: Stolpe im Stasi-Visier
■ Stasi bespitzelte Stolpe mehr als 30 Jahre lang
Berlin (dpa/taz) — Die Stasi hat Manfred Stolpe mehr als 30 Jahre lang im Visier gehabt. Angefangen hätten die Beobachtungen Ende der 50er Jahre mit einem operativen Kontrollvorgang „gegenüber Kommilitonen“ aus seiner Studentengruppe in Jena, sagte der brandenburgische SPD-Ministerpräsident nach einem ersten Studium seiner Stasi-Akten am Freitag in der Berliner Gauck-Behörde. Stolpe fand seine bisherigen Angaben über Kontakte zur Staatssicherheit bestätigt: „Insgesamt habe ich alles so vorgefunden, wie ich es schon immer gesagt habe“, sagte er. Seit der ersten Erfassung seines Namens bei der Stasi sei „mit großem Fleiß“ alles zusammengetragen worden. „Von Telefongesprächen meiner Tochter bis zu detaillierten Einzelheiten sowie Besuchen von Diepgen, Genscher und von Weizsäcker wurde von der Staatssicherheit alles registriert.“ Zuvor war Stolpe mit dem Leiter der Bundesbehörde für die Verwaltung der Stasi-Unterlagen, Gauck, zusammengetroffen. Gegenstand des Gespräches, über das weder Stolpe noch Gauck nähere Angaben machten, waren offenbar die früheren Kontakte Stolpes zur Staatssicherheit. Gauck hatte in der vergangenen Woche erklärt, einige Argumente Stolpes würden sich ähnlich anhören, wie die Rechtfertigungsversuche früherer IMs.
Unterdessen hat die FDP-Führung erneut eine Vertrauenserklärung für Stolpe abgegeben. FDP- Chef Lambsdorff sagte in Bonn, es sei „unglaublich“ und eine „verlogene Debatte“, wenn sich Stolpe einem Untersuchungsausschuß stellen müsse, während ein Mann wie der ehemalige Dresdner SED-Bezirkschef Hans Modrow „unbehelligt im Bundestag“ sitze.
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