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StörzeileEinfach strukturiert

■ Warum ein Fragebogen für die Schulbehörde die Senatorin verstimmt

Der Fragebogen war einfach strukturiert: Erst ein paar Rechenübungen (meist Textaufgaben, in denen es galt, die Ergebnisse nicht in den negativen Bereich abrutschen zu lassen), dann ein bißchen Schulenglisch und schließlich die „Fragen zur Verwaltungsausgangslage“.

„Erinnern Sie sich“, stand da. „Hat Ihre Senatorin sich in der vergangenen Legislaturperiode genug Zeit für sie genommen? Waren Verwaltungsrichtlinien verständlich formuliert?“ oder „Hätten Sie mit mehr Disziplin in der Behörde besser gearbeitet?“

Die Probanden, 13.500 SachbearbeiterInnen der unteren Besoldungsstufe, gaben sich Mühe. Die Finanzabteilung führte Überstunden auf, die sie für die Erstellung des Haushaltsplans machen mußte; eine Arbeitsgruppe fand, daß ihre Vorschläge in diesem oder jenem Papier zu kurz gekommen wären. Es wurde gekrittelt und gelobt; eine Antwort-Skala von „Ja“ bis „weiß' 'nich“ ließ keine Unsicherheiten entstehen.

Schließlich wollte das Volk wissen, wie gut seine Schulbehörde arbeitet. Das Ergebnis, fand man, sei ja auch für die leitende Senatorin interessant. Die kam sich inzwischen vor wie ein ungezogenes Kind, das von seinen Eltern beim Nikolaus verpetzt wurde. Die Sachbearbeiterin unten im dritten Stock sei doch gar nicht kompetent in Sachen Behördenleitung, schimpfte sie, und daß sie das Recht habe, zu erfahren, welche Kreuzchentests kursierten.

Aber, aber, hielt das Volk dagegen, die Bögen seien doch anonym. Nur um ein Gesamtbild ginge es – da müsse fragen doch erlaubt sein. Judith Weber

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