de Sousa Santos. Das Problem dabei: "Der kulturelle Kampf reift viel langsamer als der politische."

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