Stoiber greift Pauli an: "Abstruse Hippie-Meinung"
CSU-Chef Stoiber wirft Pauli vor, sich "nicht mehr unter Kontrolle" zu haben. Sie werde sicher "aus dem Vorstand hochkant rausfliegen". Pauli erzählt, ein Kabarettist habe sie zur Ehe auf Zeit inspiriert.
MÜNCHEN ap/taz Der scheidende Ministerpräsident und Parteichef Edmund Stoiber nannte Gabriele Paulis Vorstellungen im Deutschlandradio Kultur "eine abstruse Hippie-Meinung von irgendeiner Persönlichkeit, die sich wohl nicht mehr unter Kontrolle hat". Pauli werde auf dem CSU-Parteitag bei der Vorsitzenden-Wahl "so wenig Stimmen bekommen, wie noch nie ein Kandidat für ein Parteiamt", prophezeite er. Auch habe Pauli alle Chancen verspielt, wieder in den Parteivorstand gewählt zu werden, dem die Landrätin seit 18 Jahren angehört. Pauli werde "absolut hochkant aus dem Vorstand rausfliegen, gar keine Frage", sagte Stoiber.
Die CSU-Landrätin Gabriele Pauli bestätigte derweil, ein Kaberettist habe sie auf die Idee gebracht, eine Ehe auf Zeit vorzuschlagen. Der fränkische Kabarettist Frank-Markus Barwasser, bekannt unter dem Künstlernamen Erwin Pelzig, hatte zuvor Anspruch auf Urheberschaft erhoben. "Frau Pauli hat bei mir geklaut", sagte er der Münchner Abendzeitung. Er habe so ein Ehemodell bereits 2004 in seinem Programm vorgestellt.
Pauli erzählte im ARD-Morgenmagazin, dass ihr Vorschlag, Ehen zunächst auf sieben Jahre zu befristen, tatsächlich auf einen Radio-Sketch des Kabarettisten zurückgeht: "Das ist seine Idee gewesen", sagte die CSU-Politikerin. Sie schätze Pelzigs fortschrittliche Gedanken auf dessen bayerische Art. Der Kabarettist erklärte, er sei von Paulis Vorgehen begeistert: "Eine Politikerin lässt sich von einem Kabarettisten inspirieren", sagte Barwasser. Normalerweise laufe es umgekehrt.
Das kann freilich die bayerischen Granden nicht beruhigen. Auch der designierte neue bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein sagte der Passauer Neuen Presse: "Wenn es als kabarettistische Einlage gedacht war, dann war es eine peinliche Niveaulosigkeit." Sollte Pauli es ernst meinen, richte sie sich vollkommen gegen Grundüberzeugungen der CSU.
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