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Stiftung in HamburgGanz neutral für die AfD

Eine gemeinnützige Stiftung macht Veranstaltungen mit AfDlern, will aber angeblich nur über Inhalte diskutieren. Nun prüft die Stiftungsaufsicht.

Einer der nächsten Referenten der Dr.-Anton-Stiftung: Dirk Nockemann (früher Schill, jetzt AfD) Foto: dpa

Hamburg taz | Waldemar-Fred Anton ist als Stifter an der Elbe äußert agil. Für seine gemeinnützige „Gisela und Dr. Fred Anton Stiftung“ finden sich gleich zwei Namen im Internet: „Stiftung Alkoholprävention“ und „Dr. Anton Stiftung für politische Bildung“. Für letztere wird auf der Website versichert: „Die Stiftung ist überparteilich und um Neutralität bemüht.“ In den kommenden Monaten organisiert sie gleich mehrere Veranstaltungen. Die Referenten: ausschließlich von der AfD. Nun hat die Stiftungsaufsicht eine Überprüfung eingeleitet. Das hat der Senat der Linksfraktion geantwortet.

In einer kleinen Anfrage hatte die Linksfraktion nach der Neutralität der Stiftung gefragt und wollte auch wissen, unter welchem Label eine mögliche Spende verwendet werde: Ob Geld für die „Stiftung Alkoholprävention“ womöglich auch in die Arbeit der „Dr. Anton Stiftung für politische Bildung“ fließe und damit das Auftreten von AfD-Politikern gefördert wird.

Die zwei Namen der Stiftung sollten „die unterschiedlichen Gewichtungen der Arbeit betonen“, sagte Anton der taz. „Das ist wie bei Mercedes, da haben sie unter dem Label auch verschiedene Typen.“

Verschiedene Typen bietet Anton, aber alle mit gleicher politischer Färbung: Am Dienstagabend spricht der AfD-Fraktionsvorsitzende Jörn Kruse bei der Stiftung zum Thema öffentlich-rechtliche Medien ab 18.30 Uhr im Hamburg Haus in Eimsbüttel. Dort, am Doormansweg, darf Kruse am 2. März erneut referieren, diesmal über „Demokratieformen“. Am 19. April dann hält AfD-Fraktionsvize Dirk Nockemann einen Vortrag zum Thema innere Sicherheit. Am 11. Mai kommt dann der AfD-Politiker Thorsten Janzen.

Stifter selbst AfD-Mitglied

All diese Termine finden sich auf der Stiftungswebsite, allerdings ohne Angabe der Parteizugehörigkeit. Eine Nachlässigkeit, eine Strategie? Anton erklärt, nichts verheimlichen zu wollen. Die Veranstaltungsreihe liefe unter den Titel „AfD im Kreuzverhör“, erklärt er und sagt von sich: „Ich bin selbst Mitglied der AfD.“

Zu den Veranstaltungen habe er auch Politiker anderer Parteien eingeladen, von CDU und SPD, sagt Anton. Zu der Veranstaltung über öffentlich-rechtlichen Medien auch den NDR. Der habe sich aber nicht gemeldet.

„Wir möchten mit der Reihe eine sachlich-inhaltliche Auseinandersetzung mit den Positionen der AfD ermöglichen“, sagt Anton. Über die Partei würde viel gestritten, sich aber nicht inhaltlich genau auseinandergesetzt. Trotz AfD-Mitgliedschaft würde er bei den Veranstaltungen als Moderator auftreten, die Rollen aber trennen, auch weil er sich „kontroverse Debatten“ wünsche. Kritiker seien bei der Reihe „mehr als erwünscht“, hebt Anton hervor.

Beruflich führt Anton das Unternehmen „Dr. Anton Training & Beratung“, mit Angeboten speziell für Führungskräfte, Verkäufer sowie für allen Mitarbeiter mit Kundenkontakt. Unter „Referenzen“ führt die Website unter anderem Bosch, Coop, Hapag Lloyd, HEW, den Otto-Versand und die Volksführsorge als Kunden auf.

Gegen Alkoholgenuss

Antons Stiftungen besteht seit drei Jahren. Die „Dr. Anton Stiftung für politische Bildung“ gibt an, sich mit „öffentlichen Veranstaltungen“ zu engagieren. Die „Stiftung Alkoholprävention“ will unter anderem über die „Kultur des Nervengifts Alkohol“ und seine gesundheitlichen Folgen und sozialen Schäden informieren. Eine der Forderungen: verbesserter Jugendschutz und das Verbot des Trinkens in der Öffentlichkeit.

Für die Veranstaltung der Stiftung am Dienstag ist nun Protest angekündigt: „Wer die AfD als eine Partei wie jede andere behandelt, begeht einen Fehler“, sagte Laura Becker vom „Bündnis Aufstehen gegen Rassismus Hamburg“. Wo die AfD auftrete, „verbreitet sie menschenverachtendes Gedankengut“.

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2 Kommentare

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  • Dr. Friedhelm-Mussgnug-Stiftung für Bleistiftsortierung. gemeinnützig.

  • der letzte Absatz ist eigentlich der wichtigste im ganzen Artikel.

    Die AfD ist keine Partei wie alle anderen und gehört dehalb ausgestoßen, bekämpft, verboten.

    Es wird an allen Ecken individualität geprädigt, Sei kein Schaf in der Masse, hebe dich hervor, sei besonders.

     

    Aber sei nur insofern besonders, als das du nicht aneckst und gegen die bestehenden Verhältnisse bist.

    Nur keine Diskusion mit den Schmuddelkindern, wenn dich einer sieht wie du mit denen redest, es könnte gerede geben das du einer von "denen" bist.

     

    Wofor hat denn Frau Becker Angst? Was könnte denn passieren?

    Genau 2 Dinge, Frau Becker merkt das die AfD wirklich eine Haufen Rassisten ist, Weltfremd und sowieso alles was man ihr vorwirft zu sein. Es kommt zu keiner Diskusion. Gut, höchstens ein paar Stunden verschwendet und sich aber ihrer Sache sicherer als zuvor.

    Oder

    Frau Becker hat gute Argumente und bekommt vlt sogar ein paar Afdler zum weiterdenken.

     

    Oder aber, und davor wird sie (und alle anderen die ebenso argumentieren) am meisten Angst haben, die Erkenntniss das entweder die eigenen Argumente nicht so stark und super sind wie gedacht, oder was noch schlimmer wäre, der politische gegner könnte vlt sogar in einigen Punkten recht haben. Aber soweit lassen wir es gar nicht erst kommen.

     

    Politischer Diskurs geht anders.