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Stöhnen am Straßenrand

Sibirischer Ort des Schreckens am Niederrhein

Es ist uns sehr, sehr peinlich, aber uns alten Niederrheinern ist kürzlich etwas äußerst Unangenehmes passiert. Waren wir doch vor gut einer Woche zum ersten Mal seit Ausbruch der Coronapandemie auf Heimaturlaub und sind aus hier nicht näher erklärbaren Gründen vom Weg abgekommen. Statt auf der gewohnten linken landeten wir auf der rechten Seite von Gevatter Rhein – oder wie wir es nennen: Sibirien. Wir verirrten uns in einen Vorort von Voerde, die Sub­urb Spellen. Und dort fiel in einer rasanten Kurve etwas aus unserem Wagen, dass dpa später in einer Meldung als „verpackte Frauenleiche am Straßenrand“ bezeichnen sollte. Entsetzte Anrufer hatten der Polizei gemeldet: „Durch die Folie schimmern Gebeine.“ Mehrere Streifenwagen eilten zum Ort des Schreckens. Doch die Leiche erwies sich bei näherem Hinsehen als fünfzig Kilogramm schwere Sexpuppe aus Latex. „Sie begann schon beim Auspacken zu stöhnen.“ Die Polizisten stellten die 800 Euro teure Fundsache sicher. Bislang habe sich niemand gemeldet, aber wer seine „Herzensdame“ vermisse, könne sie auf der Polizeiwache in Dinslaken abholen, hieß es. Nun ja, die Angelegenheit ist uns, wie gesagt, sehr, sehr peinlich, aber wir hätten unsere geliebte Freundin vom Niederrhein doch gern zurück.

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