■ Straßmanns kleine Warenkunde: Der Crèmearm
Ungern erinnern wir uns an Herrn Töpfer. Als Minister für die Umwelt meinte er seinerzeit hinausposaunen zu müssen, daß wir uns allerhöchstens einmal pro Woche duschen sollten, der Umwelt zuliebe. Wer solche Sätze in solch exponierter Position ausspricht, muß sich nicht wundern, daß die Menschen, sehen sie auch nur sein Konterfei, sich die Nasen zuhalten und lästerlich reden. Nährt es nicht den Politikerverdruß, wenn diese auch noch moralinsauer müffeln?
Ernst nehmen muß man indes das zutiefst dermatologische Argument, daß bei Überduschung die Epidermis Schaden nehmen möchte. Denn seifige Substanzen lockern ja nicht nur den bakteriologisch relevanten Schmutz. Nein! Es geht auch der dünne körpereigene Fettfilm der Haut in Lösung. Austrocknung und frühe Alterung sind die Folge.
Vernünftige Menschen und solche, die nach oftmals jahrelangen und enorm teuren Therapieübungen ein positives Verhältnis zu sich und ihrem Körper gefunden haben, greifen nach dem Duschen tunlichst zu fettigen oder sogar rückfettenden Salben, Ölen, Crèmes und Lotionen. Wer je das Glück hatte, einer schönen Frau, ggf. einem schönen Mann beim Einfetten und Einölen der vom Abrubbeln noch roten Arme und Beine, der dampfenden Brust-, Bauch- und Pohäute zusehen zu dürfen, weiß, daß es sich bei dieser Verrichtung nicht nur um schiere Notwendigkeit handelt. Nein! Wir dürfen hier einer kulturellen Handlung beiwohnen. Es gibt ganz exquisite und sogar ans Dekadente grenzende Selbstölungen und Selbstfettungen, und sie bedeuten für manchen die einzige Freude am Tag.
Nun soll hier keineswegs verschwiegen werden, daß ein Nachteil der Selbstölung und Selbstfettung – im Gegensatz zur Fremdölung und Fremdfettung – darin besteht, daß eine gewisse Körperzone regelmäßig nicht bestrichen werden. Die Rede ist vom eigenhändig nicht erreichbaren, etwa 16 qcm großen Problembereich zwischen den Schulterblättern.
Zu fordern wäre also eine Art Kunstarm, etwa 30 cm lang, an dessen Ende sich eine mit Öl oder Fett zu füllende Kunsthand befindet. Damit Öle und Lotionen bei der Arbeit nicht hinterrücks herabtropfen, müßten selbstklebende Schaumstoffpolster angebracht sein, die Substanzen festzuhalten. Sanftes Auf- und Abbewegen des - nennen wir ihn: – Crèmearms würden die Fett- bzw. Öllücke schließen helfen.
Und was soll ich sagen: Es gibt ihn, den Crèmearm! Bei „Die moderne Hausfrau“, Ausgabe 381, für 17,80 Mark, Ersatzpolster 4 Stück 8,95. Volles Rückgaberecht! Tel.: 07524/703307. BuS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen