■ Stille Post: Geflüstertes aus Kultur & Gesellschaft
Tim Fischer, ein schmales Hemd im schwarzen Anzug, konnte begeistern beim Fass-binder Benefiz-Konzert am vergangenen Samstag. Wie er da Fassbinders süß-saure Texte im Munde führte und mit dem Pianisten und seiner markanten Stimme zu einem volltönenden Ganzen verwandelte – ein würdiger Auftakt für einen solchen Anlaß. Danach baute der Abend leider etwas ab. Rosel Zechs etwas blutarmer Vortrag einiger Fassbinder-Texte konnte da ebensowenig darüber hinwegtrösten wie der um so launigere der Brothers Urb. Das estnische Klampfenduo mit Wohnsitz New York amüsierte mit allerhand Anekdoten aus der philosophischen Kleingeldkasse. Nett und freundlich sangen sie von Nachtigallen und indianischen Ureinwohnern – easy listening. Bloß: Was hatte das überhaupt mit Fassbinder zu tun? Und so ganz wußte Juliane Lorenz, Leiterin der Fassbinder Foundation, auch nicht, warum sie die netten Brüder Urb eingeladen hatte ... Erst später am Abend, zur „Sehnsucht der Veronika Voss“, war man wieder bei RWF. Da hatte sich die Schauburg leider schon ziemlich geleert.
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Körperverletzung einmal anders: Am Bahnhof steh'n die Taxen, deren Kutscher sich im Biergarten des Intercity-Restaurants einen Tisch reserviert haben: „Nur für Taxifahrer“. Hätten die auch alle übrigen Sitzplätze okkupiert, wäre es nicht zum Schaden gewesen. Haben sie aber nicht, so daß die Lärm-Falle zuschnappt im Biergarten. Angedickte, kleistrige Radiosoße wabert aus den Boxen, so geschickt eingestellt, daß es keinen Winkel gibt zum Entkommen. Kann man das leiser machen? Auf Nachfrage verschwindet die gemutmaßt wolgadeutsche Bedienung nach innen. Warten. Nichts tut sich. Dann erscheint sie wieder, schaut aus ein paar Tischen Entfernung herüber. Eine kleine feine Handbewegung drückt die Vergeblichkeit ihrer Bemühungen aus, bei einem gemutmaßt grobklötzigen Geschäftsführer darauf hinzuweisen, daß der Kunde doch eigentlich König ist. Ob dieser Geste sind wir wieder versöhnt. taz
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