: Stille Post
Feierliche Stille zwischen den Südseehütten, gähnende Leere im vornehmen Foyer – so kennen wir unser Überseemuseum. Was aber war das am vergangenen Sonntag? Menschenschlangen vor den Kassen schon am Mittag, fröhliches Gelärme im Foyer, Geqengel vor der neuen Milchbar – war eine Sensation zu sehen? Inkaschätze, Zarengold, Dinoknochen? Nichts dergleichen. Ins Haus am Bahnhofsplatz ist einfach der ganz normale Museumsrummel zurückgekehrt. Und damit das Leben, das dem leicht angestaubten Kolonialwarenladen erst seine Existenzgrundlage verleiht. Woher aber die neue Popularität? Zieht das magische Datum, der 100. Museumsgeburtstag, die Massen an? Ist es die Freude über die prachtvolle Präsentation der Bremer Kaffeekultur, wie sie in der neuen Dauerausstellung gefeiert wird? Ist es die quirlige Küche des neuen „Übersee“-Lokals? Fragen über Fragen; verläßlich ist nur, daß der venezianische Miniatur-Gondoliere, auf dem Fernseher im neuen Bremer Fifties-Zimmer drapiert, schon jetzt zu den ganz großen Schmuckstücken des Hauses zählt.
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Zwischen Eiskonfekt und Jeans hat die Kinowerbung die Gerechtigkeit für den kleinen Mann geschaltet: in Gestalt des sadistischen Personalchefs und des chronisch betrogenen Malochers, dem jetzt die Kündigung präsentiert wird. Im aufs muffigste ausgestatteten Personalbüro droht der Malocher mit Betriebsrat, Gewerkschaft, Arbeitsgericht – und erntet bloß höhnisches Lachen. Kurz vor der Verzweiflung fällt sie ihm dann doch ein, die schärfste Drohung, die letzte gnadenbringende Instanz: „Ich geh' zur Bild-Zeitung.“ Und schon wird aus dem Sadisten ein unwürdiger Speichellecker. Probieren Sie's mal in Ihrer Firma aus! Bild-Leser-Telefon 0421/ 1 45 68 taz
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