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Strahlende Fracht

■ Blockade vor dem AKW Brokdorf

Über zwei Stunden haben gestern rund 150 AtomkraftgegnerInnen den Abtransport von sechs bestrahlten Brennelementen aus dem AKW Brokdorf behindert. An der Transportroute vom AKW über Brokdorf nach Wilster hatten Greenpeaceler Hunderte von Holzkreuzen aufgestellt: „Den Opfern von Sellafield“, so die Aufschrift.

Trotz eisiger Kälte setzte die mit zwei Hundertschaften und Hubschraubern angerückte Polizei schließlich Wasserwerfer gegen die DemonstrantInnen ein und trieb diese von den Toren des AKWs einige Kilometer weit bis nach Brokdorf hinein. Erst dann war der Weg für den ersten Atomtransport frei. Im AKW Brunsbüttel wurde der rund 100 Tonnen schwere Spezialbehälter gestern mittag auf einen Schienenwaggon umgeladen. Vermutlich am späten Abend rollten die hochradioaktiven Brennstäbe dann auch durch Hamburg, entlang der S-Bahnstrecke Holstenstraße durch den Hauptbahnhof.

Karsten Hinrichsen, der vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig erfolglos gegen den Atomtransport geklagt hatte, kritisierte vor den Toren des AKW: „Der Transport ist völlig unnötig. Das Zwischenlager im AKW ist erst zur Hälfte gefüllt.“ Noch fünf Jahre lang könnten dort abgebrannte Brennelemente eingelagert werden.

In der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im britischen Sellafield soll das in den Brennstäben enthaltene Plutonium herausgetrennt und anschließend zu neuem Brennstoff verarbeitet werden. „Allerdings“, so Hinrichsen weiter“, ist die WAA in Sellafield bis heute nicht genehmigt.“ Roland Hipp von Greenpeace hofft, daß es dazu auch nicht kommt. Denn erst vor wenigen Wochen, so Hipp, habe die britische Strahlenschutzkommission einen Bericht vorgelegt, nachdem der Betrieb von Sellafield weltweit den Tod von 200 Menschen pro Jahr zur Folge hätte.

Die Betreiber des AKW Brokdorf, PreußenElektra und HEW wollen bis zum Mai nächsten Jahres noch mindestens sieben weitere solcher Atomtransporte, der nächste soll bereits am 6. Dezember stattfinden. Dirk Seifert

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