: Strafe für„Schlind“
Eigentlich standen beim gestrigen Training des FC St. Paulis die Laktatwerte der Spieler im Vordergrund. Ein Ärzteteam war da und prökelte den Fußballern immer wieder an den Ohrläppchen herum. Zwischenzeitlich drehten die Lizenzspieler ein paar Runden um den Sportplatz am Steinwiesenweg. Eigentlich eine uninterssante Trainingseinheit. Trotzdem zog es neben Pressevertretern noch andere Gäste nach Niendorf. Manager Jürgen Wähling beobachtete das Tun und sogar Heinz Weisener bemühte sich zum Trainingsplatz. Allerdings nicht um den Spielern beim Blutabnehmen präsidiale Nähe spüren zu lassen. Ein Vorfall, der sich bei der Abschlußübung des Trainingslagers in Spanien ereignete, führte den Präses hierher. Mannschaftskapitän Dieter Schlindwein hat nach einer Atacke den dunkelhäutigen Stürmer Leo Manzi eine „schwarze Sau“ genannt. Eine Äußerung, für die „Eisen-Dieter“ gleich mit einer Geldstrafe von Seppo Eichkorn bedacht worden ist und eine Entgleisung, die nach Ansicht des Fanzines „Unhaltbar“ für die sofortige Suspendierung des Manndeckers sorgen sollte.
Schlindwein beteuert, daß „es ihm so rausgerutscht sei und diese Bemerkung nicht rassistisch gemeint sein sollte.“ Seine Mannschaftskollegen glauben ihm, inklusive Manzi, und sprechen sich weiterhin für ihn als Kapitän aus. Vom Verein bekommt „Eisen-Dieter“, wie er bisher von den Fans gefeiert wurde, eine Abmahnung vom Verein bekommen und muß 5000 Mark Geldstrafe zahlen. „Schließlich lebt der Verein seit Jahren Ausländerfreundlichkeit vor“, begründet Weisener diese Maßnahmen. Obwohl von ergreifend einfachen Gemüt wird Schind nun auch begreifen, daß es gerade unbedachte Äußerungen sind, die Rassismus manifestieren. Für die Fans wird Gewißheit, das es sich bei den Kickern des FC St. Paulis doch nur um ganz normale Fußballer handelt – und nicht um den verlängerten Arm der Gegengerade.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen