piwik no script img

■ StilfragenTeiser will Rambo heißen

„Scheinheiligkeit“ und „Krokodilstränen“ sah CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Eckhoff gestern bei den Grünen. Die wollten in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaftssitzung über den Abgang des Innen-, Sport- und Kultursenators Bernt Schulte (CDU) reden. Der Rücktritt war „überfällig“, aber „der Stil war übel“, so die Grüne Karoline Linnert und meinte die CDU-Strategie, Schulte „als zwar kultivierten, aber führungsschwachen Schöngeist“ peu à peu zu demontieren. Führungsschwäche, befand Linnert, zeige vor allem Schultes Partei. Und die Große Koalition sowieso. Die agiere nur nach dem Rezept: „Piesackst du meinen Senator, piesacke ich deinen Senator.“

Was die Opposition denn nun wolle, fragte Eckhoff, einerseits Schultes Rücktritt beklagen, andererseits aber Kapital daraus schlagen? Sprach's und fand nur die besten Worte für seinen Innensenator. So sehr lobte Eckhoff – bekanntlich nicht Schultes größter Fan – den künftigen Ex-Senator, dass SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen „etwas ratlos“ war, warum Schulte nun überhaupt zurücktritt. „Aber ich will das jetzt nicht vertiefen“, sagte Böhrnsen und vertiefte lieber seine Freude darüber, dass Kuno Böse und nicht Michael Teiser (CDU) Schulte nachfolgt. Teiser habe doch „sehr eigenartige Vorstellungen von Innenpolitik“, die Böhrnsen in „gewisse Sorge“ versetzt hatten.

Darauf musste Teiser natürlich reagieren – mit Bescheidenheit: Wahrscheinlich habe ihn die SPD-Mitteilung, für das Amt des Innen- und Kultursenators sei eine „herausragende Persönlichkeit“ vonnöten, zurückstecken lassen. Da könne seine Partei mit der SPD nicht mithalten: „Was Sie nach 40 Jahren vorgelegt haben, was dieses Land zum Zusammenbruch geführt hat, das entbehrt wahrlich nicht einer gewissen Größe.“ Und dass SPD-Mann Hermann Kleen ihn als „Polit-Rambo“ bezeichnet hatte, auch das wolle er annehmen, denn schließlich sei Rambo nicht der Schlechteste: „Der kämpft immer für das Gute und am Schluss gewinnt er auch noch.“ sgi

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen