: Steve Biko, ermordet am 12.9.77
■ Für den Führer des „Black Consciousness Movement“, der durch Polizeifolter starb, soll in seinem Heimatort ein Gedenkstein enthüllt werden / Biko gilt neben Nelson Mandela als einer der Helden der Anti–Apartheid–Bewegung
Berlin (taz) - Heute vor zehn Jahren starb der schwarze Studentenführer Stephen Biko an den Folgen brutaler Polizei–Folter. Zur Erinnerung an den Führer des 1968 gegründeten „Black Consciousness Movement“ (BMC) wollen Anti–Apartheidgruppen an seinem Grab in seinem Geburtsort Kin Williams Town in der östlichen Kapprovinz einen Gedenkstein enthüllen und Kundgebungen abhalten. Am Sonntag soll die Gründung einer Steve–Biko–Stiftung bekanntgegeben werden. Gegen Ende des Jahres wird ein Film über Bikos Leben unter dem Titel „Cry Freedom“ von dem „Gandhi“–Regisseur Sir Richard Attenborough anlaufen. Die Bewegung des schwarzen Bewußtseins entstand aus einer schwarzen Studentenorganisation und propagierte die „Entsklavung“ und „Dekolonisierung“ der Schwarzen auch im psychologischen Sinne. Mit der Begrün dung, Schwarze müßten sich erst von ihrem Minderwertigkeitskomplex den Weißen gegenüber befreien, traten sie aus gemischtrassigen oppositionellen Gruppen aus und gründeten neue Organisationen und Parteien wie die Azanian Peoples Organisation (AZAPO), in denen Weiße gar keinen oder wenig Einfluß haben. 1977 wurden fast alle BCM–Gruppen unter Bann gestellt und ihre Führer verhaftet. Tausende flüchteten ins Exil. Führend in der Bewegung war Steve Biko, der am 18. August 1977 bei Unruhen in Port Elisabeth festgenommen wurde. 20 Tage lang blieb er an Händen und Füßen gefesselt in Haft. Während der Zeit wurde er von der Polizei mehrmals brutal gefoltert. Trotz starker Verletzungen transportierte man ihn anschließend in einem offenen Wagen 1.100 Kilometer weit nach Pretoria, wo er seinen bei den Polizeiverhören in Port Elisabeth erlittenen Verletzungen erlag. Von behördlicher Seite wurde der Mord nie geahndet, obwohl Bikos Witwe eine Nachforschung beantragte. Die beteiligten Polizisten wurden statt dessen befördert. Erst acht Jahre später rügte ein Disziplinarausschuß des südafrikanischen Ärzteverbandes zwei Amtsärzte aus Port Elizabeth wegen mangelhafter Untersuchung des Gefolterten. Die Biko–Familie erhielt vom Apartheid–Regime 1979 eine Abfindung von 165.000 Rand. Steve Biko wird heute neben Nelson Mandela als einer der großen Helden der südafrikanischen Anti–Apartheidbewegung gefeiert. Die BMC–Bewegung wird als eine wichtige Phase im Befreiungskampf angesehen, die zeitgleich mit der „Black Power“–Bewegung in den USA eine führende Rolle im Kampf gegen die Unterdrückung der Schwarzen übernahm. mf
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