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Stille Tage in SoHo

Barbara Probst, 1964 in München geboren, wo sie an der Akademie der Künste studierte, um dann an der Kunstakademie Düsseldorf ihren Abschluss zu machen, ist für ihre Modefotografie bekannt. Aber auch ganz generell für ihr fotografisches Werk, das Nudes beinhaltet, Stillleben und Streets. Die Bilder aber, die derzeit noch in der Ausstellung der Kunsthalle Nürnberg, aber auch bei Kuckei + Kuckei, ihren Berliner Galeristen, zu sehen sind und die wie die ideale zeitgenössische Modefotografie schlechthin ausschauen – sie sind es gar nicht.

Diese Bilder sollte man wohl eher als eine Art Tagebuch betrachten. Es handelt von den stillen Tagen in SoHo – wie das Viertel in Manhattan genannt wird, das sich South of Houston Street erstreckt –, als wegen der Coronapandemie kein Mensch mehr auf der Straße war, als die Lastwagen und Autos fehlten, mit ihrem Hupen und dem Quietschen der Bremsen, als der Lärm der Pressluftbohrer verstummte und die Flugzeuge vom Himmel verschwanden.

Barbara Probst wohnt Downtown. Und sie hat sich in diesen stillen Tagen in SoHo einfach auf die Straßen gestellt und sich dabei fotografiert, und zwar simultan aus verschiedenen Kameraposi­tionen. Die Auslöser ihrer Fotoapparate hatte sie über Funk synchronisiert. So sieht man sie im dunkelblauen Trenchcoat von Nahem, aber auch aus der Vogelperspektive und in der Totalen am Broadway Ecke Broome Street stehen.

Und denkt man zuerst – aufgrund der artifiziellen Situation, die unserer Wahrnehmung vollkommen widerspricht, die uns nur einen Standpunkt aufs Mal zugänglich macht –, das sei die ultimative Modefotografie für ein minimalistisches Business-Outfit, fällt einem später auf, dass die Bilder vor allem von der Stadt handeln. Von ihren Gebäuden und Straßen, den Kreuzungen und Plätzen, die sich ausbilden. SoHo ist ein Touristen-Hotspot mit schicken, teuren Läden, sei’s, dass sie Designerklamotten verkaufen, sei’s, dass sie Delikatessen anbieten oder Kunst und Antiquitäten. Jetzt, mit runtergelassenen Rollläden, sieht man plötzlich die sandsteinfarbenen Mauern, den roten Ziegelstein und die schwarz lackierten alten Holztüren, die dem Viertel eine feine, leise Schönheit geben, die sonst im Alltag untergeht.

Wie Barbara Probst diese urbane Architektur in Schwarz-Weiß-Aufnahmen, gemischt mit Farbfotografien aufgrund der Pandemie nun ganz rein ins Bild setzen kann, überrascht deren Charme und Eleganz des Einfachen, des gut gemachten Handwerks und der funktionalen Sorgfalt.

Brigitte Werneburg

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