: Straßenschlacht in Bukarest
Bukarest (taz/afp/adn) — Zu Straßenschlachten zwischen Teilnehmern einer Kundgebung der regierenden „Front der nationalen Rettung“ (FNR) und oppositionellen Gruppen kam es am Dienstag abend im Bukarester Zentrum. Eine ungenannte Zahl von Personen mußte mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Die Zusammenstöße ereigneten sich, als etwa tausend FNR-Anhänger nach Abschluß ihrer Kundgebung zum Regierungssitz und dann weiter in die Innenstadt zogen. Ihnen stellten sich starke Gruppen entgegen, die den Rücktritt Präsident Iliescus und der Regierung forderten. Die vornehmlich jungen Gegendemonstranten griffen mit Eisenstangen und Stöcken an und entrissen den Marschteilnehmern Transparente, die sie in Brand steckten.
Die Polizei, die anfangs die Demonstration gesichert hatte, trat nicht mehr in Erscheinung, als die Auseinandersetzungen zunahmen. FNR-Vizepräsident Claudio Iordache klagte später im Fernsehen oppositionelle Zeitungen an, zu Gewalttaten aufgerufen zu haben. Iordache rief zur Respektierung unterschiedlicher Ansichten auf, weil „das Diktat der Straße“ nur zur Vernichtung der Demokratie führen könne.
Während der Kundgebung forderte Ministerpräsident Roman, die „Führungsspitze der ehemaligen Partei, der Securitate und der Polizei für all das, was sie jahrelang im Dienste einer der schamlosesten Diktaturen verbrochen haben,“ zur Verantwortung zu ziehen. Iordache schlug vor, die Renten der ehemaligen Nomenklatura zu kürzen. Beide Redner verurteilten die neugegründete Kommunistische Partei, die unter dem Namen „Sozialistische Partei der Arbeit“ wieder aufgetaucht war. Unterdessen drohten die Gewerkschaft der Bergarbeiter aus Siebenbürgen (Jiu-Revier), Aktionen gegen die neue „neokommunistische Partei“ an, wenn das Parlament nicht Maßnahmen gegen die „Sozialistische Partei der Arbeit“ beschließe.
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