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StolpersiegSchlimmes Spiel in der Arena

Nur mit Mühe gewinnt der HSV zu Hause 2:1 gegen einen 1. FC Kaiserslautern, der seine Sache gut macht. Immerhin: Gelang ihr zuletzt auch wenig - Spiele drehen, das kann die Mannschaft von Trainer Armin Veh.

Die Sohle hingehalten: Eric Maxim Choupo-Moting freut sich über sein Tor zum 2:1 für den HSV. Bild: dpa

Die Frau im Aufzug ist blond und trägt ein Fan-Outfit. Beim Aussteigen sagt sie: "Das wird wieder was werden", und seufzt. Die Stimmung beim Hamburger SV ist schlecht vor dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern - nach vier Spielen ohne Sieg. Später wird sie es immer noch sein, dem Sieg zum Trotz.

Das Spiel des HSV humpelt, es stolpert und bleibt auch gegen Kaiserslautern wieder hängen. Trainer Armin Veh, er hat inzwischen sieben Verletzte in der Mannschaft, davon fünf Stammspieler, ändert das System und versucht es statt mit einem mit zwei Stürmern: Maxim Choupo-Moting und Ruud van Nistelrooy. Zé Roberto spielt lustlos linker Verteidiger, weil Marcell Jansen und Dennis Aogo nicht können. Auf rechts verteidigt Tomás Rincón, weil Guy Demel sich den Magen verdorben hat. Und Zé Robertos Position im Mittelfeld füllt Robert Tesche nicht aus.

"Im Moment ist es ja so", sagt HSV-Sportdirektor Bastian Reinhardt, "dass der Gegner mit der ersten Chance ein Tor macht." Stimmt: Innenverteidiger Heiko Westermann foult den starken Ivo Ilicevic, Srdan Lakicschießt per Freistoß die Führung (3. Minute). "Hast du einen Gegner, der in Führung geht und dann hinten gut steht", sagt HSV-Trainer Veh, "dann hast du es schwer."

Nach einer Viertelstunde rufen ein paar Tausend: "Aufwachen! Aufwachen!" Und nach 35 Minuten geht es los mit dem: "Wir wolln euch kämpfen sehn!" Das sind schon ein paar Tausend mehr. Noch mal zehn Minuten später pfeifen die meisten der 57.000 Zuschauer in der Arena, die gerade erst einen neuen Namen bekommen hat, der Mannschaft nach, als sie zur Halbzeit in die Kabine geht.

Wie gesagt: Schlimmes Spiel. Fehlpässe, falsche Entscheidungen, technische Fehler, zu langsam, kein System. Der HSV, dessen Schlüsselpositionen zurzeit mit Über-35-Jährigen besetzt sind, zeigt Runzeln, Falten und Altersflecken. In der einen oder anderen Szene schlägt Veh die Hände vor das Gesicht und zieht sie erst ganz langsam wieder weg. Wie es andere im Kino machen, bei den ganz grausigen Szenen.

Die Gäste aus Kaiserslautern machen ihre Sache gut: Viel laufen, Zweikämpfe gewinnen, zwei Mal Treffer - gegen das Aluminium. Deshalb erkennt FC-Trainer Marco Kurz: "Wir brauchen mehr Effektivität." Sein Gegenüber Veh gibt zu, "dass das Spiel auch anders hätte ausgehen können". Immerhin: Ist es nicht.

Als David Jarolím raus muss, mit einer Muskelverletzung im rechten Beinbeuger (38.), kommt Gojko Kacar, für 5,5 Millionen Euro von Hertha verpflichtet. "Ohne Warmmachen auf den Platz", sagt Kacar leise nach dem Spiel, "die ersten zehn Minuten waren nicht gut. Gut, dass dann die Halbzeit kam."

In der zweiten Halbzeit werden die beim HSV, die in der ersten halbwegs gut waren - Jonathan Pitroipa und van Nistelrooy - besser. Die, die schlecht waren, kämpfen wenigstens. Das reicht: Zé Roberto taucht im Mittelfeld und auf dem Flügel auf, auch in der 69. Minute, als er den Ball kurz vor Überschreiten der Seitenlinie im Fallen nach innen flankt und Kacar köpft - Ausgleich für die Gastgeber. "Wir haben nicht aufgegeben", sagt Veh danach. Wenn seine Jungens auch sonst nicht viel hinbekommen in dieser Saison: Spiele drehen, das können sie.

Kaiserslauterns Keeper Tobias Sippel hält einen Kopfball von Kacar, sein HSV-Pendant Frank Rost bringt an einen Ilicevic-Schuss die Finger. Lautern kontert, der HSV drückt. Ein weiter Ball von Westermann, der humpelnde Pitroipa sprintet, da kommt keiner mit, er flankt nach innen, da steht Choupo-Moting und hält die Sohle hin (84.) - 2:1 für den HSV, der Endstand.

Irgendwie gilt das, was Kacar über sich sagt, auch für den Rest: "Ich habe eine schwere Zeit hinter mir." Und: "Das war ein wichtiges Tor für mich." Und: "Nun kann ich zeigen, was ich kann."

Kann sein, dass dieses Spiel die Bremse beim HSV gelöst hat. Muss aber nicht. Auf dem Weg zu ihren Autos schimpfen die Zuschauer. Kann sein, dass es am Norden liegt, am Wetter, am Herbst. Muss aber nicht. Kann auch sein, es liegt am HSV.

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2 Kommentare

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  • U
    Urgestein

    Wenn man einen Gegner mit 2:1 niederringt, der "seine Sache gut gemacht" hat - hat man dann dieselbe Sache nicht noch ein "bisschen besser" gemacht?

     

    Klar, gehen Ilicevics Heber und Amedicks Kopfball rein, hätte der HSV sich wahrscheinlich schon vor der Pause mit der Niederlage abfinden müssen. Andererseits hatte aber auch der Gastgeber zwei Aluminiumtreffer, statt 0:3 hätte es zur Pause auch 1:1 oder 2:2 stehen können. Die Pfälzer sahen nur deshalb so lange so gut aus, weil sie mit der Führung im Rücken nicht das Spiel machen mussten, den Gegner kommen lassen konnten. Und weil den Hamburgern nach vier sieglosen Spielen gegen Gegner, die - mit Ausnahme des "Kuschelderbys" gegen St. Pauli - über weite Strecken klar dominiert wurden, das Selbstvertrauen fehlte, insbesondere in der Defensive.

     

    Beeindruckend war dann aber doch die Kampfmoral, die der HSV in der zweiten Halbzeit entwickelte. Der Siegeswille setzte sich über allen Zweifel, alle technischen, taktischen und spielerischen Mängel hinweg. Der Gast erlag am Ende seiner eigenen Taktik, das Spiel zu verschleppen und das knappe 1:0 irgendwie über die Zeit bringen zu wollen.

     

    Zwar ist das Murren der Zuschauer als Ausdruck zwischen eigenem Anspruch und derzeitiger Wirklichkeit im Spiel der Hamburger verständlich, jedoch ist weiteres defätistisches Störfeuer von aussen zur Zeit genau das falsche Mittel um das Team zu stabilisieren.

  • M
    Mats

    Treffender Kommentar, jedoch ein keiner Fehler im drittletzten Absatz:

     

    "...Ein weiter Ball von Westermann, der humpelnde Pitroipa sprintet, da kommt keiner mit, ..."

     

    Der weite Ball kam von Kacar.