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Stille Post Geflüstertes aus Kultur & Gesellschaft

Es war an einem jener regnerischen Freimarkt-Abende, an dem man keinen Hund auf die Straße schicken würde. Aber amüsiert will sich natürlich trotzdem werden. Und statt sich in der Achterbahn naßregnen zu lassen oder im Vertikal-Karussell „Top of the World“ Bremens Lichtermeer (von oben herrschte ziemliche Ebbe) zu bewundern, könnte man ja eines der gediegen ausgerüsteten Bierzelte besuchen. Zum Beispiel die „Hansekogge“. Doch so frei ist der Freimarkt nicht, wenn es Nacht wird auf der Bürgerweide. Die Biere sollten, geht es nach der sicherlich während der Schicht arg gebeutelten Servierkraft, so schnell ausgetrunken werden wie sie serviert wurden. Schon rückte die sanktionsbewehrte, gesetzesstrenge Sperrstunde bedrohlich näher. Neben uns machten die Barhocker schon auf dem Tresen Heia, da bot die Bedienung die ganze Macht Justitias auf, um uns Randalierer aus der „Hansekogge“ zu werfen: „Auch der Gast macht sich strafbar!“ Derart vorbestraft, trieb es uns in den Regen.

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Das Tanztheater von Alvin Ailey ist weltberühmt. So weltberühmt, daß die Karten für das Bremer Tanzherbst-Gastspiel am Wochenende heiß begehrt waren und nicht wenige Menschen vergeblich um Einlaß nachsuchen mußten. Allein gegenüber einer stadtbekannten, Agentur, die mit „A“ anfängt und mit „Eiken“ aufhört, war der Ailey-Sponsor Jacobs großzügig. Dreizehn Karten gab's „for free“. Per Post wurden die Tickets verschickt und gleich drauf unter die Leute gebracht, bis das Telefon klingelte: Neue Begehr sei aufgetreten, hieß es, und man brauche unbedingt vier Karten zurück. Ausgerechnet der Tanzherbst-Sprecher Hans Diers mußte dran glauben und sein Ticket zurückgeben, teilten gut unterrichtete Leute mit. Diers soll auf anderen verschlungenen Wegen an eine Karte gekommen sein. Wie das ging, wissen wir nicht. Dafür wissen wir, warum doch so viele Plätze in den ersten Reihen leer blieben: Viele der „Vips“ gingen lieber zu einem Betriebsfest als zu den Aileys, den weltberühmten.

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