piwik no script img

Stoiber schreibt an MuschiBMW ginge immer

Edmund Stoiber schreibt an seine Frau Karin, genannt Muschi. Diesmal: Eine neue Aufgabe muss her. Dringend!

"Der Bush hat gemeint, er hätte da was für mich in Sachen Texas-Oil..." Bild: dpa

Verehrte Muschi!

Ich schreibe Dir diesen Brief, weil es mir in den letzten Tagen nicht möglich war, mit Dir in persönlichen Kontakt zu treten, denn wenn ich ins Bett komme, schläfst Du ja immer schon und Du schnarchst übrigens.

Wie Du ja weißt, sind wir gemeinsam in Moskau gewesen, und ich sage es Dir noch mal, weil es nicht so ist, dass ich Dich nie mitnehme. Dass ich praktisch jeden mitnehme, kannst Du schon daran sehen, dass ich sogar den Huber mitgenommen habe, damit er auch einmal was sieht von der Welt, und dass er sich schon einmal vorbereiten kann auf eine Aufgabe, der er sowieso niemals gewachsen sein wird, und dass er einmal sieht, wie es einer macht, der es kann und den die mächtigsten Männer der Welt um Rat fragen. Der Putin ist übrigens gar nicht so dumm und der kann noch einiges erreichen.

Es ist jetzt aber so: Wie Du dann schon im Bett gewesen bist, da habe ich mich hinreißen lassen von der Pressebagage und es ärgert mich. Jedenfalls wollten sie schon wieder wissen, warum ich aufhöre. Da hab ich denen gesagt, dass das noch längst nicht meine letzte Auslandsreise sein wird, weil man ja auch ins Ausland reisen kann, wenn man nicht mehr Ministerpräsident ist. Und dass ich denen immer wieder begegnen werde.

Nicht dass ich es mir wünschen würde, diesem Geschmeiß zu begegnen, aber ich kann denen ja dann kaum zufällig im nächsten Urlaub begegnen, und dann zerreißen sie sich das Maul, dass ich nichts mehr bin. Nein, es muss jetzt ein Amt her, damit es weitergehen kann. Und darum wollte ich Dich fragen, ob vielleicht daheim wer angerufen hat, als ich nicht da war? Weil in der Staatskanzlei hat niemand angerufen. Der Putin hat zwar gesagt, er meldet sich demnächst, aber zu dem will ich nicht, da sitzt ja schon der Schröder drin. Der Bush hat gemeint, er hätte da was für mich in Sachen Texas-Oil, aber angerufen hat er auch noch nicht oder ich war grad nicht da. Die Nahost-Sache macht ja jetzt der Blair, aber ich hätte das sowieso nicht gemacht, weil das kann ja nur schiefgehen. Klar, BMW ginge zwar immer, aber das macht ja nix her, und die haben auch nicht angerufen.

Deshalb wollte ich Dich bitten, wenn alle Stricke reißen, weil Du bist doch bekannt mit den Leuten, die die Städtepartnerschaft Wolfratshausen-Iruma betreuen, und als Sonderbotschafter könnte ich in Japan dafür einiges ausrichten, also nur, wenn sich sonst nichts ergibt. Ich verlasse mich also auf Dich und dass wenigstens die bald anrufen.

Herzlichst,

Dein Edmund Stoiber

Ministerpräsident

KUZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!