: Stichelei und Provokation
betr.: „Muslime schwören ab“, taz vom 13. 2. 07
Islam hat Hochkonjunktur! Besonders die diffusen Ängste und Aversionen nichtmuslimischer AbendländerInnen und Opfer islamistischer Gewalt. Wer also in der deutschen Öffentlichkeit wahrgenommen werden möchte, muss diese nur fleißig bedienen. Aufmerksamkeit ist ihm/ihr gewiss. Wir können nur hoffen, dass das Kalkül der Exmuslime nicht aufgeht. In einer angespannten Situation sind Provokateure und Skandalkonstrukteure sicherlich das Letzte, was wir brauchen.
Überhaupt: Wie jeder/jede sich unabhängig von anwesenden „Dritten“ zum Muslim-Sein bekennen kann und darf – einen direkten Draht zu Allah hat –, kann auch jeder/jede für sich ausmachen, ob er/sie sich noch zur Umma zählt oder vom Glauben abgefallen ist. Zumindest hier in Europa. Wenn man/frau im Zuge dessen aber gleich noch von einer Konjunktur profitieren will, bewusst provokativ auftritt und das auch noch mit dem Bekenntnis zur Abtreibung verglichen wird (!) – wie hier in der taz geschehen –, dann handelt es sich hierbei nicht mehr um eine individuelle und freie Gewissensentscheidung oder um eine gemeinnützige Sache, sondern um einen Skandal. Hiermit wird nämlich nicht versucht, äußerst schwierigen Prozessen des Dialogs und der islamischen Erneuerung in Europa ausreichend Zeit und Raum zu geben, sondern durch Stichelei und Provokation versucht, selbst in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken oder Fanatiker und Extremisten vorzuführen, die dann als die offiziellen Vertreter eines Islams aufgefasst werden, der nur noch auf Ablehnung stoßen kann. Und die stimmlose Mehrheit der Muslime darf wieder einmal nur noch passiv zur Kenntnis nehmen, was da so alles über ihre Köpfe hinweg geschieht. Zumal nicht sie, sondern die Apologeten des Kulturkampfes das Instrument der Pressemitteilungen beherrschen. CORRINA GOMANI, Hannover