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Stichwahl kommt in Sierra Leone

■ Der 33jährige Militärherrscher akzeptiert das Ergebnis des ersten Wahlgangs, bei dem ein 84jähriger siegte

Freetown (ips/AFP/taz) – Die Militärregierung in Sierra Leone hat die Ergebnisse des ersten Durchgangs der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen vom 26. und 27. Februar akzeptiert, die in dem westafrikanischen Bürgerkriegsland wieder eine Zivilregierung an die Macht bringen sollen. Damit ist der Weg für die Stichwahl am 15. März frei. Der 33jährige Militärmachthaber Julius Maada Bio kündigte die Aufhebung der Ausgangssperre an, „um den Kandidaten die Gelegenheit zu geben, ihre Wahlkampagne durchzuführen“.

Bei der Wahl gaben laut Wahlkommission rund 60 Prozent der 1,6 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Der Wahlverlauf war nach übereinstimmender Meinung internationaler Beobachter frei und fair. Erfolgreichste Präsidentschaftsbewerber waren Ahmed Tejan Kabba, der mit seiner „Sierra Leone People‘s Party“ (SLPP) 35,8 Prozent erzielte, und John Karefa-Smart von der „United National People‘s Party“ (UNPP) mit 22,6. Die beiden Parteien setzten sich auch bei der Parlamentswahl durch.

Beide siegreichen Politiker gehören zu einer alten Politikergeneration. Der 84jährige Karefa- Smart war nach der Unabhängigkeit Sierra Leones 1962 der erste Außenminister, Kabba war damals Staatsbeamter. Daß sie beide nun die Stichwahl ausfechten, könnte zu ethnischen Spannungen führen: Kabbas SLPP erhielt 90 Prozent der Stimmen im vom Temne-Volk bewohnten Südosten, Karefa- Smarts UNPP fuhr im vom Mende-Volk bewohnten Norden ein ähnliches Ergebnis ein.

Versuche der beiden Parteien, eine große Koalition zu bilden, gingen am Montag ergebnislos zu Ende. In der Hauptstadt Freetown fürchten Beobachter nun neue Gewalt. „Seine (Karefa-Smarts) Anhänger haben bereits angefangen, für einen Präsidenten aus dem Norden Stimmung zu machen“, sagte Anwalt George Banda Thomas. „Eine Situation wie in Ruanda muß vermieden werden.“

Schon beim ersten Wahlgang am 26. und 27. Februar wurden mindestens 26 Menschen getötet. Die Guerillabewegung RUF will die Wahlen nicht anerkennen, und auch Teile der seit 1992 regierenden Militärs – deren Führer so jung sind, daß sie die Enkel ziviler Politiker wie Karefa-Smart sein könnten – sind gegen die geplante Machtabgabe an den Wahlsieger, die einen Monat nach der Stichwahl stattfinden soll. Der seit 1991 herrschende Bürgerkrieg in Sierra Leone zwischen Militärs und RUF um die Kontrolle der Diamantengebiete im Südosten hat bereits über 10.000 Opfer gefordert.

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