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Strafantrag gegen Dasa

■ Mehr Proteste gegen Werksschließung / Mittwoch Betriebsversammlung

Der Betriebsrat der Deutschen Aerospace Airbus GmbH (Dasa) will Strafantrag gegen den Vorstand stellen. Das kündigte Betriebsratsmitglied Hans-Joachim Beckmann, Mitglied des von der Schließung bedrohten Werks in Lemwerder und Bürgermeister des Ortes, am Sonnabend auf dem Bremer SPD- Landesparteitag an. Bei seinem Vorgehen um die Schließungspläne habe der Vorstand das Betriebsverfassungsgesetz verletzt. Der Betriebsrat sei von dem Vorhaben überrascht worden.

Die Belegschaft des Dasa- Werkes in Lemwerder hat am Wochenende ihre Protestaktionen ausgeweitet. Grund dafür war die Nachricht der Geschäftsleitung, daß ein für Lemwerder bestimmter Großauftrag zur Umrüstung von 13 Airbus-Maschinen definitiv an andere Werke des Konzerns vergeben werden sollte. Die Demonstranten hatten nach Blockaden der Weserfähren und der Autobahn A 28 bei Oldenburg am Samstag auf einem Protestmarsch zum Parteitag der Bremer SPD um Unterstützung für ihre Situation geworben.

Ebenfalls am Samstag warfen Dasa-Mitarbeiter aus einem Sportflugzeug Tausende von Flugblättern über dem Bremer Freimarkt ab. Die Flugblätter wurden durch den starken Wind in weitem Umkreis der Bremer City verteilt. „Leider ist von so einer unmenschlichen Entscheidung in unserem System niemand gewappnet — heute wir, morgen ihr!“, stand auf den Zetteln. Rund 25 Mitarbeiter des Werkes bewachten auch gestern weiter die Werkstore. Mit der Maßnahme soll nach Angaben eines Betriebsratssprechers verhindert werden, daß Maschinen in andere Dasa-Werke abgezogen werden.

Ein ursprünglich für Samstag geplantes Gespräch zwischen Dasa-Vorstandsmitglied Hartmut Mehdorn und dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Peter Fischer (SPD) kam nicht zustande. Eine Begründung für die Absage habe Mehdorn nicht mitgeteilt, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Hannover. An dem Gespräch sollte auch Niedersachsens Ministerpräsident Schröder teilnehmen. Aus München war zu hören, Dasa-Vorstandschef Jürgen E. Schrempp habe die Entscheidung für die Absage mit beeinflußt. Gerhard Schröder hat sich jetzt zu einer Betriebsversammlung am kommenden Mittwoch in Lemwerder angemeldet (vgl. auch S. 4). taz/dpa

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